Sonntag, 30. Januar 2011

Wahrnehmung in Zeiten des 3D-Kinos



Wahrnehmung ist ein Prozess, bei dem das Individuum relevante und irrelevante Informationen aus seiner Umwelt sortiert und entsprechend seiner eigenen Prädispositionen kognitiv verarbeitet.

Ja, ich kann das jetzt auswendig. Und was hat mir das in der Klausur gebracht? Nix.

Die Realität. Uff. Eigentlich ist das doch eine ganz eindeutige Sache, oder? Das, was uns umgibt und was wir wahrnehmen ist die Realität. Hier kommt das Wörtchen „Prädisposition“ ins Spiel: Prädisposition sind Denkmuster, die im Geist des Menschen schon vorhanden sind und die Wahrnehmung um einiges beschleunigen und unserem Geist und Charakter anpassen. Und diese Prädispositionen müssen nicht zwangsläufig bei jedem Menschen gleich sein, nicht mal das Wahrnehmen an sich muss gleich sein:

Mein Freund und ich zum Beispiel sind nicht fähig, 3D zu sehen – Er durch eine Augen-Fehlstellung von Geburt an, ich durch einen Unfall, als ich zwei Jahre alt war. Dabei ist mein rechter Sehnerv angerissen worden. Wir haben beide keine räumliche Sehkraft, wohl aber Vorstellungskraft. Das heißt, wir nehmen unsere Umwelt bedeutend anders wahr, als normal sehende Menschen. Man kann es sich so vorstellen, wie ihr den Fernsehbildschirm seht. Dafür ist Fernsehen für mich sicher realistischer ;)



Das sich unsere Sicht auf die Dinge so von der Sicht  der meisten anderen Leute unterscheidet, hat ja physiologische Gründe – aber es gibt noch viele andere Gründe, so bedeutet „Prädisposition“ ja nicht nur körperliche Einstellung, sondern auch geistige: Nämlich die guten alten Vorurteile, die sich auch auf unsere Wahrnehmung niederschlagen. Interessanterweise nimmt der Mensch nämlich wesentlich lieber Dinge in sein Kurzzeitgedächtnis auf, die seinen eigenen Prädispositionen entsprechen: Er versucht kognitive Dissonanz zu vermeiden, würde der Sozialwissenschaftler sagen (und da ich ja eine bin, sage ich das auch so).

Kurzum: Wir leben zwar alle in derselben Welt, aber wir teilen nicht denselben Horizont. Gut, gut, das hat Adenauer gesagt, aber das sollte man bei Konflikten immer bedenken: Der andere empfindet die Welt vielleicht ganz anders als ihr selbst.

Haha, habe ich es auch hier wieder zu einer universalen Moral gebracht. Und jetzt bemitleidet mich für meine 3D-Unfähigkeit. Das schränkt nämlich die Filmauswahl im Kino in letzter Zeit drastisch ein.


Haben wir wieder was gelernt:

  • Ich habe das Wort Prädisposition ganz schon oft benutzt - aber mir fällt kein gutes Synonym ein :L
  • Montag ist dann die nächste Prüfung. Yeah, das wird ein Blutbad.
  • Das war die emotionalste Familienfeier aller Zeiten. Faszinierende Erfahrung, Ehrlichkeit rockt. Ich bin tatsächlich mal zufrieden mit meiner momentanen Aufenthaltsort, obwohl ich die Provinz hasse
  • Ich muss morgen das erste Mal nach anderthalb Jahren Autofahren. Wah. 
  • Warum irritiert es mich eigentlich so sehr, dass sich jemand bei Studi-VZ gelöscht hat? Ist doch eigentlich nichts dabei.


Yeah, xx



Donnerstag, 27. Januar 2011

Dinge, die man während einer Klausur nicht denken sollte:





…Mein neuer Nagellack ist ja gar nicht Magenta, sondern Kirschrot. Oder eher Dunkelrot?

…Mmh, anderthalb Stunden Schlaf vor einer Klausur sind definitiv zu wenig.

....Warum sind Bananen eigentlich so gesund? Ist doch eine Menge Zucker drin?

...Das Top von der Aufpasserin passt nicht zu ihren Haaren.

… Objektivität my Ass. Ich hab mir extra morgens nochmal die drei Foliensätze durchgeschaut, von denen ich keine Ahnung hatte. Und 80% der Klausur bestanden genau aus dem Zeug, dass ich dabei großzügig überlesen habe.

...Karthasis ist ein schönes Wort, darum sollte ich es bei jeder sich bietenden Gelegenheit verwenden.

…Wer zur verdammten Hölle ist Westerstahl und was hat der erforscht?! Ich schwöre, bei allem was zwei Beine hat, ich habe diesen Namen noch nie gehört. Und dementsprechend auch nicht wie er Objektivität definiert.

…wenn der Typ neben mir weiter mit dem Fuß rumtappelt, nehme ich meinen Kuli und steche ihm damit die Augen aus.

…Ein Männlein steht im Walde…~

…vielleicht hätte ich doch mal zur Vorlesung gehen sollen…

…obwohl – neeeeee.

…Okay, ich hab keine Ahnung, was Schulz an Rosengren kritisiert hat, und wer das überhaupt ist, also erzähle ich einfach, was ICH kritisieren würde und schreib dann Schulz drüber



Kurzum: Es war schlimm. Ich habe zielgerichtet das Falsche gelernt, die Themen, die zu denen ich ganze Romane diktieren könnte, kamen nicht dran und nicht mal Modelle zeichnen durfte man.


Trotzdem: Jetzt, nachdem ich nachgeschaut habe, was ich hätte hinschreiben sollen, muss ich Lachen.

Ich hab bei den Objektivitätsvergleichen mit extramedialen Daten tatsächlich komplett richtig geraten (Nur durch scharfes Nachdenken und ein bisschen Glück!) und Schulz‘ Kritik an Rosengren ist tatsächlich meiner Meinung nachempfunden. Guter Junge.

Bildungssystem Yeah.



Und um diesem Post noch ein bisschen Substanz zu geben:

Impressionistische Kunst mit Pinguinen


Donnerstag Mittag nach Schneefall und furchtbarer Klausur in den Zoo gehen ist schön.



Yeah, xx





Mittwoch, 26. Januar 2011

Freier Wille und die Entstehung eines Schminktussi-Blogs




Ich bin eine Shopping-Tussi. Ja, ich könnte sogar problemlos einen Schminktussi-Blog eröffnen und hätte in einem Monat 100 Leser! Aber woher kommt eigentlich der Drang, Dinge zu kaufen, der Drang, eine Familie zu gründen und ein Haus zu bauen, der Wille, besser zu sein als Andere?
Haben wir eigentlich einen freien Willen oder sind wir Opfer unserer Triebe, unseres Gesellschaftsvertrags und des Determinismus (die „Vorausbestimmung“ der Welt – oder das Schicksal.)?

Zuersteinmal, was ist Freiheit der Entscheidung? Zunächst braucht man Entscheidungsalternativen, und es darf keinen Zwang zu einer Entscheidung geben. Das sind die Basics der freien Entscheidung. Also: Ich darf nicht von meinem Freund gezwungen werden einen Schminktussi-Blog zu eröffnen, und es muss auch noch andere Formen des Blogs geben. Es darf also weder eine allgemeine Beschränkung der Sachlage erfolgen, noch eine persönliche Schranke.

Vor der Entscheidung steht aber zuallererst der Wille. Und wie bildet der sich? Das ist eine Frage, über die sich die meisten Berufsphilosophen die wertvollen Schädel einschlagen: da gibt es die weichen Deterministen, die Kompatibilisten oder die Libertarier. Alle Strömungen haben verschiedene Einstellung zur Freiheit und zum „Schicksal“ - ob man die Beiden vereinen kann, ob es das „Schicksal“ (oder sagen wir besser: den Weltwillen) überhaupt gibt oder ob das alles egal ist und man jetzt erst mal ein Bier trinkt.
(Im Übrigen, das ist auch mein Kritikpunkt an euch Philosophen – aus der Sicht einer Empirikerin wie mir sind eure Streitereien ziemlich kindisch. Und nein, kommt mir jetzt nicht mit den gefühlten 3000 Denkschulen in der Soziologie. Die sind sich wenigstens im Thema einig! Und kommt mir nicht damit, dass Kommunikationswissenschaften an jedem Institut einen anderen Namen haben. Das ist was GANZ was anderes. Philosophen haben die heilige empirische Pflicht, als nutzlos abgetan zu werden!)


Fakt ist jedoch: In meinem unphilosophischen Hirn muss sich die Entscheidung entwickeln, dass ich jetzt unbedingt alle meine Lippenstifte (3) in die Kamera halten und dazu ein 2 seitiges Essay über ihren „Glow“ und ihre „cremesheen-peachige Farbabgabe“ verfassen muss. Und dann muss ich ohne Einschränkungen diesen Willen zum Wollen und schließlich zur Tat machen.

Aber woher kommt nun der Wille dazu? Ist es vorbestimmt, dass ich lieber etwas über den Determinismus schreibe anstatt über meinen ultrageilen braunen Lippenstift? Oder ist die Entscheidung dann frei, sobald sie aus meinem Gehirn hervorplobbt? Was ist mit meinen Voreinstellungen/Prädisposition – bestimmen die nicht auch mein Verhalten? Viele schöne Fragen, und wie immer hat Schopi-Schopenhauer dazu ein schönes Zitat parat:

„Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will“

Damit schließe ich meine Gedankenkette und warte auf die empörten Aufschreie der Make-Up-Bloggerinnen.

Haben wir wieder was gelernt:

  • Ich habe mittlerweile sogar fast die Hoffnungg, KoWi eventuell zu bestehen und morgen nicht als Leiche aus dem Prüfungsraum transportiert zuwerden.. Das ist eine gewaltige Verbesserung gegenüber gestern!
  • Ich kann den Schauspieler von Dr. Cox, John C. McGinley auch in einem Thriller nicht ernst nehmen. Aber „Identity“ ist ein sauguter Film, kann ich nur empfehlen.
  • Man kann sich auch einen Tag lang nur von Chips und Kuhflecken-Schokolade ernähren.
  • Ich lese unheimlich gerne Make-Up-Blogs
  • Wer wissen will, was ich eigentlich die ganze Zeit so schönes lerne, Bitteschön: 




Yeah, xx



 http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille#Bedingte_Willensfreiheit
 http://www.philosophieverstaendlich.de/freiheit






Dienstag, 25. Januar 2011

Bulimie-Lernen - oder: Was ist Wissen?



Ich lerne eigentlich wirklich gerne neue Dinge. Darum studiere ich ja auch, und dann noch ein Fach, das interdisziplinär ist. Also verschiedene Fachrichtungen miteinander verbindet: Soziologie ist ja eine Mischung aus Psychologie, Politikwissenschaften,  Statistik/Mathematik, Sozialökonomie und VWL. Kommunikationswissenschaften ist noch schlimmer, ist nämlich eine synoptische Wissenschaft (aber das sage ich grade nur, um mir selbst zu versichern, dass ich doch eigentlich schon ganz viel weiss für die Klausur am Donnerstag).

Mir stellt sich nur bei meinem momentanen Lern-Marathon die Frage: Lerne ich denn wirklich was? Lerne ich etwas, indem ich die Formulierungen meines Methoden-Professors auswendig aufsagen kann? Lerne ich etwas, wenn ich 30ste Definition von wissenschaftlicher Methodik in den Kopf prügele (Wissenschaft muss kritisch, empirisch, kontrolliert und systematisch sein!)? Lerne ich was, wenn ich verzweifelt versuche die Foliensätze vom Makrosoziologie-Prof aufzutreiben, weil ich wissen will, wie GENAU er die Lösungen formuliert? Bloß, damit ich keine geistige Eigenleistung aufbringe oder selber etwas formuliere?

Wissen muss allerdings nicht unbedingt anwendungsorientiert sein, und die Ausbildung an der Universität ist nicht dazu gedacht, mich für einen Beruf auszubilden. Allerdings finde ich es wenig hilfreich, wenn man die Studenten das Best-Of der schönsten Kommunikationsmodelle auswendig lernen lässt. Man könnte mir jetzt vorwerfen, ich sei bequem und das wird man ja wohl noch von Abiturienten und der zukünftigen Staatselite verlangen dürfen. Aber: Was bringt das denn?

Sollte die Staatselite nicht ihren Kopf einsetzen um praktische Probleme zu lösen?
Sachaufgaben in der Universitätsklausur?

Okay, es muss ja auch wissenschaftlichen Nachwuchs geben, und um neue Theorien zu entwickeln, sollte man die Alten kennen. Aber alle Studierenden deswegen in die Tiefen der Wissenschaftstheorie hinabstoßen?

Ja, eigentlich schon. Denn ohne die Grundlagen und Hintergründe zu kennen, kann man auch keine Probleme angehen und lösen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass man einen Mittelweg finden sollte, der Theorie und Praxis optimal verbindet. Und dazu muss ich nicht die (ungelogen) 23ste Modellzeichnung zum Uses-and-Gratifications Ansatz nach McQuail kennen.

Wirklich nicht.

Haben wir wieder was gelernt:

  • Ich mag das Bachelor und Master-System eigentlich, es ist eine gute Idee, die Abschlüsse insgesamt zu vereinheitlichen. Aber: SETZT ES ORDENTLICH UM und tretet den Professoren in den Arsch, dass sie ihr Pensum dann auch kürzen!
  • War das Lernen in der Schule auch schon so nervig viel?
  • Sich selbst vom Lernen abhalten kann ich offenbar echt sehr gut :L
  • Ich besitze jetzt die allererste Handtasche meines Lebens!
  • ...Und sie ist komplett mit pinkem Inventar gefüllt!

 Yeah, xx




Samstag, 22. Januar 2011

Liebe CDU...



Ihr habt euch ja HIER schon einmal gehörig in die Nesseln gesetzt (okay, okay, es war eure Schwesterpartei, die bayrische CSU - aber mal ehrlich - ihr gehört zusammen.), indem ihr eure politischen Gegner lächerlich machen wolltet. Ich kann ja auch wirklich verstehen, dass es grade harte Zeiten für euch sind, vor allem in Baden-Württemberg.  Es gab Zeiten, da hattet ihr in diesem Bundesland traumhafte Umfrageergebnisse von 54%! Und jetzt?

Laut infratest dimap 12/10 krebst ihr in BW bei 39% herum. Euer größter politischer Feind: Die Grünen mit traumhaften 28 %. Eine Koalition wäre im Zweifelsfall ausgeschlossen, und momanten wäre nichtmal die FDP an eurer Seite. Traurig, Traurig.

Aber muss man deswegen gleich die Kindergartenschaufel auspacken und DAS hier veranstalten?

http://www.die-dagegen-partei.de/

Yeah CDU! Partei der Gerechten! Partei der Geknechteten! Ihr wollt ja immer nur das Beste für euer edles Volk, und das muss ja nicht immer wissen, was am Besten für sie ist.

Deswegen sollte man auch schon in der Schule damit anfangen, damit bloss keine "Demokratiegedanken" oder ähnlicher Schwachsinn aufkommen! Wenn man als Wahlbürger gar die Alternativen zu den etablierten Parteien kennen würde, wo würden wir da hinkommen?

Deswegen hat die CDU-BW (mal wieder der gute Herr Mappus!) beschlossen, dass in Podiumsdiskussionen an Schulen außerparlamentarische Parteien wie z.B die Piratenpartei nicht teilnehmen dürfen. Mehr noch - diese Anweisung an die Schulen sollte eigentlich geheimgehalten werden, und nur durch gezieltes Nachfragen der PiratenPartei wurde diese Sache öffentlich.

http://www.piratenpartei.de/Pressemitteilung-110121-Regierung-schraenkt-politische-Neutralitaet-der-Schulen-ein

Liebe BWler - bitte werdet zu Protestwählern. Für die Demokratie!


Haben wir wieder was gelernt:

  • Die CDU ist sich ihrer Sache entweder zu sicher oder zu unsicher
  • Alkohol macht böse Dinge! Der schreibt zum Beispiel viele Internet-Nachrichten und Pinnwandeinträge! Ganz alleine!
  • Terror Train ist ein sehr wertvoller und cineastisch anspruchsvoller Film. Und spielt zu 80 Prozent im Dunkeln  
  • Soviel zu meinem Blogfreien Wochenende :L


Yeah, xx

Freitag, 21. Januar 2011

Heute...

...gibt es nur diesen verkrüppelten Mini-nichtssagenden-persönlichen-Laber-Eintrag. Den ersten übrigens! Ich entschuldige mich, aber mein Kopf ist dank drei Tagen Kommunikationsforschungs-Lernen grade kurz vorm Explodieren, ich fühle mich elendig und werde mich gleich mit diesen guten Freunden ins Bett rollen:

Das Soziologie-Regal ist wie immer mein Freund



Heute frisch erkauft, nebst neuen Schuhen (empirischer Beweis: Schuhe kaufen MACHT glücklich!) und wesentlich zu kleinen Klamotten (Ich hasse New Yorker-Größen. Ist meistens Glücksspiel, ob die  jeweilige Größe passt. Ich meine, okay, wenn sich die Größen verändern, um das Ego der Käuferinnen zu schonen, aber wenn ich in ein T-Shirt Gr. 34 reinpasse, würde ich das gerne auch bei einem Top Gr. 40 tun)

Außerdem habe ich diese Woche erfolgreich ein Leben gerettet:

Man bewundere meinen tollen Barbierosapinken Glitzer-Nagellack!


Dieses arme Ding stand halbtot im Netto, und der werte Herr Freund hat sie mir zum Gesundpflegen geschenkt - Hier ist sie jetzt also in vollster Pracht!

Und um endgültig alle Tussen anzuziehen und alle ernsthaften Leser zu verscheuchen, hier meine heutige Arbeit: Meine Nagellacke auf ein Blatt malen und Namen dazuschreiben, und dabei schon erwähnte Mörder-Kopfschmerzen bekommen:





Bin ich jetzt cool oder was?

Ich geh schlafen, und verschone euch mit weiteren Meckerorgien. Danke für die Aufmerksamkeit.

Yeah, xx

(Soll ich eigentlich mehr aus meinem unheimlich aufregenden Leben schildern oder wollt ihr lieber harte, politische und gesellschaftliche Fakten pur?)

Mittwoch, 19. Januar 2011

Moralgedanken an der Supermarktkasse

Klischeehaftes Hipster-Bäume-Winterbild ist klischeehaft!


Die Supermarktkasse – ein wunderbares Biotop, an dem sich Lebensentwürfe treffen – nirgends sonst sieht man sie Lebenseinstellung besser als auf dem (grundsätzlich viel zu kurzem) Laufband. Babybrei oder Wodkaflasche? Oder Beides? Allerdings will ich auf etwas Anderes hinaus:
Nach dem Kassieren bleibt einem ein Zeitfenster von etwa 6 Sekunden, um seine Sachen wegzuräumen (natürlich nur, wenn man nicht so vorausschauend war und einen Korb bei sich hat und schon alles brav vom Band wieder zurückgeräumt hat). Leider war das meinem werten Herren Freund Sonntag Abend im Bahnhofs-Lidl nicht möglich – was ihm egal war, aber mich zum wilden Rotieren und den Mann hinter ihm zum Rumschnaufen gebracht hat.

Interessant daran: Warum ist mir so ein natürliches „schlechtes Gewissen“ eingeimpft, bloß nicht schlecht aufzufallen? Es gab ja keinen objektiven Grund dafür, in dieser Situation Stress zu machen. Den gibt es nämlich an und für sich gar nicht – wenn man nach dem Kassieren eben länger zum Wegpacken braucht, ist das doch eigentlich nicht schlimm.  Genau genommen resultieren die meisten unserer Moralvorstellungen und -taten aus einem Gesellschaftsvertrag, ohne den das menschliche Zusammenleben nicht funktionieren würde.

Eigentlich ist der Mensch ja eher daran interessiert, seinen eigenen, persönlichen Nutzen zu maximieren. Schlechte Voraussetzung für eine Gesellschaft, in der nicht gestohlen, gemordet und zu lange an der Kasse gestanden wird. Und da sich unsere Regeln (/Gesetze) ja irgendwie durchsetzen müssen, hat man eben dieses „eingeimpfte“ schlechte Gewissen (wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung). Natürlich gibt es trotzdem Morde, Diebstähle und Philosophen, die tatsächlich länger als 7 Sekunden zum Wegpacken ihrer Einkäufe brauchen – allerdings in geringem Ausmaß.

Oder ist es nur meine verquere Erziehung, die mir einen solchen Respekt einhaucht? Was denkt ihr, wie kommt unser Gesellschaftsvertrag zustande? Und wie hält er sich selbst am Leben?

Ein edles Tier. Mit Klöten und Kuschelstamm!
Haben wir wieder was gelernt:
  • Sie hörten laßen eine weitere Folge von: „Texte, die ich schreibe, während ich Kommunikationsforschung lernen sollte“
  • Ich darf auf das extrem geile selbstgemachte Pink-Flamingo-Headerbild hinweisen.
  • Faszinierend, dem Zwerghamster beim Gehege saubermachen zuzuschauen, während die Meilensteine der Fachentwicklung vor einem liegen. (Selective Exposure. Yeah!)
  • Es hat genau 3 Stunden voller Freude gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die ausfallende „Theorie der Soziologie“-Klausur nur die Diplom-Studenten betrifft. Bachelor Yeah!
  • Der Dresdner Zoo-Löwe ist sehr edel, kuschelt mit einem Baumstamm und hat die geilste Aufstehtechnik der Welt. Und seine Liegetechnik hat viel Ähnlichkeit mit anderen sozialen Akteuren in meinem Umkreis


Yeah, xx


Montag, 17. Januar 2011

Ausbeutung bei LUSH



Ich bin war ein riesiger Fan der Marke Lush, aber es hat mich schon immer etwas irritiert, dass die Verkäuferinnen dort ein Honigkuchenpferdelachen ins Gesicht gemeißelt haben. Kaum hat man den Laden betreten stürmen sie auf einen zu, um zu „beraten“. Das man dort sofort geduzt wird geht mir auch auf die Nerven, ist aber in vielen Firmen Strategie (z.B. bei Ikea). Ich dachte immer, es muss einen Grund geben, warum die Verkäufer dort so fröhlich und motiviert sind.

Jetzt hab ich ihn.

In den Läden herrscht ein geradezu sektenhaftes Klima, es herrscht Angst und derselbe ausbeuterische Psychoterror wie bei Schlecker oder Starbucks. Gut, ich frage mich, warum ich so schockiert bin: Ich kaufe ja auch nix bei Schlecker, weil ich gegen diese Praktiken bin.

Aber LUSH hat sich ein so monströses Image aufgebaut als Tier- und Naturschützer, sie verkaufen vegetarische und vegane Produkte und schreiben auf ihre Tüten „fröhliche Menschen machen fröhliche Seife.

Bullshit.

Im ganzen Laden gibt es meist nur eine Festangestellte, alle anderen Mitarbeiter sind 400-Euro-Kräfte, die jederzeit um ihren Job fürchten müssen. Deswegen werden sie gerne zu „freiwilligen“ Aktionen oder Sonderschichten zitiert, oder zur unbezahlten Nacharbeit. Immer mit dem Aspekt „Wenn du magst, kannst du dirs bezahlen lassen...“. Natürlich. Am Schlimmsten finde ich es, dass Mitarbeiter eine „Persönlichkeitsstörung“ attestiert bekommen, wenn sie zu wenig verkaufen oder sich gegen diesen Druck wehren.

Mich regen diese Praktiken an sich schon auf. Aber von einem Unternehmen mit diesem Image, dass nicht mal einem Preisdruck unterliegt (Lush ist ja auch nicht sonderlich preiswert.) hätte ich das nicht erwartet.

Ich bin grade wirklich traurig.

Haben wir wieder was gelernt

  • Ich habe Lush wirklich geliebt, aber diese Ausbeutung kann ich nicht mittragen. Ich werde dort wohl nichts mehr kaufen. 
  • In England soll es angeblich anders laufen, und die Situation in Deutschland ist der hiesigen Firmenführung zu verdanken.  
  • Ich bin wirklich enttäuscht, von der großen, weiten, bösen Welt. Ich rolle mich jetzt ein und betrauere meine letzten 8 Lush-Kugeln.
  • Das muss nicht in allen Läden so praktiziert werden, und das könnte sich auch schon geändert haben. Aber hinterfotzige Geschäftspraktiken ändern sich nicht so schnell, weil sie sich lohnen. 


Yeah, xx





Sonntag, 16. Januar 2011

Demokratie



Was ist wohl die beste Gesellschaftsform? Strebt alles auf die Demokratie zu, was viele Revolutionen auf der Welt zeigen (z.B. die Verfolgung des Wahlbetrugs im Iran) oder ist es vielen Menschen nicht einfach vollkommen egal, in welchem System sie leben? 

In unserer repräsentativen Demokratie ist es so, dass wir alle ~4 Jahre einmal wählen gehen, dort zwei Kreuzchen machen (wobei da auch nicht ganz geklärt ist, inwieweit sich die Bevölkerung da von ihrem Verstand und politischer Überzeugung leiten lässt. Viele wählen aus Gewohnheit/Sympathie/schicker Frisur eine für sie vielleicht „falsche“ Partei.) Und: Man kann nicht differenzieren – Wenn ich zum Beispiel die Familienpolitik der CDU ganz toll finde, aber mit dem Rest absolut nicht zufrieden bin, was soll ich dann machen? Muss ich uneingeschränkt alle Ressorts einer Partei vor mir vertreten können, um sie als wählbar einzustufen? Wenn es danach ginge, findet man bei jeder Partei ein „Haar in der Suppe“.



Dennoch wird in der Demokratie davon ausgegangen, dass der Massenwillen die Entscheidungsträger beeinflusst und das „Richtige“ entscheidet. Merkmal der Demokratie ist es Entscheidungsprozesse auszuhandeln, um Kompromisse zwischen unterschiedlichen ideellen Strömungen, Interessengruppen und sich gegenseitig kontrollierenden staatlichen Institutionen zu finden. So weit, so gut.

Aber: Wer ist den an der Bildung des „Massenwillens“ beteiligt? Das Wahlvolk, richtig? Und wie bildet sich das? In der Regel durch einseitige Berichterstattung (denn ehrlich, wer nutzt mehr als einen Nachrichtenkanal, wer liest mehr als eine Zeitung?) die er sich selbst aussucht – der Mensch ist gar nicht daran interessiert, anderslautende Meinungen zu hören, sondern will sein eigenes Weltbild bestätigt sehen. Ist das ein informierter Mensch?

Natürlich gibt es in der Demokratie aktive und passive Teilnahme. Aber auch als passiver Teilnehmer am System „Demokratie“ sollte man sich informieren, und dem ist nicht so. Ist deswegen die Demokratie ein schlechtes System? Nein. Ideell gesehen ist sie genauso gut oder schlecht wie der Anarchismus, Despotismus oder Kommunismus. Sie ist eine gute Gedankenkonstruktion, und sie könnte funktionieren.

Aber sie scheitert am Wesen des Menschen.



Haben wir wieder was gelernt:

  • Zweistündige politische Diskussionen, bei denen sich am Ende alle gegenseitig anbrüllen sind mir wirklich sehr lieb. Ich sollte nur lernen, mich nicht emotional an meine Meinung zu hängen. Endet nur in hysterischem Rumschreien. Entschuldigung nochmal dafür.
  • Der Kinofilm „Devil“ ist tatsächlich nicht schlecht. Die Story ist nicht bahnbrechend, aber es ist ja auch ein Horrorfilm. Und der Schwarze stirbt erst als Zweiter, ein Skandal!
  • Morgen geht es zu den Pinguinen in den Zoo, und darauf freue ich mich sehr!
  • Warum stehen nachts um Zwei 17 Hipster im Curry & Co und wollen eine Wurst?
  • LA MER!


Yeah, xx



Donnerstag, 13. Januar 2011

Ein Blick hinter die Fassade der CSU

Ich bin ja kein großer Fan der Parteien mit dem großen C. Aber irgendwie...ist die Verzweiflung der Bayern ganz niedlich. Aber nur irgendwie:




"Ein Blick hinter die Fassade der Grünen" 

 vom offiziellen Youtube-Channel der CSU





Wenn man selber keine Ideen hat, diffamiert man halt den politischen Gegner - Klasse Strategie!

Seit jeher regiert die CSU in Bayern, seit der letzten Wahl allerdings notgedrungen mit der FDP und nicht mehr alleine. Und jetzt scheinen sie zu befürchten, auch das bald nicht mehr zu können - Ich bin gespannt, es käme einer Revolution gleich, wenn die CSU in Bayern nicht mitregieren würde.

Haben wir wieder was gelernt:

  • Bitte, liebe Bayern, sorgt für eine politische Revolution in Bayern! Ich würde mich nicht mehr einkriegen vor Freude. Ich bin ja in Bayern aufgewachsen und damals war es schon so, dass viele nur aus Gewohnheit CSU wählen.
  • Sind hier eigentlich Tussi-Beiträge gewünscht? Also so mit Schminken, einkaufen und buntem Matsch? Ich meine, das soll ja irgendwann mal ein Politik-Blog für Frauen werden, und die muss man ja irgendwie ködern... Hilft's, wenn ich Chanel, P2, essence, Lush, Abnehmtipps und Traummann ganz oft hintereinander schreibe?
  • Ich hab schon 5 Google-Suchwörter, und bin begeistert, was manche Leute da eingeben. Und wie sie dann zu mir kommen.
  • 50 Liter Einstreu + 1 Bettkasten + 7 alte Klorollen + 1 Hamsterspielplatz + 2 Hamsterholzhäuser = Hamstertraumgehege - und was macht das Tierchen? 5 Stunden lang im Rad laufen und seinen flauschigen Arsch nicht aus dem alten Käfig bewegen :L


Sagt Hallo zu Ophelia, der dsungarischen Zwerghamster-Mademoiselle!



Kisses, xx


http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-01/csu-gruene-video

Wahlversprechen




Es wird ja gerne herumgeunkt, dass Wahlversprechen grundsätzlich gebrochen werden und das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Aber wie sieht das wirklich aus? Wurden die Wahlversprechen der späteren Regierungsparteien in Deutschland eingehalten oder tatsächlich gebrochen?

Unsere derzeitige Regierung befindet sich ja nochnichtmal ganz an der Hälfte ihrer regulären Amtszeit, daher wäre es unfair jetzt schon zu schauen, inwiefern die Versprechen eingehalten wurden. Allerdings kann man jetzt schon sagen, dass es nicht grade vielversprechend aussieht:

Die FDP zum Beispiel hatte zur Bundestagswahl 2009 unter anderem versprochen, die Vorratsdatenspeicherung zu beenden, den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu verhindern und ein einfacheres Steuergesetz.

Ob und inwiefern das Steuersystem vereinfacht wird ist zwar noch nicht ganz klar, aber es scheint zumindest auf den Weg gebracht und innerhalb der nächsten 2 Jahre machbar.
Was den Einsatz der Bundeswehr im Inneren betrifft, kann man sich leicht in Wortklauberei verlieren, aber es steht ja im Raum, eine neue „Superbehörde“ aus Bundespolizei und BND zu gründen. Das wäre zwar kein Einsatz der Bundeswehr, allerdings lässt mich das Bild von einem deutschen „FBI“ schon ein wenig schaudern.
Zur VDS hatte ich HIER schon etwas gesagt, und sie läuft, und läuft, und läuft....



Aber, wie gesagt, zur Halbzeit will ich da noch nicht urteilen, also schauen wir uns mal Versprechen vergangener Tage an.


Bundestagswahl 2005, CDU:

„Kanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) am 20. Juli 2005: „Ich habe gesagt, ich will keine große Koalition, und es wird sie auch nicht geben.“
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/989/398774/text/; Süddeutsche vom 05.10.2005.

Mmh, das war wohl nix. Gut, das ist jetzt erstmal keine offizielle Versprechung gewesen, nur eine gewisse Art von Parteipolitischer Strategie. Also weiter.

Bundestagswahl 2005, SPD


"Eine Anhebung der Mehrwertsteuer würde angesichts der der zeitschwachen Binnennachfrage in die falsche Richtung weisen und die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung gefährden." (Wahlmanifest S. 58)


Anfang 2007 wurde die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent angehoben.


Landtagswahl 2008 Hessen, SPD

"Die SPD sagt ganz klar: Der Zugang zu Hochschulen muss für alle unabhängig vom Geldbeutel der Eltern möglich sein. Deshalb wird eine SPD-geführte Landesregierung alle Studiengebühren innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Regierungszeit abschaffen." (Wahlprogramm S. 57)

Am 03.06.08 erfüllt, mit den Stimmen der Linken, wodurch ein anderes Wahlversprechen gebrochen wurde – zumindest in der öffentlichen Debatte: Die Ypsilanti-Affäre drehte sich ja damals darum, dass die SPD mit der Grünen koalierte, unter Zustimmung der Linken. Das ist keine Koalition. Aber letztendlich war das der Genickbruch, die Regierung scheiterte, als sie nochnichteinmal begonnen hatte.


Das Problem ist, dass viele Versprechungen so schwammig ausgedrückt sind, dass man kaum sagen kann, ob sie nun erfüllt wurden oder nicht. So schrieb die SPD in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2005:

„Entwicklung von wirkungsvollen Bekämpfungsinstrumenten gegen neue Kriminalität im Bereich Internet, E-Commerce, Geldwäsche, Kreditkartenbetrug (S.34)“

Sind sie nun für die Vorratsdatenspeicherung oder dagegen? Die SPD hatte dann in der Regierung dafür gestimmt, als sie dann wieder in der Opposition waren, zeterten sie dagegen.

Trotzdem bin ich der Ansicht, dass man nicht zu sehr mit der Regierung ins Gericht gehen sollte. Eher mit den Leuten, die ständig herumzertern, wie furchtbar und undemokratisch unsere Regierungen agieren. Das ist nämlich Mist (Außer natürlich bei berechtigten Zweifel wie z.B. bei Stuttgart 21) Meistens werden nämlich nur die Versprechen, die GEBROCHEN werden rausgeholt, nicht allerdings die, die eingehalten werden, und seien sie noch so schwammig. In den Wahlprogrammen stehen oftmals auch Sachen, die zwar nicht bis zum Ende ausformuliert sind, aber trotzdem ausgeführt werden (z.B. Hilfe und Entlastung von Familien). Und das sind dann durchaus erfolgreiche Programme der Politik.


Haben wir wieder was gelernt:
  • Politik ist ein matschiges Geschäft.
  • Ja, viele Wahlversprechen werden nicht gehalten. Aber mindestens genausoviele werden auch eingehalten, auch wenn das meist eher kleinere Versprechen sind 
  • Warum hat Barack Obama einen Melonen-Zitronen-Eisbecher MIT Kirschsoße bestellt?
  • Ich will den Job als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut! Weil ich das kann, und weil ich toll bin, und weil ich tollen Kaffee kochen kann.
  • Ich hab endlich Barbierosa-pinken Nagellack und liebe ihn. Sehr. 

Kisses, xx



Montag, 10. Januar 2011

Zensus 2011



Ich bin tatsächlich fasziniert davon, dass es offenbar sehr viele Leute gibt, die nicht wissen, dass gerade eine Volkszählung stattfindet. Der Zensus 2011 ist die erste größere Befragung des deutschen Volkes seit 1987 (Bzw. 1981 in den alten Bundesländern). Dieses Jahr wird nun ein EU-Gesetz umgesetzt, denn Deutschland hatte sich schon 2001 nicht am Zensus beteiligt. In meiner Brust schlagen dazu zwei Herzen.


Ach ja: Ich benutze „Zensus“ und „Volkszählung“ als Synonyme. Volkszählung betrifft eigentlich nur Vollerhebungen, und es muss ja „nur“ ein Drittel der Bevölkerung Auskunft geben. Aber da alle Melderegister „abgegrast“ werden und nur ein Drittel davon überprüft, ist das für mich eine Volkszählung. Punkt.

Meine soziologische Sichtweise

Als angehende Statistiksklavin aka Soziologin (und sei es nur im ersten Semester) bin ich natürlich von den Möglichkeiten einer Volkszählung mehr als begeistert. Unsere momentanen Daten sind komplett geschätzt, seien es nun die Anzahl der Personen pro Alterskohorte (sprich – wie vielen Leuten müssen wir demnächst Renten auszahlen?), die Anzahl der Erwerbslosen (was etwas anderes ist als die Arbeitslosenzahl, die wird nämlich nur aus den beim Arbeitsamt gemeldeten ArbeitsSUCHENDEN berechnet und schließt z.B. Hausfrauen oder Frührentner nicht mit ein) oder die Verteilung von Immigranten (woher sie kommen, wie sie leben, und so weiter).

Mit den Schätzwerten derzeit kann man kaum vorausplanen. Gut, das System für diese Volkszählung basiert auch auf Schätzung und Wahrscheinlichkeitsverteilung, aber es führt zu sehr präzisen Endwerten (zumindest gehe ich einfach mal davon aus, dass das zuständige Institut in Trier nur die feinsten Mittel zur Stichprobenauswahl nimmt: Eine nette, neu entwickelte Mischung aus Zufalls- und Quotenstichprobe, soweit ich weiß (was mich als Groupie dergeschichtetenn Zufallsauswahl sehr freut - die rockt nämlich alles weg), aus denen sich dann mit geringer Fehlerquote Daten ermitteln lassen (wie man das macht erspare ich euch. Aber es funktioniert.)

Kurz gesagt: Bei ganz vielen Daten wird die Soziologin in mir ganz wuschig und feucht im Höschen.




Meine persönliche Sichtweise

Natürlich sind die Vorteile, die ich oben genannt habe, in erster Linie nur nützlich für die Forscher. Statistiker und Politiker. Zumindest oberflächlich, denn am Ende werden auch die Bürger von mehr Daten und besserer Planbarkeit profitieren. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist der Datenschutz, und das ist das größte Manko an diesem Zensus: Selbst ich, die ich mich halbwegs mit der Materie auskenne, hatte echte Probleme herauszufinden, wie das gehandhabt wird. Zumindest von offizieller Seite sieht es so aus:

Der Zensus 2011 ist registergestützt, sprich die meisten Daten kommen aus Melderegistern oder von Ämtern, wie z.B. der Agentur für Arbeit. Um diese zu verifizieren und zu überprüfen, werden stichprobenartig auch Wohnungseigentümer befragt. Dabei werden dann auch noch andere Dinge abgefragt, wie der Bildungsweg, die Familienherkunft und das Arbeitsverhältnis.

Allerdings vertraue ich persönlich den tollen „neuartigen Verschlüsselungswegen“ der Zensusbehörde nicht wirklich, für mich erschließt sich auch nach anderthalb Stunden Suche nicht so wirklich, wie der Name des Befragten von seinen Angaben getrennt wird. Denn erst, wenn man nicht nachvollziehen könnte, wer diesen Fragebogen beantwortet hat, ist die Befragung anonym.

Hier das Argument der Zensusseite:

„Verletzt der Zensus mein Recht auf informelle Selbstbestimmung?“



Nein. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wurde vom Bundesverfassungsgericht im Volkszählungsurteil vom 15. Dezember 1983 anerkannt. Es besagt, dass grundsätzlich jeder Einzelne das im Grundgesetz festgeschriebene Recht hat, „selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen“. Dieses „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ kann nur dann eingeschränkt werden, „wenn ein überwiegendes Allgemeininteresse vorliegt“. Der Gesetzgeber hat dieses Allgemeininteresse für den Zensus 2011 mit dem Zensusgesetz 2011 bestätigt. Denn die Daten zur Bevölkerung und deren Wohn- und Arbeitssituation sind Grundlage einer Vielzahl wichtiger Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.


Aha. Es verletzt meine Rechte nicht, weil der Staat sagt, dass es erlaubt ist, sie zu verletzten. Yay.




Da liegt mein Problem: Mangelnder Schutz der Befragten, keine Nachvollziehbarkeit, was mit den Daten geschieht (Die „unabhängige“ Organisation, die den Missbrauch der Daten überwacht ist ein Bundesbeamter.) und zu wenig Informationen.

Man darf die Auskunft übrigens nicht verweigern. Kostet 5000 Euro. Und meine soziologische Hirnhälfte sagt: Nicht schummeln!

Aber auch nur die.


Haben wir wieder was gelernt:

  • Der Datenschutzbeauftragte des Bundes war mir schon immer suspekt, auch wenn ich den Herren Schaar eigentlich mag
  • Die NPD in Sachsen hält ihre Mitglieder dazu an, sich als Interviewer für den Zensus zu bewerben. Zitat der Internetseite: „Der besondere Reiz solcher Haushaltsbefragungen liegt darin, dass man auch Eindrücke von den persönlichen Lebensverhältnissen des einen oder anderen 'Antifaschisten' bekommen kann.“
  • Man kann den Spaß auch im Internet oder postalisch machen. Datenschutz!
  • Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll. Wirklich nicht.
  • Ich finde diesen Beitrag so informativ, dass er ohne Tittenbilder auskommt! 

Kisses, xx



Sonntag, 9. Januar 2011

Die MyBlog-Top100



Ich habe schon häufiger bei der allmächtigen Asu (die ich hiermit sehr, sehr herzlich worshippen möchte, ich wiederhole jedes mal, wenn ich auf ihrer Seite bin, mantra-artigtig „Geile Alde, *sabber*“, mein Freund kann davon schon einen mittelalterlichen Choral singen) gelesen, dass die MyBlog Top 100 sehr, sehr unerfreulich sind. Ich will mich selber mal davon überzeugen und versuche sie mal aufzurollen. Bereit für eine wilde Fahrt!

Als Erstes stößt man auf eine unheimlich coole „Tag-Cloud“, in der die häufigsten Tags auf Myblog angezeigt werden. Tag sind im Prinzip Kategorien, mit denen man seine Blog Artikel ordnen kann.




Okay, mir deucht, ich weiß wohin die Reise geht. Das sieht mir verdächtig nach „Pro-Ana-Blogs“ aus. Aber gut, es geht ja um die Top100 der meistgelesenen Blogs einer bestimmten Anbieterseite, die auf ein gewisses (eher junges) Publikum ausgerichtet ist. Also Politikblogs brauche ich weniger zu erwarten, und die meisten „seriöseren“ Blogs haben ihre eigene Domain.

Also gut, auf zur Top100-Liste. (Stand: 9.1.2011)
Mir fällt auf, dass man die Blogs dort grob in vier Kategorien einteilen kann: Pro-Ana-Blogs, Handarbeits- und Designblogs, Liebesbekundungsblogs und Andere.

Pro-Ana-Blogs (19 von 100)
Gut, viele haben bestimmt schon gehört, was Pro-Ana, oder Pro-Anorexie bedeutet: Junge Mädchen erheben das Hungern zum Lifestyle, nehmen Skelette als Vergleichsmodelle zur Hand und wetteifern darum, wie wenig man pro Tag essen kann. Viel wichtiger, als zu debattieren, woher diese Entwicklung kommt (Vorbilder der Modewelt, Medieneintrichterung „Nur Untergewicht ist akzeptabel“, Gegenseitiger Ansporn) ist allerdings, was diese Mädchen dazu bewegt, darüber ein Tagebuch zu führen. „Wichtige“ Bestandteile dieser Seiten sind meistens CopyPaste-Texte (Ana's Brief, die 10 Gebote des Hungers, 100 Tipps zum Sterben usw.), nur der „persönliche“ Teil dieser Seiten unterscheidet sich.
Ich bin der Überzeugung, dass viele Mädchen nur diese Krankheit entwickeln, weil es im Internet so „leicht“ aussieht und sie damit Aufmerksamkeit bekommen. Man sollte in der Gesellschaft dafür sorgen, dass junge Menschen mit Problemen sofort Hilfe bekommen und Ansprechpartner haben, die sich für sie interessieren. Sonst werden sich noch mehr Mädchen gegenseitig weg hungern.

Handarbeits- und Designblogs (27 von 100)
Meistens Stricken oder Knuddels/Jappy/Wasauchimmer Designs. Harmlos, augenkrebseregend, unspannend, maximal noch ganz niedlich. Aber ich finde es an und für sich gut, wenn man sich für eine Sache begeistern kann. Also, warum nicht.

Liebesbekundungsblogs (20 von 100)
Hier geht es nun um Fan-Fictions, Starnews, Stalkähnliches Verhalten rund um die neusten Auswüchse der Jugendkultur (oder auch nicht mehr). Es geht von Tokio-Hotel über Twilight, Gossipgirl, Shahrukh Khan bis zu Winx. Ich selber war nie Teil eines Fan-Stammes, deswegen kann ich es wahrscheinlich nicht nachvollziehen. Aber schlimm ist es wohl nicht. Nicht in dem (hoffentlich von mir richtig angenommenen) Alter.

Der Rest (34 von 100)
Ich will hier nur die schillerndsten Beispiele nennen, wie die Sexgeschichten-Blogs oder die Christen-Blogs. Interessant fand ich eigentlich nur den Blog eines Muslimen in Deutschland und den eines Arbeitslosen, der von Hartz IV lebt und sich Gedanken über die Politik macht (Wenn auch dezent polemisch, das Ganze).


Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Klar, ich habe keine Meinungs- oder Politikblogs erwartet, und das ist auch kein getreues Abbild der deutschen Blogossphäre (Komisches Wort). Aber es gibt mit mal wieder zu denken, dass sich offenbar viele Jugendliche wenig Gedanken um die Welt machen, sondern mehr um Tom, Bill, Mia und ihre Stricknadeln.

Schade eigentlich.



Haben wir wieder was gelernt:
  • Wie gut, dass ich beim seriösen Blogger bin!
  • Kratzspuren am Arm tun verflucht weh, aber bluten kaum. Wird das wohl nix mit dem SSV-Blog (von denen ich noch nie einen zu Gesicht bekommen habe)
  • Mal schauen, ob es sich mit dem neuen Metallica-Poster über dem Bett besser schlafen lässt.
  • Genau JETZT sollte ich eigentlich Kommunikationsforschung auswendig lernen.Anwendungswissen ist doch für Anfänger!
  • Wo sind da eigentlich die gefühlt 8000 Make-Up-Blogs?


Kisses, xx




Das Leben der Anderen





Einsamkeit ist der schlimmste soziale Zustand überhaupt. In manchen Kulturen gilt es als Höchststrafe, von allen Angehörigen der Gruppe ignoriert zu werden, z.B. bei den Amishen in Amerika wird ein Mitglied, dass sich einer Verfehlung schuldig gemacht hat, nicht aus der Siedlung geschmissen, sondern es wird nicht mehr mit ihm/ihr gesprochen.

Die längste Zeit unseres sozialen Lebens verbringen wir mit anderen Menschen, und genau solange machen wir uns Bilder über sie, stecken sie in Schubladen – interessieren uns für sie. Allerdings nicht tiefergehend, sondern nur höchst oberflächlich. Gerade lange genug, um sie mit Labeln zu versehen. Reicht ja auch für den „Alltagsgebrauch“. Solange man sich für die Leute interessiert, an denen einem etwas liegt ist doch alles gut, oder?

Wenn man ehrlich ist, kann man einen Menschen nie komplett erfassen, nie komplett in seine Gedankenwelt eindringen und seine Erfahrungen komplett teilen. Natürlich stellt sich mit der Zeit eine gewisse Gemeinsamkeit in den Denkstrukturen ein und man versteht die andere Person besser.

Aber für die wenigsten Leute bringt man diese Zeit auf- Kommilitonen, Kollegen, Mitschüler, Passanten werden weiter in Gruppen eingeteilt, meist unbewusst und ungerecht, aber was will man tun? Es ist ein nützlicher Zug, dass man keine Zeit damit „vergeudet“ jeden Menschen einzeln kennenzulernen und es ist erwiesenermaßen gesünder, „Feindbilder“ zu haben.
Warum sollte ich die doofe H&M-Tussi, die auf die Tanzfläche an ihrem Astra nippt und sich cool fühlt näher kennenlernen? So kann ich sie vorverurteilen und muss nicht mal mit ihr reden. Vielleicht könnte sie aber eine gute und kluge Freundin sein, hätte großartige Gedanken zum Seminarthema oder einfach eine interessante Persönlichkeit. So weit lasse ich es aber gar nicht erst kommen.

In wieweit die Verurteilung eine nützliche Funktion des menschlichen Geistes ist, ist eine moralische Frage. Abstellbar ist es in keinem Fall, egal wie sehr es sich manche Menschen wünschen würden, Rollenbilder hat jeder von uns im Kopf.

Man sollte nur hin und wieder über diesen eigenen, selbstgezogenen Tellerrand hinausblicken, und sich die Frage stellen, wie diese andere Person wohl sein mag, auch wenn man sich grade tierisch drüber aufregt, dass sie die Tanzfläche blockiert und das Pogen verhindert. Wie ihr erster Kuss war, ihre politischen Überzeugungen sind, warum sie sich im Rock-Club gut fühlt.

Das ist zumindest ein guter Weg, um sich nicht auszuregen. Wahlweise kann man aber auch rumschreien, sie für dumm und ignorant halten und sie ganz legitim in die Rollenkategorie „Dummtusse“ einordnen.


Haben wir wieder was gelernt:

  • Man kann auch aus Johnny Cash-Liedern einen Hardcore-Abklatsch zaubern. Und das klingt genausoschlimm wie es..ähm..klingt.
  • Was ist schlimmer, als Hipster mit der neuerdings coolen Rockmusik mitzugehen und rumzuspringen oder die Tanzfläche dumm rumstehend zu blockieren?
  • Meinen Glauben an die Menschheit hab ich mal wieder erfolgreich verloren und als zickige Reaktion 45 Freunde bei StudiVZ gelöscht. Sehr befreiend.
  • Aber ich hab mich nicht getraut, mein Profil ganz zu löschen. Ich Memme.
  • "The Good, The Bad and the Ugly" ist ein wahnsinnig toller doofer Schießfilm 


Kisses, xx



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