„Woah, ich freu mich so über mein neues rosanes Handy! Das ist ganz toll, und es kann leuchten und glitzern, in ganz vielen bunten Farben!“
Eigentlich wollte ich das gerade fröhlich frohlockend als Status in den allgemeinen sozialen Netzwerken setzen. Getan hab ich's dann nicht. Warum? Ich kam mir schlecht vor.
Der Buschfunk bei StudiVZ oder die Pinnwand bei Facebook sind öffentliche Plätze. Wenn man dort etwas schreibt, dann in der Hoffnung, dass es gelesen wird. Ob es sich da nun um ein Geschenk handelt, die allgemeine Befindlichkeit oder die Konsistenz des Stuhlgangs ist erstmal egal. Man schreibt, um gelesen zu werden.
Deswegen überlege ich mir immer sehr genau, was ich dort poste. Ich will nicht als Angeberin gelten, deswegen poste ich nicht meine Freude über meinen neuen kleinen rosa Schatz. Ich will nicht nerven, darum nur maximal aller zwei Tage. Ich will möglichst cool und lustig rüberkommen, also schreib ich irgendwas ganz tolles.
Laut der Theorie der guten tollen Gründerin des Allensbach-Institutes (und ehemaliger Mitarbeiterin J. Goebbels), Elisabeth Noelle-Neumann ist die Öffentlichkeit ein Bewusstseinszustand. Stimmt in sofern, dass ich mir z.B., wenn ich weiß, dass ich ein Referat halten darf extra viel Schminke ins Gesicht klatsche, weil ich ja in der Öffentlichkeit gut aussehen will. Oder wenn ich mir dreimal überlege, was ich in den „Mikro-Blog“ schreibe. Dieser Bewusstseinszustand lässt unser Verhalten verändern. Menschen sind unter Beobachtung wesentlich bedachtsamer als ohne.
Was noch dazu kommt, ist die Möglichkeit, diese Statusse zu kommentieren. Manchmal schleiche ich wie ein ausgehungerter Tiger um meine Startseite, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Gut, ich bin auch eine Attention-Whore, aber ich schätze, es geht vielen Leuten so (weil es IMMER mehreren Leuten auf der Welt genauso geht wie einem Selbst – Aber zum Thema eingebildeter Individualität sage ich später mal noch etwas). Warum ist das nun so?
Also, wir haben ja eine gewisse Form von (geistiger) Arbeit in unseren Post gesteckt, er ist unser kleines Baby und außerdem ist da noch der nicht zu verachtende Punkt, dass wir geliebt werden wollen. Selbst Leute, die diese Behauptung von sich weisen, brauchen die Zuwendung von anderen Menschen, sonst würden sie das gar nicht erst sagen und sich nicht rechtfertigen. Außerdem stimmen mir die meisten Leute hier zu, diejenigen, die das nicht tun würden, wären nicht auf diesem Blog, weil ich bezweifele, dass sie sich dann für die Meinungen einer 20-Jährigen Studentin interessieren würden. Und das waren eben verdammt viele Konjunktive.
Was dann aber Leute dazu antreibt, ihren Tagesablauf dort festzuhalten oder ihrem Schnuckelpupsschatz zu sagen, wie sehr sie ihn lieben.
Keine Ahnung.
Haben wir wieder was gelernt:
- Wenn ihr einen Status kommentiert oder selber einen reinsetzt, beobachtet euch selbst. Teilweise sehr interessant.
- Auch wenn ihr allein lebende Eremiten seid würde ich mich darüber freuen, wenn ihr hier lest.
- Weihnachten ist auch nur ein Tag wie jeder andere auch, und ich würde mich am liebsten selbst dafür hauen, dass ich den „Zauber nicht spüre“
- Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass die Bild uns sagt, wir sollen den verdammten Zauber spüren
- Online-Shopping!
Kisses, xx
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen