Freitag, 15. Juni 2012

Haare sind das Schlimmste auf der Welt

Es gab eine Zeit, in der hatten Frauen Haare. Nein, nicht nur auf der Kopfhaut, sondern auch an Armen, Beinen, und, man mag es kaum glauben, sogar unter den Armen.

Es soll jetzt nicht um das Für und Wider der modernen Haarentfernung gehen, sondern darum, welches Bild inzwischen an Heranwachsende vermittelt wird. Denn die BravoGirl hat ihr allsommerliches Haarentfernungs-Special in die neueste Ausgabe gepackt. Die Frage dort ist gar nicht erst das OB - sondern einfach nur noch das WIE.

Natürlich!
Dabei spielt die Intention der Redakteure für mich gar keine Rolle. Klar, die Peergroup spielt unter Heranwachsenden eine sehr wichtige Rolle, gerade bei solchen Entscheidungen. Da wird gelästert, beleidigt und sozial ausgeschlossen, wer den Haarentfernungstrend nicht mitmacht. Dass sich viele junge Mädchen deswegen entschließen, sich ihre zart sprießenden Häarchen zu entfernen, ist kein großes Geheimnis. Allerdings sollte ein Jugendmedium meiner Ansicht nach auch zeigen, dass es nicht so sein MUSS. Dass man sich nicht rasieren MUSS.




So sehen Pressebilder von Veet aus. 
Aber da der 6-seitige Bericht von Veet gesponsert wird...was mache ich mir da Hoffnungen? Nicht, dass da irgendwo was von Werbung stehen würde...Das sind doch alles nur Produktempfehlungen. Natürlich.

Bei der Lektüre einer bebilderten, 5-teiligen Anleitung fürs Schamhaarwaxing bei 15-Jährigen kam in mir dann doch die Frage auf: Warum? Und, Polemik: Wächst da eine Generation von Jugendlichen heran, die nicht wissen, dass menschliche Behaarung keine abscheuliche Monstrosität ist? Es ist eine Mode. Ja, es ist derzeit soziale Norm, aber es ist keine verdammte PFLICHT. Es gibt Menschen, die mögen glatte Haut. Es gibt Menschen, die finden den Aufwand zu mühselig oder Behaarung einfach schöner. Das ist keine Charakterschwäche. Klar, die Zeitschrift wird vermutlich eine Menge Geld bekommen haben, die ganzen schönen bunten Haarentfernungsmittelchen bewerben zu dürfen - aber die Redaktion hat auch eine Verantwortung.



Die Verantwortung, zu vermitteln, dass man sich wohlfühlen sollte. Im eigenen Körper, mit Haaren, ohne Haare, als Jungfrau, vielleicht auch als Homosexuelle. Teenagerprobleme begrenzen sich nicht nur auf BOYS, Romantik,Schminken und Schamhaarentfernung. Sie sollten Mädchen, die sich nicht rasieren könnten, wollen oder dürfen, nicht noch ein schlechtes Gewissen einreden und mit dem symbolischen "Iiiehhh, ekelig"-Finger auf sie zeigen.


Und da in dem Bericht empfohlen wird, seine Arm- und Gesichtbehaarung chemisch zu bleichen, hat sie Redaktion auch eine gesundheitliche Verantwortung.





Und mal davon abgesehen, dass in dem Bericht auch mit keinem Wort erwähnt wird, dass Wachsen und Epilieren ziemlich weh tut, kann das auch sehr unschön enden, wie eine Frage aus der Cosmopolitan 6/12 sehr schön illustriert:

Nach dem Waxing bildet sich bei mir eine Kruste auf der Haut. Wie kann ich das verhindern?

Sie reißt sich sprichwörtlich die Haut vom Körper - und statt mit dem Quatsch aufzuhören, wird ihr empfohlen, AloeVera draufzuklatschen.

Weil Haare das Schlimmste auf der Welt sind.


(Fast genauso schlimm,wie eine Bloggerin die drei Wochen nichts geschrieben hat - Shame on me!)

20 Kommentare:

  1. Ja, ein Thema was mich auch sehr faszinierte die letzten Jahre. Zunächst: Woher kommt das Verlangen danach, dass alles haarfrei ist? (Apropos: http://makelovenotporn.com/myths/hair ) Dann: Wie schwer ist es wohl heute, in die Pubertät zu kommen und sich bewusst dagegen zu entscheiden, alle Haare zu entfernen? Repräsentiert hier die Bravo den Großteil der Mädchen dieser Altersgruppe? Das wäre doch schade.

    Aber danke für den Artikel dazu :)

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    1. Ich habe mich auch erst mit 21 entschieden, mich nicht mehr zu rasieren...Als Teenie hab ich mich auch dem Gruppendruck gebeugt. Und laut meinen unabhängigen Freibad-Schau-Tests, scheine ich da die einzige in meinem Alter zu sein :L

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    2. Da habe ich ja fast Glück, dass ich so faul bin, schon immer eher ungern so lange dazustehe um so was zu machen. Ich habe mal ausprobiert, mir die Beine zu wachsen, danach hab ichs erstmal gelassen. Und: Ich verteufle es nicht, sich die Beine zu rasieren. Mache ich auch ab und zu. Nur das zwanghafte daran finde ich verabscheuenswürdig. Den Druck, der da ausgeübt wird. Das "es ist so viel toller". :(
      Ich könnte auch sagen: Ich stimme dir voll und ganz zu. :)

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  2. Super Post! Irgendwie ist es schon so sehr verwurzelt in der Gesellschaft, dass ich selbst manchmal vergesse, dass es nichts schlimmes ist Haare zu haben...-.-

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  3. Guter Text!! :)
    Genau das Problem, dass ich mit unrasierten Beinen fast schon zur Außenseiterin werde (was ich eh schon bin...) habe ich auch, und ich kanns einfach nicht verstehen. In der Sportumkleide werde ich allen ernstes fast jedes mal von Klassenkameradinnen gefragt, warum ich mir nicht meine Beine rasiere (auf meine Achseln achtet man irgendwie nicht so...) und wie abartig dass doch aussähe - ich muss ernsthaft gleichaltrigen Mädchen erklären, dass man sich nicht die Beine und Achseln rasieren MUSS.
    Ich finde es einfach nur krank, dass Mädchen in meinem Alter keine wichtigeren Probleme als Körperbehaarung haben.
    LG

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    1. Ich kenn das auch, mit dem Lästern in der Umkleide, und ich bin damals (leider!) nicht standhaft geblieben, also, meinen vollen Respekt. Vor allem das mit dem "abartig" aussehen...dass man schon so konditioniert ist, dass als ekelig zu empfinden, ist echt schlimm.

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  4. Die Medien haben auch mein Gehirn gewaschen, so, dass ich glatte Haut schön(er) finde.
    Das ist irgendwie krank. Man wird so unglaublich beeinflusst in seiner Denkweise und obwohl es so normal ist, find ich Behaarung bei Frauen nicht schön.(Männer können für mich sonstwie aussehen..)
    Scheiß Medien - ich lass mir nen Bart wachsen!

    Nein, es ist schade, dass die "Jugend" von heute es gar nicht mehr anders kennt (außer von seltsamen Japanopornos) und sich davor ekelt.
    Sie können für sich entscheiden (bzw. die Medien tut es für sie), aber sollten doch nicht alle anderen zwingen, sich zu rasieren. Und außerdem finden sie es aus irgendeinem Grund supereklig.
    Natürlich sammelt sich im Haarwald mehr Schweiß - ja, das wär, neben der Modeerscheinung, der einzige Grund, wieso das Zeug abmüsste.

    Guter Post.

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  5. Mh ...du tust ja fast so als wäre das enthaaren eine laune unserer generation...aber schon im mittelalter haben sich frauen den intimbereich enthaart, weil sie wussten, dass es hygienischer ist! Natürlich verstehe ich, dass du auf soziale zwänge usw. Hinaus willst, aber nicht jeder teenie oder jede frau , die sich rasiert, epiliert whatever ist ein opfer der medien oder des schönheitswahns! Ich kann da zb mich selbst als geispiel behmen- ich bin kaum mit medien aufgewachsen und beigebracht wurde mir das auch nicht , als es dann anfing bei mir zu wachsen, fand ich es ei fach von mir aus irgendwie als störend und hab damit begonnen mir an einigen stellen die haare zu entfernen, wenn ich das aber unter den armen mal vergessen hatte , hab ich schnell gemerkt, das ich trotz deo etwas stärker schwitze ....... Es gibt meiner meinung nach viel krassere themen, die schlimm und sexistisch sind und diskutiert werden müssten zb. Das es schon tangas für kleine mädchen gibt!!!! Lieben gruß anna maria :) du kannst übrigens ( wenn überhaubt) hier antworten, denn ich guck hier jetzt eh öfter rein ;)

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    1. "Das es schon tangas für kleine mädchen gibt"
      Was meinst du mit "kleine mädchen"? So 13 oder so wär net soo komisch, aber wenn du damit 10> meinst dann hier mal ein dickes fettes "O_°"!

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    2. Ich meine "wirklich kleine kinder" 7 jahre alt! Meine schwester hatte, alssie in die schule kam ein solches mädchen als freundin, die wir dann mal im einkaufszentrum getroffen haben! Beim abschied hab ich dann durch zufall den tanga gesehen, der aus der hose guckte ...ich war total schockiert und habs dann gegoogelt und hab entdeckt, dass es sowas echt gibt! ...schön zur freude der phädophilen ......ist aber schon länger her!

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  6. Naja, Tangas für junge Mädchen haben jetzt ja nicht direkt was mit Schönheitswahn zu tun - außerdem ist es eine Ausnahmeerscheinung, und kein Regelfall. Ich finde es schon schlimm, dass viele junge Menschen den Bezug zu Körperbehaarung verloren haben und andere dazu drängen, sich zu rasieren. Klar gibt es Leute, die das eben einfach nervig finden.Aber denkst du, dass das wirklich alle sind? Wieviele machen das denn wirklich aus eigenem Antrieb. Dass müssen ja nichtmal die Medien sein, die dich dazu bringen.

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  7. Auch das mit der Hygiene ist doch nicht unbedingt wahr... Die Männer mit Haaren unter den Achseln die ich kenne, riechen auch nicht mehr nach Schweiß als die ohne, und ich habe auch eher das Gefühl, dass meine Haut es mir übel nimmt, wenn ich sie alle 1-2 Tage mit Klingen malträtiere (vor allem untenrum) als wenn ich einfach alles so lasse, wie es ist. Und wenn man sich regelmäßig wäscht, was ja wohl die meisten tun, sollte es da auch hygienisch wenig probleme geben... Teilweise sind Haare ja auch einfach ein zusätzlicher Schutz, damit kein Schmutz an empfindliche Stellen gelangt, oder sehe ich das falsch?

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  8. Ich denke nicht, dass es wirklich hygienische Gründe hat. Meiner Meinung nach, wollen sich die Menschen möglichst weit vom Tier entfernen, und dazu gehört auch, jegliches Fell am Körper abzustreifen.
    Ich rasiere mir die Beine, weil ich finde dass es sonst in Shorts oder kurzen Röcken komisch aussieht. Die Haare auf den Oberschenkeln sind im Grunde unsichtbar, die an der Wade aber nicht. Ich finds irgendwie bescheuert, wenn die dann plötzlich anfangen. Aber bei meinen feinen blonden Härchen ist es eigentlich total egal, also lass ich es immer mal schleifen.

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  9. Es ist Mode. Das ist jetzt nicht unbedingt was neues. Früher waren Fettpolster und blasse Haut in. Wer da hineingeboren wurde, konnte sich auch nicht vorstellen, wie das früher war. Genausowenig wie sich heute noch Jemand vorstellen kann, dass es Musikkasetten gab, auf die umgerechnet 10-20 MPs in grauenhafter Qualität gepasst haben und wo es keine Shuffle-Funktion gab. Von daher kann man das nicht viel mehr anprangern als Mode an sich.

    Dass allerdings eine Jugendzeitschrift sowas kritiklos übernimmt und ihre Leser dazu erzieht, jedem Trend hinterher zu laufen, dann ist das schon bedenklich. Das selbstständige Denken stirbt sowieso schon aus, da muss man nicht noch so sehr nachhelfen.

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  10. Mode schön und gut, aber ich finde den gesellschaftlichen Druck ziemlich krass, der auf Mädchen und Frauen ausgeübt wird, relativ unabhängig vom sozialem umfeld... Wenn ich in knallbunten klamotten durch die gegend laufe ist das okay, man wird vielleicht mal schief angeguckt, aber letztendlich ist es meine Entscheidung. Aber Haare sind "eklig"?

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  11. Ich als Kerl finde diesen gesellschaftlichen Druck, der da auf Frauen lastet, schrecklich. Bin zwar selbst kaum betroffen (auch wenn ich in der Umkleide aufgrund meiner nicht rasierten Achseln und meines Bauchbereichs auch schon blöd angesprochen werde), aber einerseits kenne ich das von meiner Freundin. Ich gehöre zu den wenigen, die Haare einfach schöner finden. Unter den Armen ist mir das egal, aber sonst finde ich es einfach viel schöner und, auch wenn es seltsam klingt, sexyer. In meiner Klasse wurde letztens ein Mädchen total fertigggemacht (hat geheult wie ein Schlosshund und ging dann nach Hause), weil sie sich nicht die Beine rasiert hatte. Als ich gesagt habe, dass das doch ganz allein ihre Entscheidung ist und man sie doch lassen soll, kam auch nur "ist doch eklig", "du willst das doch auch nicht" und sonst was.
    Mode ist ja in Ordnung, aber dass man Mädchen (die nach eigener Erfahrung MEISTENS unheimlich viel Wert auf solche Magazine legen) beibringt, dass man das machen muss und es gar keine weitere Option gibt, finde ich einfach krass. Ist irgendwie ein Zwang, und jeder, der nicht mitmacht, wird ausgestoßen...

    LG Junkorg

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    1. Ich finde nicht, dass Mode in Ordnung ist. Damit meine ich Mode wie wir sie kennen. Eine andere Variante ist ja reine Spekulation, weil der Erlebnishorizont dafür total fehlt. Und da Mode so gelebt wird wie momentan kommt es dann halt auch zu wie du sagst Ausschlussprozessen. Das ist für mich aber eher zwangsläufig. Insgesamt gesehen ist Enthaarung imho nur ein Ausdruck der Objektivierung von Frauen. In einer objektivierten Weltsicht gibt es für alles genaue Normen und Maßstäbe, so wie bspw. dort. Wobei es bei letzterem Sinn macht sich auf Maßstäbe zu einigen, werden Maßstäbe bei Menschen mMn immer zu Diskrimierung führen.

      Fight Bambisim

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  12. Hi,

    ich war da früher auch total hinterher. Keine Haare unter den Achseln, an den Beinen/Armen und sonst auch nur so richtig welche auf dem Kopf. War doch schon bei der Barbie so :-) Inzwischen hat sich das bei mir verändert. Auch sind meine Partner nicht mehr ganz so hinterher. Der Blick verändert sich einfach. Ich denke es gehört zu einem gewissen Reifungsprozess dazu, festzustellen, dass man auch mal richtig manipuliert wurde.

    Steffi
    S

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  13. Achselhaare sind so beliebt wie das hier. Obwohl ich beides mag :-(

    Lothar M

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  14. Mich nervt es auch total, dass frau sich praktisch rasieren MUSS. Ich habe sehr dunkle, lange Haare und relativ blasse Haut. Das führt dazu, dass ich mir die Beine (zumindest bis zum Knie) im Sommer immer rasiere - einfach weil mir das Selbstbewusstsein fehlt und ich keinen Bock auf dumme Sprüche und Blicke habe. Auch die Achseln rasiere ich mir. Was die Schamhaare betrifft, stutze ich sie nur ein wenig zurecht und kürze den Teil, der aus der Unterwäsche rausguckt auf wenige Milimeter (rasieren geht gar nicht, wird alles rot). Ich habe eh eine längere Bikinihose, da ist das nicht so das Problem. Und wer mich nackt sieht, hat damit einfach kein Problem zu haben. Punkt.
    Ich habe neulich ein Gespräch mit ein paar jungen Frauen in meinem Alter darüber geführt und die meisten meinten, dass sie sich auch im Winter rasieren/waxen, weil sie sich sonst selbst unwohl fühlen. Ich habe das Gefühl, dass sie garantiert durch diesen "Behaarungszwang" beeinflusst sind. Wenn es diese Mode nicht gäbe käme garantiert nur eine Minderheit auf die Idee.
    Bei mir kommt noch hinzu, dass ich nicht dem "Lesben-Klischee" entprechen will.

    Und was die Hygiene betrifft: Ich dusche mindestens jeden zweiten Tag - ich sehe da kein Problem. Im Gegenteil: Gerade Schamhaare verhindern, dass kleine Partikel oder sonstiges in die empfindlicheren Regionen vordringt.
    Dass es im Mittelalter mehr Probleme mit der Hygiene gab, wundert mich nicht besonders. Aber man sollte das Mittelater vielleicht auch nicht unbedingt als Maßstab nehmen...

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