Donnerstag, 3. November 2011

Mindestlohn. Jetzt. Sofort.




Ich schreie grade meinen Fernseher an. Ich bin ja schlau und schaue gerne ZDFinfo. Und vor allem schaue ich gerne LogIn. So Fernsehen zum Mitmachen ist ja ziemlich gut, und  das Team von LogIn macht da echt einen großartigen Job.

Grade redet da ein Herr Pellengahr. Der findet Mindestlöhne doof. Seine Argumente sind: Mindestlöhne sorgen dafür, dass Berufsanfänger keine Einstiegsmöglichkeiten mehr haben. Jobs fallen weg, werden ins Ausland verlagert. Die Preise im Dienstleistungssektor explodieren.
Seiner Ansicht nach ist jeder Job besser als keiner. Und wenn man sich qualifiziert, steigt man auf und verdient mehr.

Und da liegt auch sein Denkfehler: Die Jobs, die vom Mindestlohn betroffen seien, bieten keine oder kaum Aufstiegsmöglichkeiten – Friseur_innen, Putzdienste, allgemein Dienstleitungsberufe. Da steigt man nicht auf. Da geht es nicht darum, das man als Berufsanfänger mal so ein bisschen unterm Existenzminimum lebt. Sondern, dass flächendeckend Lohndumping betrieben wird.
Und wenn die Unternehmer eben niedrige Löhne zahlen, wenn man das nicht reguliert – dann muss man sie eben zu ihrem Glück zwingen.



Ins Ausland werden Dienstleitungsberufe auch nicht ausgelagert. Geht ja gar nicht. Ein Frisierwilliger aus Erfurt wird ja wohl kaum gen Polen fahren. Ebenso ist es ja auch so, dass es, wenn es ein einheitliches Lohnmindestniveau gibt, gar keinen Boden für Lohndumping in Deutschland mehr gibt. Dann wären die Unternehmen vermutlich auch bereit, höhere Löhne zu bezahlen. Zwang in der Wirtschaft ist zwar im Liberalismus ganz böse – aber offenbar, big shock, wollen Unternehmen gerne viel Geld verdienen. Ganz viel Geld. Und wenn der Staat Löhne subventioniert (Lohnaufstockung auf Hartz IV-Niveau, yeah!) – kann man das doch auch nutzen, gell?

Wenn man die Möglichkeit hat, einen studierten Wissenschaftlicher 10 Jahre lang als Praktikant mit 200 Euro abzuspeisen, macht man das auch. Wenn man via Mindestlohn sowieso 1000 Euro zahlen muss-dann tut man das auch. Zähneknirschend.

Ja, das klingt vielleicht ein bisschen dramatisch und „Ololol, scheiss Arbeitgeber“. Aber ich bin grade gewaltig geladen und stinksauer.
Die Gründe, warum ein Mindestlohn nicht eingeführt wird, sind meistens vorgeschoben, schöngeredet, lobbysiert. Die Mehrheit der Menschen ist dafür.

Yeah, xx

14 Kommentare:

  1. word!
    schreibfehler gefunden: "einen studierten Wissenschaftlicher 10 Jahre lang"
    ich hoffe die anführungszeichen bewahren mich davor geguttenbergt zu werden :D
    mach weiter so bissiges politisches, läuft!

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  2. Einführung von Mindestlohn steht leider im Gegensatz zu Arbeitszeitverkürzungen und Senken der Arbeitslosigkeit. Jemand, der bisher Leute für 500 Euro beschäftigen konnte, wird sich in Zukunft zweimal überlegen, ob er nochmal jemanden einstellt.

    Ist vermutlich was, das sich in den Köpfen der Wirtschaftsleitenden einspielen muss, grundsätzlich find ichs eine gute Sache.

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  3. Du schaust hier nicht wirklich auf das "big picture". Für den Einzelnen ist Mindestlohn am Ende wahrscheinlich ziemlich schön und eine weitere Absicherung in unserer bösen, feindseligen Welt. Außerdem kannst du nicht verneinen, dass auch in Sendungen wie LogIn sich meistens eh nur die größten Laberköpfe zu Wort melden und an den entsprechenden Diskussionen oder Umfragen beteiligen. Wer es mag, wie es momentan ist, hat schließlich auch keinen oder weniger Grund dazu. Also sind mit Sicherheit nicht „Alle“ für den Mindestlohn. Das ganze Gekrösel schwimmt meiner Meinung nach momentan auf der selben Pseudorevoluzzerwelle, von der Atomkraft und Konsorten gerade abgeschwappt sind.

    Oder etwas weniger polemisch: Ich bin kein Wirtschaftsexperte, aber in einer globalisierten Ökonomie werden es sich Unternehmen dann eben (noch mehr als eh schon) zweimal überlegen, überhaupt erst in Deutschland anzusiedeln oder dort zu bleiben. Selbst die Putze oder Klofrau arbeitet schließlich am Ende nicht selbstständig (wo sie ihre eigenen Konditionen stellen könnte, die unsere achsosozialromantische deutsche Bevölkerung natürlich dankend akzeptieren würde!) sondern gehört auch irgendeinem größeren Unternehmen an.

    Das Ganze fördert außerdem noch mehr als jetzt Schwararbeit und die Rechtfertigung von höheren Preisen am Markt ("es verdienen ja alle mehr"). Wenn man jetzt noch auf der "we are the 99%" Polemik-Titanik mitschippert, verdienen anscheinend mindestens 50% der Bevölkerung sagen wir 150€ mehr im Monat. Das führt zwangsläufig zu signifikant höheren Preisen oder Inflation und - bei staatlichen Anleihen wie dem "Aufstocken" - schlichtweg unglaublich viel fehlendem Kapital in der Staatsklasse, dass durch die dadurch induzierte höhere Kaufbereitschaft wohl kaum über die Mehrwertsteuer wieder einzufahren ist.
    Desweiteren werden Unternehmen mit Sicherheit nicht die Arbeitsumstände verbessern, wenn sie tatsächlich in Deutschland bleiben und Deutsche beschäftigen, sondern versuchen, an der Versorgung und Ausstattung ihrer Mitarbeiter zu sparen, wenn sie schon gezwungen werden, ihnen mehr zu zahlen. Oder eben einfach weniger Leute einstellen. Am Ende sinkt somit also auch die Qualität und Quantität der Produkte oder Dienstleistungen.

    "Wenn man die Möglichkeit hat, einen studierten Wissenschaftlicher 10 Jahre lang als Praktikant mit 200 Euro abzuspeisen, macht man das auch. Wenn man via Mindestlohn sowieso 1000 Euro zahlen muss-dann tut man das auch. Zähneknirschend." ... ist meiner Meinung nach völliger Quatsch. Ein studierter Wissenschaftler der sich das verdient hat arbeitet bestimmt nicht 10 Jahre Vollzeit für 200€ im Monat. Und nein, er würde dann nicht 1000€ an den selben Typen zahlen. Sondern sich einen besseren suchen, der dieses Geld mit mehr „Wert“ ausfüllt. Oder einfach einen Wissenschaftler weniger einstellen und somit einem anderen die doppelte Arbeit aufhalsen, der somit für seinen alten (oder den neuen Mindestlohn) mehr arbeitet als zuvor, sich also ebenfalls unter Wert verkauft.

    Um in der Welt der Interntsprache zu bleiben:
    /discuss!

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  4. Dieses "durch Mindestlohn wird alles teurer und die Firmen hauen ab" find ich unrichtig. Wenn die Firmen keinen Bock haben, mehr Geld zu bezahlen - dann sollen sie doch nach China oder aufn Mond gehen aber bitteschön ohne die ganzen Subventionen, die sie hier in Dtl in *piep* geblasen kriegen. Ich denke mal, da liegt der Hund begraben... die Wirtschaft hat unsere Politik doch in der Hand. Aber dann hätten mittelständige Firmen doch eine bessere Chance.
    Und teurer werden die Produkte doch, weil damit gezockt und spekuliert wird, damit reiche Aktionäre noch reicher werden. Was kommt den am Ende beim Bauern für das Kilo Kartoffeln an? 2 Cent?
    Natürlich bin ich kein Wirtschaftsexperte, aber komischerweise funktioniert mindestlohn sogar auch in Rumänien, ohne dass Firmen weg oder pleite gehen. NUR in Dtl geht das nicht...

    Übrigens muss ich mich als Schwarzleser outen ^^; ich verfolge deinen Blog schon eine Weile und find ihn echt toll. Mal nicht so ein typischer Girly-Blog mit tausend Make-up-Gedöns und auch kein "mir gehts so scheiße, alle Welt ist gegen mich". Sehr erfrischend. Danke dafür :)

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  5. es geht einfach nicht das das geld die macht hat und die moral zertreten am boden liegt
    wo es scheissegal ist wies dem kleinen angestellten geht solang sein cheff weiter fantasiezahlen auffem konto beobachten kann...
    womit hat ein schreibtischtäter über 10x mehr geld als ein malocher verdient? ist körperliche arbeit weniger wert als geistige? warum werden leute die milliarden vernichten aunoch mit weiteren millionen gepudert? wir brauchen keinen mindestlohn. klar wäre n guter anfang. aber was wir wirklich brauchen ist das ende der diktatur des kapitals.

    so genug rumgemarxt, ersma frühstückskippe :D

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  6. Jeder dieser schlimmen, Milliarden verdienenden Erzkapitalisten hat bestimmt schon mehr an irgendwelche charity-organisationen gespendet, als du und ich zusammen in 100 leben könnten / würden / wöllten.

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  7. würde man das geld eines dieser erzkapitalisten auf x menschen aufteilen könnte man eine ganze charity organisation einspaaren :D

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  8. in anderen ländern, ja sogar in den USA, gibt es mindestlöhne. daß geschwätz, daß da ja die firmen abhauen etc. ist das lobbyistengeschwätz derer von axel springer und co. das ist das geschwätz derer, die ihre arbeitnehmer dazu zwingen, GEGEN!!!!!!! höhere löhne zu demonstrieren. das ist das geschwätz derer, die sich die eigenen taschen mit lug, betrug und wenn das nicht mehr geht, eben sozialmord vollwirtschaften, den hals nicht voll genug bekommen und so weiter. enteignen sollte man das gesindel und der staatskasse die erstohlenen millionen und milliarden zukommenlassen.
    und diese sogenannten charityorganisationen tun NICHTS! das ganze ist nur blenderei und heuchelei. da wird das geld nur den sogenannten "schirmherren", die auch mehr als genug haben, in den arsch geblasen und am ende zahlen die steuerzahlen dafür noch drauf, weil die ganzen spenden noch abgesetzt werden. die absetzbarkeit von spenden sollte man abschaffen.

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  9. Tut mir leid, aber du machst dich gerade nur lächerlich und gehst nicht auf ein einziges meiner Argumente wirklich ein. Eigentlich wollte ich sinnvoll auf deinen Beitrag antworten; aber warum sollte ich mir die Mühe machen? Du bist derjenige, der gerade "DAGEGENLOL" ist, nicht ich.

    Ich würde wirklich gerne wissen, wie viel ihr persönlich schon an eine "charity" gespendet habt. Bei mir sind's 10 Euro. Wahrscheinlich mehr als ihr. ;)

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  10. warum sollte man einer organisation etwas spenden? von deinen 10 euro sind 9 euro erstmal in den aufgeblasenen verwaltungsapparat gelandet. willst du gutes tun? dann kauf doch nem obdachlosen ein essen. lad ihn zu dir ein und laß ihn bei dir wohnen. bezahl ihm eine wohnung. aber womöglich würde DAS ja für dich zu weit gehen.

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  11. Faab/einselftausend: Du hast bei League of Legends einen Badge für 10 Euro gekauft/gespendet. Bad, Bad Argument. LOLFaab.

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  12. Besser einen Badge für 10 Euro von dem ich auch noch selber was hab als gar nix. Und ich hab nie gesagt, dass ich was gutes tun will. Trotzdem, was ist an meinem Argument falsch? Der große, böse Verwaltungsapparat hinter der Organisation ist glaube ich auch mehr Mythos als irgendwas anderes. Arbeiten sie dort, Herr Bane?

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  13. Was hat denn eine Spende mit dem Mindestlohn zu tun? Eine Spende ist eine Spende und ein Lohn ist ein Lohn, und von dem muß man anständig leben können dürfen.
    Und der Experte aus dem Beitrag gehört wohl offensichtlich zur INSM, und die ist sehr wohl ein aufgeblasener, gut getarnter Lobbyistenverband.

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