Samstag, 12. Mai 2012

Feminismus 101 - Von Haaren, Selbst- und Fremdbestimmung



Radikale Selbstliebe scheint für viele Frauen ein schwieriges Konzept zu sein. Ich meine, hey, auch ich hatte so ziemlich mein gesamtes Leben >12 ein echtes Problem mit mir selber. Und ich wage einfach mal zu behaupten, das geht sehr vielen Frauen so. Frauenzeitungen und Nachmittagsfernsehen befeuern diese Selbstzweifel noch.  Unsere Körper sind zu einer medialen Ware geworden, die normiert, abgemessen und abgepackt wurde.

Das betrifft nicht nur unser Äußeres, auch unser Verhalten. Frauen haben ein gewisses Verhalten an den Tag zu legen, sonst werden Rückschlüsse auf unser Sexualverhalten, unsere Vorlieben oder auf unseren Charakter gezogen. Gerne auch von Außenstehenden.
Und ja, dieses Problem betrifft auch Männer oder Trans*. Hell, das betrifft so gut wie alle menschlichen Untergruppen. Ich schreibe hier aber nur über Frauen, weil ich davon einfach am meisten Ahnung habe ;)

Eins der Merkmale, bei dem mir das stärksten auffällt, betrifft die Körperbehaarung. An und für sich hat das ja keinen zu interessieren, wie und ob man sich enthaart. Trotzdem ist es mehr oder weniger ein Zwang, dem frau untersteht. Ja, es ist tatsächlich ein Zwang. Ich habe es getestet, in einer Mischung aus Neugier, wie ich mich damit fühle, und Trotz. Okay, und keiner Lust auf Rasierer und Co. Also: Ich habe mir 4 Wochen nicht die Beine rasiert. Big Gasp!



Ich enthaare mich im Wesentlichen, seit ich 13 bin. Ich wurde beim Umziehen zum Sport immer gehänselt, weil ich Haare an den Beinen hatte. Meine Mama hatte mir aber verboten, mit dem Rasierer zu hantieren. Heute bin ich ihr dankbar dafür, aber damals - die Hölle. Also, 8 Jahre intensives Enthaaren. Im Sommer öfter, im Winter seltener. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: Warum eigentlich? Warum tue ich mir das jeden zweiten Abend an, nur um dann keine 8 Stunden später wieder rumzustoppeln? Von Wachs und Epilierer mal ganz abgesehen! Ich habe einfach mal drüber nachgedacht, was ich da tue. Und Warum.

Objektiv gesehen gibt es keinen Grund dafür. Biologisch schon gleich zweimal nicht. Also bleibt: Soziale Gründe. Und ich als Expertin für das Zusammenrotten von Menschen in Gruppen sagte vorher: Meine Beinstoppeln gehen keinen was an. Selbst meinen Freund geht das nur in Teilen was an. Nachher sage ich: Menschen sind doof.

Denn ich habe mich persönlich richtig heftig unwohl gefühlt. Selbst mit bedeckten Beinen. Das ist ähnlich wie mit Unterwäsche: Wenn man schöne Unterwäsche trägt, fühlt man sich selbstbewusster. In meinem Kopf ist der Enthaarungszwang inzwischen so verankert, dass ich mich richtig unwohl gefühlt habe. Der Gipfel des Unwohlseins trat dann auf, als ein kleines Mädchen ( 7? 8?) im Schwimmbad ihre Mutti gefragt hat, was ich da an meinen Beinen habe, warum ich da Haare habe.

Argh!

Was will ich jetzt nun damit bezwecken? Dass sich keiner mehr rasiert? Ich weiß selber, dass werde ich wohl nicht hinbekommen. Bekomme ich ja nicht mal bei mir selbst hin. Aber ich will, dass ihr darüber reflektiert: Warum rasiert ihr euch? Warum findet ihr Haare unterhalb der Augenbrauen ekelig? Was denkt ihr, würdet ihr einen Monat ohne Rasierer aushalten? Und wenn nicht warum? Ich will einfach, dass man nicht unbedacht dieser Norm entspricht.

Yeah, xx

21 Kommentare:

  1. Ich rasiere mich weil ich wie hölle schwitze und der scheiß dann müffelt wie blöd X.x

    Aber ich habe mit rasieren auch sehr, sehr "spät" angefangen. Mit 19 oder so...

    AntwortenLöschen
  2. An manchen Stellen hat das ganz einfach hygienische Gründe. In den Achselhöhlen zum Beispiel sammelt sich eine Menge Schweiß. Wenn da Haare vorhanden sind, dann sammelt der sich daran, fängt an zu kleben, zu stinken... nicht schön. Was rein (oder überwiegend) ästhetische Stellen wie Beine, Oberkörper oder Intimbereich angeht... naja, das ist halt Bestandteil des momentanen Schönheitsideals. Dazu gehören auch nicht-wildwuchernde Bärte, nicht-fettige Haare, die Abwesenheit von Hautgeschwüren, eine gewisse Körpermasse, moderne Kleidung, ein Körpergeruch der keine Assoziationen zu Senfgas weckt und so weiter.

    Ist halt ein Zugeständnis an seine eigene soziale Stromlinienförmigkeit. Wer nicht auffallen will, muss davon eben eine gewisse Menge machen. Nicht alles, aber eben einen gewissen Prozentsatz des Gesamtbildes. Einzelne Ausfälle kann man sich immer leisten, aber wer sich zu wenig danach orientiert, wird eben als Außenstehender betrachtet. Ganz platt vereinfacht: nur weil man weiße Turnschuhe hat, kann man trotzdem noch ein Gothic sein - wer sich aber von Kopf bis Fuß in leuchtendes Gelb hüllt, wird in diesen Kreisen dann eher nicht ernst genommen ;)

    Ob einen das stört, hängt dann natürlich davon ab, an welcher (Sub-)Kultur man sich misst, oder ob man überhaupt dazugehören will.

    AntwortenLöschen
  3. Gestern habe ich mal wieder zum Kaltwachs gegriffen und über die Thematik nachgedacht. Mir wurde der Enthaarungszwang erst spät klar. In der Grundschule machte sich keiner Gedanken darüber, ich wusste gar nicht, dass Haare an Frauen abgelehnt wurden. Meine Mutter vermittelte mir dieses Ideal nicht.

    Auf dem Gymnasium waren dann plötzlich alle glattrasiert, ich fast die einzige mit Hobbitbeinen. Aber ich weigerte mich, die Beine zu enthaaren, sah es gar nicht ein. Sie störten doch nicht. Meine Freunde interessierten die paar blonden Flusen nicht, doch der Rest der Klasse war fasziniert.
    Also ließ ich mir irgendwann die Haare professionell wachsen (nicht in die Länge, sondern heiß und mit einem Ruck). Und schon war das Getuschel verschwunden. Wie albern und oberflächlich, als wären Haare auf dem Bein nicht normal. Wir sind eben Menschen und keine Barbies. Oder was produziert euer Verdauungssystem?

    Im Sommer entferne ich das Beinhaar inzwischen fein, Wachsen und Epilieren, damit ich mich nicht ständig damit herumärgern muss. Im Winter aber sehe ich keinen Grund, diese zeit- und geldaufwändige Tätigkeit fortzusetzen. Es ist ja nicht mein Hobby. Und daher trage ich im Winter gern mal lang. Also, wenn du weißt, was ich meine ;) Ich bin ein Winterrebell.

    Es gibt dann auch keinen Grund, sich dafür zu schämen. Es gibt nur intolerante oberflächliche Menschen.

    AntwortenLöschen
  4. "An manchen Stellen hat das ganz einfach hygienische Gründe (und der nachfolgende Teil)"
    Nö, das ist ein gerücht. Wenn man bei rasierten achseln schwitzt, stinkt das. Wenn man sich die rasierten achseln wäscht, stinkt es nicht mehr. Wenn man bei unrasierten achseln schwitzt, stinkt das auch. Und wenn man sich die unrasierten achseln dann wäscht, stinkt es nicht mehr. Was allerdings stimmt ist, dass es einfacher ist, haarlose stellen zu waschen.

    Was nen zwang zur enthaarung angeht (ich rede jetzt nur über mädchen/frauen): Ich finde, es gehören eigentlich nirgendwo haare hin, ausser aufm kopf/augenbrauen/wimpern und im intimbereich. Das heisst aber nicht, dass nur achseln und beine rasiert gehören, sondern vor allem auch die arme -.- Warum in gottes namen rasiert sich jedes hellstblonde weiblein mit spärlichstem bewuchs der laufgliedmassen die selbigen, während extrem viele dunkelhaarige mit an werwölfe erinnernden armen rumlaufen?!
    Ich finde helle, dünne, spärliche haare an armen und beinen jetzt net wirklich schlimm, also et muss net alles sein wie gewachst un wasserabweisend (das auf dem bild oben is grad so zu viel für mich), aber bitte bitte raff doch endlich mal jemand, dass haare auf den armen genau so sind wie haare auf den beinen!
    Überhaupt nicht gehen achselhaare, gesichtsbehaarung (O_°) un bauch-/rückenhaare (ja das gibts).
    Schamhaare stören mich normal nicht, eher find ich das attraktiv, aber ob frau sich da rasiert oder nicht ist mir eigentlich ziemlich schnuppe.

    "Der Gipfel des Unwohlseins trat dann auf, als ein kleines Mädchen ( 7? 8?) im Schwimmbad ihre Mutti gefragt hat, was ich da an meinen Beinen habe, warum ich da Haare habe."
    Das erinnert mich an irgend so ne studie oder so, derzufolge viele kinder vor der pubertät nicht wissen, dass frauen achsel-/beinhaare entwickeln ...
    Und das erinnert mich jetzt spontan an irgend so nen aktkünstler aus dem 19. jhd. der in der ehenacht glaubte, seine frau wäre ein mutant, weil sie schamhaare hat. Der hatte vorher nämlich noch nie ne echte nackte frau gesehen, sondern nur anhand antiker vorlagen (die idR keine körperhaare aufweisen) gemalt :D Also is so gesehen auch kein neues phänomen^^

    AntwortenLöschen
  5. Ich mag meine Haare an den Armen, weil sie mich irgendwie kuschelg machen (allerdings sind sie nicht so wahnsinnig auffällig, auch wenn ich dunkle Haare habe).. Meine Beine werden rasiert, weil ich total auf dieses Gefühl glatter Haut an glatter Haut beim Laufen stehe oder auch wenn ich dann eine Hose anziehe zB ;)
    Klar kommt dann im Sommer auch noch ein sozialer Aspekt dazu, aber ich trage selten genug Röcke u.ä., dass ich mir darum dann doch recht wenig Gedanken machen muss..
    Tja.. und Achselhaare finde ich einfach iwie unschön, unhygienisch, nicht gerade ästhetisch, etc., was aber dann auch wieder auf gesellschaftliche Erziehung, bla, zurückgeführt werden könnte.. Wie auch immer, ich mach das einfach so, wie ich mich am wohlsten fühle ;)

    AntwortenLöschen
  6. was ist an achselhaaren bitte unhygienisch? dann sind kopfhaare auch unhygienisch. denn wenn man die nicht wäscht, stinkts da auch. und meist wirklich extrem penetrant, wie man sicherlich leicht feststellen kann, wenn man mal wieder im bus oder der straßenbahn einen ungewaschenen gauck vor sich sitzen hat.

    AntwortenLöschen
  7. Als Junge dachte ich auch, dass Frauen keine Beinbehaarung hätten.

    Persönlich rasiere ich Achsel, Brust und Arme, weil das unter Dusche schnell geht und ich Haare an mir prinzipiell nicht mag. Aber die Beine wären mir zuviel Aufwand und ich kann auch jede Frau verstehen die sich diesen Aufwand nicht geben will. Ich persönlich finde Behaarung an Frauen, weder ein habtisches noch ein ästhetisches Problem (bei „normalem” Wuchs).

    Ich bin als Mann wirklich froh, dass ich die Wahl ob ich mich rasiere oder nicht, d.h. dass es da keinen sozialen Zwang gibt. Aber ich habe auch den Eindruck — vielleicht ist es ja auch total falsch — die meisten Frauen möchten auch einfach keine Haare und sind insofern mit der Ist-Situation zufrieden. Zumindest kenne ich nur sehr wenige, die sich nicht rasieren oder die sich zwar rasieren, aber auch sagen, dass sie das nur wegen dem sozialen Zwang machen. Für die Majorität vertößt es anscheinend einfach gegen das Selbstbildnis.

    Und nur um das nochmal klar zustellen: Wie Marek schon sagte, hat eine Rasur mit Hygiene nichts zu tun. Im Gegenteil: Zumindest die Schamhaar-Rasur ist sogar in dem Sinne sehr unhygienisch bei Frauen und kann durchaus zu Infektionen führen.

    AntwortenLöschen
  8. @ DarthBane: Kopfhaare sind aber nicht die meiste Zeit in einer schwitzigen Hautfalte eingeklemmt ;)

    @ Kinch: Stimmt nicht, auch für Männer gibt es da einen gewissen Zwang; das akzeptable Spektrum ist nur einfach breiter. Bei Frauenbeinen ist es im Grunde eine binäre Frage: sichtbar vs. nicht sichtbar. Bei Männerbärten kommt man mit einer Glattrasur ebenso gut weg wie mit einem Vollbart - totaler Wildwuchs wird aber auch negativ betrachtet.
    Dass Männer grundsätzlich weniger sozial bedingten Stress mit ihrer Behaarung haben als Frauen, das lässt sich aber nicht bestreiten.

    @ Hygiene: Gut, ich korrigiere mich: Es fühlt sich hygienischer an bzw. sieht hygienischer aus... ohne das dabei zwangsläufig sein zu müssen. Die grundsätzliche Schutzfunktion die Haar früher ausgeübt hat ist ja längst nicht mehr vorhanden, weil sie bereits durch Kleidung gegeben ist. Wo Haare früher noch Fremdkörper von sensiblen Körperstellen ferngehalten haben, gelten sie heute primär als Schweiß- und Dreckfänger (ungeachtet der Tatsache, dass das auch auf Kleidung zutreffen kann). Es ist halt Teil des Schönheitsideals der Glatten Haut (keine Haare, keine Pickel, keine Rettungsringe).

    AntwortenLöschen
  9. Mir war es irgendwann peinlich, dass im Schwimmunterricht Haare aus meinem Badeanzug herausschauten. Ich habe also meine Mutter gefragt, ob ich da was gegen machen kann und sie hat mir Enthaarungscreme mitgebracht. Ich habe dann auch gleich die Achseln mit enthaart, weil ich das auch nicht schön fand.
    Mit den Beinen habe ich erst relativ spät angefangen, das hat mich irgendwie nie so sehr gestört.
    Ich habe dann immer rasiert, wenn ich schwimmen gegangen bin oder kurze Hosen/Röcke tragen wollte, ansonsten eher nicht.
    Dann bin ich mit meinem Freund zusammen gekommen, der Körperbehaarung bei Frauen hasst.
    Seitdem epiliere und rasiere ich alles unterhalb der Augenbrauen regelmäßig, weil sonst immer blöde Kommentare von ihm kommen. Wegen ihm habe ich sogar angefangen, meine Arme zu rasieren, obwohl ich das eigentlich nicht wollte.
    Was soll ich sagen, ich habe mich dran gewöhnt und finde Haare mittlerweile selber nicht mehr schön.
    Manchmal hab ich keine Lust, dann lass ich es mal ausfallen, aber im Grunde entferne ich sie regelmäßig.

    Eine Frage: Hast du mal "Fleischmarkt" von Laurie Penny gelesen? Sehr gutes Buch über den weiblichen Körper im Kapitalismus. Behandelt sehr einleuchtend, wie uns von den Medien beigebracht wird, uns vor dem weiblichen Körper zu ekeln.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, Fleischmarkt habe ich gelesen, deswegen bin ich auch erst auf die Idee mit dem "Experiment" gekommen :)

      Löschen
    2. Das er dich mit blöden Kommentaren bedenkt, wenn du dich nicht ordentlich enthaarst, finde ich etwas gruselig. Wahrscheinlich stelle ich mir das falsch vor, aber ich würde dem was husten, wenn er von mir völlige Enthaarung verlangt. Außer für ihn gilt das gleiche.

      Ich will dir nicht zu nahe treten, ich stell mir das wahrscheinlich nur zu krass vor. Da ich mich das für viel zu aufwändig empfände.

      Löschen
  10. Ich finde das Ganze sowieso ein relativ schwieriges Thema. Sollte es zwar nicht sein (wer will der machts halt, und wenn nicht, dann nicht), ist es aber.

    Ich finde Haare unter den Armen nerven total und ich finde sie - ob es nun eine von meiner Umwelt mir aufgerückte Einstellung ist oder ich sie selbst entwickelt habe - einfach unästhetisch. Vor allem weil sie dort oft stärker und dunkler wachsen als an den Beinen.
    Die Beine rasiere ich nur wenn ich wirklich weiß, dass ich eine kurze Hose anziehe. Aber dann tu ichs auch gründlich und oft, da ich den Aufwand mich zu rasieren dann doch noch ein wenig angenehmer finde als mich for Hintz und Kuntz zu rechtfertigen warum ich es nicht tue.

    Die Unterarme zu rasieren find ich allerdings ein wenig lächerlich - wenn man nicht grade genetisch tierisch Pech hat und sie schwarz und 2 Meter lang sind.
    Irgendwo gibts auch Grenzen.

    Vielleicht hat das ganze ja wieder mit einer neuen Art von Jugendwahn zu tun? Von wegen 'Junge Frauen/Kinder sind auch nicht behaart'.

    AntwortenLöschen
  11. @skye lese deinen blog jetzt schon ne weile sehr interessiert und will auch mal was zur diskussion beitragen :)

    neben der frage ob es ästhetisch oder hygienisch ist sich zu enthaaren gibt es bei der ganzen sache noch eine biologische und eine genetische seite.

    die häufig rasierten stellen(achseln und intimbereich) waren jahrtausende lang wichtiger bestandteil des sexualverhaltens. der primärzweck dieser haare ist/war es die dort produzierten gerüche zu halten. das sind eben schweiß und in ihm die pheromone. über diesen geruch können/konnten wir unbewusst wahrnehmen ob wir evtl. genetisch kompatibel mit unserem gegenüber sind.
    das weckt natürlich sofort die assoziation mit dem tierreich. wir sind ja die ach so überlgene krone der *motherfucking* schöpfung da geht so was ja gar nicht. und auch sonst wird wild wuchernder haarwuchs ja mit wilden und unzivilisierten völkern in verbindung gebracht. das ist übrigens ein relikt der römer, die sich nämlich komplett enthaart haben (also auch keine bärte), dass sie alles außer haupthaar barbarisch fanden. das word barbar kommt übrigens vom lateinischen barbatus was schlicht bärtig heißt.
    das hat in meinen augen ein bisschen was von *die eigene natur/herrkunft verleugnen* aber das soll jeder halten wie er will.

    jetzt zur genetischen seite:
    es gibt auch einfach leute die haben eine doofe haut und einen doofen haarwuchs. ich gehöre leider dazu. ich(mann) reagiere aufs rasieren vor allem im gesicht auch mit elektrorasieren mit hautirritationen. logische folgerung wäre ja es dann einfach wachsen zu lassen, blöd nur wenn der eigene bartwuchs alles andere als gleichmäßig ist, projekt vollbart funktioniert also leider auch nicht, obwohl ich sehr gerne einen hätte. mein kompromiss ist einmal in der woche nur das gesicht zu rasieren bin also entsprechend stoppelig.

    ich persöhnlich sehe keine notwendigkeit zur vollständigen enthaarung bei allen geschlechtern. allerdings sollte man wenn man sich entschließt sich nicht zu enthaaren wenigstens eine gewisse pflege oder zumindest korrekturschnitt walten lassen. soll heißen am liebsten keine fussel- oder filzbärte und keinen wilden urwald im intimbereich.

    wie seht ihr das?

    AntwortenLöschen
  12. Ich sehe schon den Unterschied zwischen Männern und Frauen, auch wenn ich damit kein großes Problem habe.
    Derzeit rasiere ich mich unter den Achseln jeden morgen aus ästhetischen aber vor allem aus hygienischen Gründen (siehe Beitrag über mir; Haare dienen dort und im Intimbereich zur Geruchskonservierung, jeder der's mal ausprobiert wird das merken). Arme werden gar nicht rasiert (das finde ich lächerlich) und Beine nur im Sommer wg Rock und Bikini (->Gruppenzwang + eig Vorstellung von Ästhetik), mein Freund beeinflusst mich da höchstens mit positiver Verstärkung.
    Intimbereich wird sporadisch alle paar Tage rasiert, hauptsächlich weil es dann kratzt(Männer mit 3Tage Bärten werden das wohl nachfühlen können^^), daher ist's wohl auch unmmöglich für mich wieder "Natur" zu tragen.

    Im Allgemeinen fühle ich mich (inzwischen, nachdem ich aus der Pubertät raus bin und diese grausige Unsicherheit ablegen konnte) von der Gesellschaft zu nichts mehr gezwungen; wer über 100 Leberflecke akzeptieren kann finden Haare nicht mehr so schlimm^^

    AntwortenLöschen
  13. Ich rasiere mich im Grunde bei Bedarf, wenn die Haare nerven bzw ich kurze Sachen trage (Beine, Achseln). Aber alles andere sehe ich nicht ein. Glatte Beine fühlen sich zwar total schön und witzig an, aber trotzdem würde ich nie auch noch die Arme, Oberschenkel etc. zu rasieren, nur weil irgendwer meint, das wäre ekelig. Wir müssen uns eingestehen, dass wir Tiere sind. Tiere, die ihre eigene Lebensgrundlage zerstören. Wir sind also im Grunde nicht mal bessere Tiere, sondern eher blödere.

    Man darf ja Haare ekelig finden, dann aber bitte immer, und nicht nur bei Frauen ODER Männer. Das ist einfach unfair. Ich steh auf saubere Bärte und finde blanke Intimbereiche irgendwie eher gruselig und irgendwie pädophil. Ich meine, stutzen ist voll ok aber alles weg? Mag sein, dass das an meinem Praktikum in der Kita liegt....

    Aber wirklich? Schaut euch das Schönheitsideal für Frauen an. Dünn, flach, unbehaart. Hat eher was von einer 12-jährigen als von einer richtigen Frau, oder?

    AntwortenLöschen
  14. Was hier als hygienischer Grund genannt wird, ist völliger Quatsch. Wir haben unter den Achseln und im Intimbereich Haare damit der Schweiz von der Haut weg transportiert wird, schneller trocknet und so das Bakterienwachstum unterbindet. Es ist also hygienischer unrasierte Achseln zu haben, trotzdem sollte man sich regelmäßig waschen.

    Persönlich kann ich nur sagen, dass in meiner Familie Körperrasur absolut verpönt ist, von Bart mal abgesehen. Als Kerl gibt es auch einen sozialen Druck in Richtung rasierten Oberkörper. Dem habe ich mich allerdings auch nie gebeugt, trotz abfälliger Bemerkungen der Klassenkameraden.

    Letztens musste ich mich für eine Operation auf dem Bauch, Intimbereich und den Oberschenkeln, rasieren lassen. Ich fand es sah total scheiße aus.

    AntwortenLöschen
  15. Welch tolle Diskussion! Mut zu Haaren!

    AntwortenLöschen
  16. Aloha.
    Genau, genau das! Danke, dass du darueber schreibst.
    Irgendwie verstehen viele das THema nicht, wenn man es anspricht. Was ist es denn fuer ein Signal, dass man als Frau erst akzeptiert wird (bzw sich erst akzeptiert fuehlt) wenn man ein Stueck von sich selbst wegschneidet? Ich habe verhaeltnismaessig viel darueber nachgedacht. MIttlerweile ist es beinahe 4 Jahre her seit ich mir nicht mehr Beine und Achseln rasiere und ich fuehle mich wohl damit. Weicher Pelz fuehlt sich einfach schoener an als raue Stoppeln! Abgesehen davon, wie oft ich mich dabei in die Ferse geschnitten habe. Und die schoene Sommerbraeune schabt man sich auch wieder ab. Habe mir auch lange die Augenbrauen nicht gezupft, aber unlaengst hatte ich wieder Bock darauf.
    Ich freue mich immer wieder wenn ich eine Frau mit unrasierten Achseln oder Beinen entdecke, einige mutige gibt es ja doch. All das ist ja auch nur eine Frage der Partizipitantinnen und Mode. Wenn niemand es tut bleibt es merkwuerdig- also, meine Damen ;-)
    Lustigerweise mochten auch meine Maenner die unrasierten Beine lieber. Auch so, wenn ich mich in der Oeffentlichkeit bewege, habe ich oft den Eindruck, dass es eigentlich mehr Frauen sind, die es supereigenartig finden und einen das auch spueren lassen. Ab und an werde ich fuer lesbisch gehalten, aber damit habe ich kein Problem. Ich glaube, die meisten nehmen die Meinung der anderen viel zu ernst (vielleicht nicht einmal bewusst) - mit ein bisschen Training koennen befremdete, angepruedete Blicke auch sehr amuesant sein.

    AntwortenLöschen
  17. Hm, ein paar Gedanken von mir, ich bin hier nur durch Zufall aufgeschlagen: Bedeutet das Wort "Selbstliebe" nicht, dass man sich auch um seinen Körper kümmert, weil man ihn mag? Natürlich heißt das, dass man sich nicht wegen sinnloser Sozialnormen verändern oder sonstige Trends mitspielen muss, aber ich zum Beispiel mag meine Achselhaare einfach nicht, weil ich das Gefühl von nassen, verschwitzten Haaren unter den Armen als störend empfinde - folglich kommen sie ab. Meine Augenbrauen gefallen mir besser, wenn ich sie forme - also tue ich das. Ich suche allerdings jetzt nicht sklavisch nach Ausreißern oder Zeichen von Stoppeln, sondern sehe halt irgendwann "Oh, wird mal wieder Zeit was zu machen", weswegen es für mich keinen großen Stress bedeutet.

    Für mich bedeutet Akzeptanz des eigenen Körpers eben, dass ich ihn nach meinen eigenen Wünschen und nur nach diesen gestalten kann und darf. Ich muss keiner Konvention entsprechen, aber ich muss mich - meiner Meinung nach- auch nicht mit Dingen abfinden, nur weil sie eben "naturgegeben" sind.

    Ich würde es daher irgendwie auch als "Zwang" und Fremdbestimmung empfinden - nur in die andere Richtung - wenn ich nur mit Naturbehaarung an allen Körperstellen als selbstbewusste Frau gesehen werde, wie das hier in einem Kommentar anklingt. Nur weil meine persönliche Vorliebe zufällig mit einer Mainstreammeinung konform geht, muss sie ja nicht gleich aus dem Wunsch nach Konformität entstanden sein. Zieht man durch diese Wertung nicht auch irgendwie unzulässige Rückschlüsse?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn du das aus eigenem Antrieb machst, spricht ja nix dagegen. Ich empfinde das immer als großes Mißverständnis, niemand sagt, dass Frauen sich nicht rasieren sollten oder ihr Glück nicht als Hausfrau und/oder Mutter finden sollten. Ich sehe nur ein Problem, wenn man das aus irgendwelchen Gründen macht "weil das halt so gemacht wird". So war es bei mir, und ich denke, dass es vielen so geht.

      Löschen
  18. Gut, aber auch das ist nicht zwingend ein Gegenargument. Ich hab auch mal einen Vollspaten kennengelernt, der mir stolz erzählt hat, er hasse alles, was Mainstream ist - eben WEIL es Mainstream ist.
    Irgendjemand kam mir dann mit dem Konter "Atmen ist auch Mainstream, Du Idiot!", zuvor. Vielleicht hätte ich's ausdiskutieren wollen. Andererseits bringt es das schon ziemlich gut auf den Punkt. Es gibt zahllose (nicht lebenswichtige) Dinge, die man macht "weil man es eben tut". Regelmäßige Körperhygiene, die Hand geben, sich in Schlangen hinten anstellen. Das ist nicht bloß zu 100% eine nötige gesellschaftliche Konditionierung, sondern auch eben einfach Gewohnheit. Man hat uns als Kindern einfach gewisse Dinge beigebracht, die "man eben so macht". Manche gut, manche schlecht, manche neutral.
    Aber das ist auch Teil unserer kulturellen Erziehung. Was selbstverständlich nicht heißt, dass man das nicht in Frage stellen dürfte. Aber dann doch bitte mit Verstand und nicht mit Kindergartenlogik wie "wenn alle Anderen es machen, muss es gut sein" oder mit Pubertätslogik wie "wenn alle Anderen es machen, muss es schlecht sein". Wer sagt "Ich bin ein Individuum, weil ich mir die Achselhaare nicht rasiere, während alle es tun!" ist kein Individuum. Er ist nur eine andere Sorte von Klon (eine besonders einfältige). Das Individuum ist der der sagt: "Ich trag meine scheiß Achselhaare so wie ich es verdammtnochmal will."

    AntwortenLöschen

asuROCKS.de ☆ ART, STYLE and UBER CUTE STUFF Blogverzeichnis Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogverzeichnis