Mittwoch, 19. Januar 2011

Moralgedanken an der Supermarktkasse

Klischeehaftes Hipster-Bäume-Winterbild ist klischeehaft!


Die Supermarktkasse – ein wunderbares Biotop, an dem sich Lebensentwürfe treffen – nirgends sonst sieht man sie Lebenseinstellung besser als auf dem (grundsätzlich viel zu kurzem) Laufband. Babybrei oder Wodkaflasche? Oder Beides? Allerdings will ich auf etwas Anderes hinaus:
Nach dem Kassieren bleibt einem ein Zeitfenster von etwa 6 Sekunden, um seine Sachen wegzuräumen (natürlich nur, wenn man nicht so vorausschauend war und einen Korb bei sich hat und schon alles brav vom Band wieder zurückgeräumt hat). Leider war das meinem werten Herren Freund Sonntag Abend im Bahnhofs-Lidl nicht möglich – was ihm egal war, aber mich zum wilden Rotieren und den Mann hinter ihm zum Rumschnaufen gebracht hat.

Interessant daran: Warum ist mir so ein natürliches „schlechtes Gewissen“ eingeimpft, bloß nicht schlecht aufzufallen? Es gab ja keinen objektiven Grund dafür, in dieser Situation Stress zu machen. Den gibt es nämlich an und für sich gar nicht – wenn man nach dem Kassieren eben länger zum Wegpacken braucht, ist das doch eigentlich nicht schlimm.  Genau genommen resultieren die meisten unserer Moralvorstellungen und -taten aus einem Gesellschaftsvertrag, ohne den das menschliche Zusammenleben nicht funktionieren würde.

Eigentlich ist der Mensch ja eher daran interessiert, seinen eigenen, persönlichen Nutzen zu maximieren. Schlechte Voraussetzung für eine Gesellschaft, in der nicht gestohlen, gemordet und zu lange an der Kasse gestanden wird. Und da sich unsere Regeln (/Gesetze) ja irgendwie durchsetzen müssen, hat man eben dieses „eingeimpfte“ schlechte Gewissen (wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung). Natürlich gibt es trotzdem Morde, Diebstähle und Philosophen, die tatsächlich länger als 7 Sekunden zum Wegpacken ihrer Einkäufe brauchen – allerdings in geringem Ausmaß.

Oder ist es nur meine verquere Erziehung, die mir einen solchen Respekt einhaucht? Was denkt ihr, wie kommt unser Gesellschaftsvertrag zustande? Und wie hält er sich selbst am Leben?

Ein edles Tier. Mit Klöten und Kuschelstamm!
Haben wir wieder was gelernt:
  • Sie hörten laßen eine weitere Folge von: „Texte, die ich schreibe, während ich Kommunikationsforschung lernen sollte“
  • Ich darf auf das extrem geile selbstgemachte Pink-Flamingo-Headerbild hinweisen.
  • Faszinierend, dem Zwerghamster beim Gehege saubermachen zuzuschauen, während die Meilensteine der Fachentwicklung vor einem liegen. (Selective Exposure. Yeah!)
  • Es hat genau 3 Stunden voller Freude gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die ausfallende „Theorie der Soziologie“-Klausur nur die Diplom-Studenten betrifft. Bachelor Yeah!
  • Der Dresdner Zoo-Löwe ist sehr edel, kuschelt mit einem Baumstamm und hat die geilste Aufstehtechnik der Welt. Und seine Liegetechnik hat viel Ähnlichkeit mit anderen sozialen Akteuren in meinem Umkreis


Yeah, xx


4 Kommentare:

  1. Ich bin eigentlich ein netter Kassensteher. Wenn jemand vor mir lange braucht denke ich ganz selten mal, dass es mich nervt, bin aber still. An der Kasse kann man so vieles Interessantes machen... seinen Pöter trainieren, darüber nachdenken, wieviel die Minipackubngen dort im vergleich zur großen im laden kosten, 3 Chinesen mit dem Kontrobass im Kopf (oder laut) durchsingen... und und und. Selber würde ich mich beim Einpacken auch nicht drängen lassen, aber ich bin von natur aus ein Schnelleinpacker. :3
    Zwar ging dieser Post nicht nur um die Situation Supermarktkasse, aaaaber aus lauter Selbstprofilierung und meinem unglaublioch netten benehmen an der Kasse wollte ich es mal sagen! XD

    Was zur Hölle sind eigentlich diese Hipsterß überall hört man davon... das ist doch echt an meinem inneren land-Ei vorbei gegangen!

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  2. Gut, ich komm mir immer so bescheuert vor, wenn ich an der Kasse den Po-Trick mache - gut zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin. ^^

    Hipster sind (zumindest in meinem Verständnis) Leute, die über die Innenstädte/"Szene"bezirke herfallen und diese sich dann umwandeln, weil plötzlich ein anderes Publikum da ist (passiert derzeit in der Dresdner Neustadt, die in den letzten 20 Jahren ein Studentenviertel war mit Kunstkneipen, Rockclubs, Gothicklamottenläden und sowas - und jetzt langsam aber sich zum Prenzlauer Berg wird (Retrocafés , In meinem Stammclub kommt nur noch Indie-Geblubber statt Metal, und "Vintage"-Läden (nicht mal Second-Hand -.-))

    http://www.collegehumor.com/video:1941040

    Das Video ist ganz gut zu dem Thema.

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  3. Hehe, das Video ist gut.... und dieser Artikel auch: http://www.spreeblick.com/2010/03/08/der-berliner-szenemensch/

    Jetzt weiß ich wieder,w arum "Szenen" und Schubladen mir Angst machen...

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  4. Ich komm ursprünglich aus Berlin und wenn man da aufgewachsen ist, gehts einem voll auf den Sack, dass die Stadt so gehypt wird. (Bin auch weggezogen, nich deswegen, aber wegen des Studiums. Glaub aber nicht, dass ich dahin zurückkehren werd...) Ich hatte auch einige Hipsters in meinem Freundeskreis, und das waren tatsächlich die Leute, die mir am meisten auf den Sack gegangen sind... Normalerweise, wenn man Leute aus irgendeiner Szene kennenlernt, sei es jetzt Metal, Gothic oder weißdergeier, stellt sich meistens nach 5 Minuten Vorurteilen heraus, dass das auch nur ganz normale Menschen sind. Aber Hipster sind tatsächlich so wie in euren Links sehr unterhaltsam beschrieben wird. Nämlich voller nerviger Attitüden, und halten sich einfach für derbst was besseres. Ich erinner mich an einen Kumpel, der auf Suff immer ein Gespräch über Musik führen wollte. Beziehungsweise er hat über irgendwelche unbekannten engliches "The"-Bands gelabert (um dann immer ganz empört zu fragen: "Kennste nich?!") und ich hab nach jemandem Ausschau gehalten, der mich erlösen kann. Und wenn er tatsächlich mal gefragt hat, was ich so für Musik höre, hab ich mal aus Spaß mit "Hm... Ich hör eigentlich alles, was so im Radio läuft..." geantwortet. Da war das Gespräch dann endlich vorbei^^

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