Dienstag, 18. Juni 2013

Feminismusbashing - It's fun! (und destruktiv)

Anmerkung: Denkt auch hinter jedes "Feminismus" ein tm-Zeichen. DEN Feminismus gibts nicht. Ich fasse jetzt aber der Einfachhalt halber die gängigen Strömungen zusammen.

Es scheint einen gesellschaftlichen Konsens zu geben: Feministinnen sind doof. Und Feministen auch. Und eigentlich grundsätzlich alle, die den Feminismus gut finden - denn die unterdrücken ja die ARMEN MÄNNER und verwirren die Gesellschaft mit ihrer doofen Sprache, wollen unsere Kinder verführen und praktizieren auch schwarze Magie.

Sorry, aber es fällt mir echt schwer, bei manchen Kommentaren ernst zu bleiben und nicht ins Polemische abzudriften.


Mal davon abgesehen, dass ich nicht 100%ig verstehe, was der gute Mensch mit sagen will (Ich soll mich über den Feminismus informieren? Der Feminismus ist doof? Mein Leben ist toll, weil ich eine Vagina mein Eigen nenne? Ich kann nichts, weil ich den Feminismus mag (und eine Vagina besitze)?) - Feminismusbashing scheint sich so weit etabliert zu haben, dass eine Menge Blogs alleine von dieser Art des Humors (gerne gepaart mit SEHR schlechten Versuchen von Ironie und Sarkasmus) leben. Auch in Diskussionen außerhalb der Filterbubble des Netzfeminismus merkt man meist recht schnell: Viele Menschen sind im Bezug auf den Feminismus gedanklich irgendwo zwischen "Die verbieten alles was Spaß macht!" und "Die sind so nervig und überkorrekt, die nerven!" positioniert. 

Ich glaube wirklich sehr fest daran, dass die meisten Menschen, Männer wie Frauen und alles dazwischen oder außerhalb, Gleichberechtigung der Geschlechter (in der Theorie) ziemlich gut finden. Würde man das Kind nicht Feminismus nennen, dann wären die Ideen auch massentauglicher. Nur ist Massentauglichkeit nicht unbedingt das Ziel der meisten Feministinnen, und ganz bestimmt nicht das Ziel der linken Radikaleren in der Strömung. Als ich ganz, ganz am Anfang meiner Zeit als Netzfeministin stand, schreib ich mal einen Beitrag darüber, wie sehr mich dieses "Von-Oben-Herab-Getue" und das Tummeln auf Nebenkriegsschauplätzen wie ungeschickten Äußerungen von prominenten Personen und dem Kampf um Formulierungen nervt, während die Realisierung von Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft so vor sich herdümpelt und das Mobilisieren großer Gesellschaftsschichten eigentlich ganz fallen gelassen wurde. Daran hat sich heute nicht viel geändert.

Menschen, die nicht tief in den Gender Studies oder zumindest den Sozialwissenschaften verwurzelt sind, werden im Online-Feminismus durch ausschließende Sprache draußen gehalten, Menschen, die vielleicht grundsätzlich am Feminismus interessiert sind oder die Ideen gut finden, werden mit kleinlichen Debatten und einer Diskussionskultur unter aller Sau vor den Kopf gestoßen. Ein dickes Fell ist für den Netzfeminismus, der sich meist als flauschige Bubble von Verbündeten präsentiert, ist nicht nur angeraten, sondern fast Pflicht.

Problematisch wird dieses Bild, das der Feminismus abliefert, wenn es um die breite Masse geht. Denn nichts ist schädlicher für die Bewegung als die permanente Lächerlichmachung durch Dritte. Themen wie Sexismus, Bodyshaming, Gewalt gegen Frauen sind riesige gesellschaftliche Probleme, die mit Sprachkritteleien um Anredevarianten und Shitstorms über unglückliche Äußerungen in einen Topf geworfen werden. Feminismusbashing macht die Bewegung dann noch unattraktiver, als sie eh schon ist. Und damit wird das auch nichts mit der gesellschaftlichen Umsetzung.

Und jetzt? Naja, ich weiß es nicht. Feminismus ist Feminismus, und nicht Equalismus oder was-auch-immer. Aber mit Randkonflikten kommen wir nicht weiter, und den Weg mit "Dann warten wir mit der gesellschaftlichen Umsetzung von Gleichheit eben auf den lieben Gott oder den Sozialismus" finde ich auch irgendwie doof. Meine "Forderungen", das leidige (und langweilige) Feministinnen-Gebashe einzustellen hat allerdings vermutlich ähnlich viel Erfolg wie das Warten auf eine bessere Welt. 

Nervt euch das Gebashe von Randthemen des Feminismus auch? Fändet ihr die Sache besser, wenn man ein "Equalismus"-Schild drüberpappt? Wie könnte man Geschlechtergerechtigkeit besser durchsetzen, oder reicht es, Formalien wie die Sprache zu ändern und der Rest wird schon irgendwie von alleine?

Anmerkungen 2: Ich bin übrigens nicht gegen geschlechtergerechte Sprache - ich mag das Binnen-I sehr und versuche weitestgehend neutrale Formen zu verwenden. Ich finde Sprachveränderungen nur in Übertreibung angewandt doof. Ebensowenig möchte ich den Feminismus umbenennen - das wäre ja eine genauso sinnvolle Symboltat wie das generische Femininum.






Freitag, 7. Juni 2013

"Von Tuten und Blasen keine Ahnung?" - Wie man richtig Schwänze bläst - Schritt-für-Schritt-Anleitung für 14-Jährige

Ich werd alt. Mein Studium neigt sich dem Ende, ich bin auch mit viel Toleranzbereich kein Teenie mehr, und ich bin seit zwei Monaten selbstständig. Also nicht so wirklich die Zielgruppe der MÄDCHEN. Aber wie wir alle wissen, interessiert mich das ja nur so mittel. Und in der neuesten Ausgabe der MÄDCHEN lerne sogar ich noch etwas dazu. Denn:

"Von Tuten und Blasen keine Ahnung? Macht überhaupt nix! Wir erklären dir, wie "es" geht und was zu tun ist, wenn du es "eklig" findest!"

Japp. Ein Blowjob-Ratgeber für 14-Jährige. Ihr lest das richtig. Komplett mit Schritt-für-Schritt Anleitungen und wichtigen Informationen wie dieser hier:

"Zur Beruhigung: Sperma macht nicht dick! Es hat nur circa 5 Kalorien pro Ladung und enthält viele Proteine!"

Schön das wir das geklärt hätten. Allerdings: Unter bestimmten Umständen kann Sperma durchaus dick machen. Ich mein ja nur...

Zuerstmal zur Klärung. Ich hab nicht gegen Aufklärung. Im Gegenteil, ich finde es wichtig, brennende Fragen von Teenies fachgerecht zu beantworten, und dazu gehört auch, wie man Sex hat. Was mich stört, ist der Ton, in dem der Artikel geschrieben ist. Es geht hier nicht um die Zielgruppe, die Mädchen, die die Zeitschrift lesen. Es geht um die Jungs. Wie man sie befriedigt, was sie abtörnt, wie man mit dem Ekel vor dem Blowjob so umgeht, dass man es trotzdem macht. Und vor allem existiert dieser Artikel ja nicht im luftleeren Raum. die ganze Zeitung dreht sich zu locker 75% nur um Jungs. Um das zu untermauern plane ich auch schon einen weiteren Artikel.

Also, was lernt die geneigte 14-Jährige denn nun? Zuerstmal:

 "Was ist, wenn ich mich nicht traue, es zu tun?
Mache dich mit seinem Penis vertraut! Du wirst mit der Zeit lernen, was IHM besonders gefällt und welche Stellen besonders empfindlich sind. Und; Was deine Hand kann, kann dein Mund doppelt so gut!"

Das beantwortet nicht die Frage! Diese Antwort geht davon aus, dass sich das Mädel nicht an den Penis traut, weil sie nicht weiß, was sie tun soll - nicht, weil sie es eklig findet. Diese Antwort betrachtet die Frage aus dem männlichen Blickwinkel. Nicht aus dem weiblichen.

"Ist das Sperma nicht nach deinem Geschmack, darfst du es auch ausspucken! Aber bitte diskret!"

Na, wie gnädig. Aber bitte nur diskret, nicht, dass das heilige männliche Ego noch angekratzt wird!

So, aber jetzt gehts zur Sache! Wolltet ihr schon immer lernen, wie man denn nun bläst, Schritt-für-Schritt. Also, den EINEN richtigen Weg! Anders geht das nicht. NEIN ANDERS GEHT DAS NICHT!!!!

1) Erforsche seinen Penis mit deiner Zunge und deiner Fantasie!

Wie erforscht man etwas mit der Phantasie? :( Mist, ich bin hier schon überfordert!

2) Beginne an der Eichel und umspiele sie mit deiner Zunge. Stell dir vor, du hast eine Kugel Vanilleeis vor dir.

Aber Vanilleeis schmeckt besser und ist kälter, hat eine andere Konsistenz und schreit nicht laut, wenn man reinbeißt.

3) Umfasse die Peniswurzel, bedecke deine Zähne mit dem Mund und lasse seinen Penis langsam in deinen Mund gleiten
4) Unterhalb der Eichel gibt es einen sehr sensiblen Punkt, das Frenulum oder Vorhautbändchen. Hier ist dein Süßer ganz besonders empfänglich für Zärtlichkeiten!
Alle. Immer. (Mein Freund hasst es zum Beispiel, wenn ich an das Bändchen gehe, weil er es nicht mag. BIG SHOCK!)

5) Manche mögen es härter, manche sanfter - du merkst sicher schnell, was deinem Liebsten gefällt!

...Wie sich das für ein ordentliches Mädchen auch gehört!

Vor allem, auf die wirklich interessanten Themen wird mit keiner Silbe eingegangen! Wie man seinen Kopf richtig positioniert, um keinen Würgereiz zu bekommen, wie man merkt, dass er gleich kommt, wie man die Hoden einbeziehen kann (die laut diesem Ratgeber nicht existieren, zumindest werden sie nicht erwähnt), und so weiter. Total hilfreich, das Ganze.

Den letzten Satz finde ich äußerst faszinierend. Nachdem eine ganze Seite drüber schwadroniert wurde, wie wichtig es anscheinend ist, ordentlich blasen zu können, und die Option, es gar nicht erst zu machen, wenn man nicht will, nicht wirklich zur Debatte steht, finde ich den letzten Satz etwas...hingeklatscht, weil er halt irgendwie rein musste.

Du bist zu überhaupt nichts verpflichtet


Sonntag, 24. März 2013

Vor- und Nachteile des "Jungsseins" (Vor allem Vorteile)

Ich muss mich entschuldigen. Ich versuche es wirklich! Aber in letzter Zeit ist die BravoGirl so inhaltsleer geworden, dass ich kaum noch lustige Textschnipsel finden kann: Es gibt einfach kaum noch Texte! Dafür aber umso mehr bunte Glitzi-Glitzi-Star-Style-Bilder. Hat doch auch was.

Deswegen habe ich in meinem ewig währenden Fundus gebuddelt, und eine Zeitung aus letztem Jahr ausgegraben. Denn da gab es ein großes Jungsspecial! Okay, ich war zwar der Ansicht, alle anderen Ausgaben wären auch schon Jungsspecials, weil es da zu 80% nur drum geht, wie frau für Jungs hübsch aussieht, aber so kann man sich irren.

Und im Zuge dieses Jungsspecials gibt es auch einen Artikel über die Vor- und Nachteile des männlichen Daseins. Und Ja, da steht wirklich "Jungsseins". Ein Junge, Nick, und ein Mädchen, Valerie, referieren über ihre Sicht der Dinge. Aber aufgrund des ähnlichen Schreibstils vermute ich einfach mal, dass beide Texte redaktionell geschrieben wurden, also von ausgebildeten Journalistinnen. Aber sicher sein kann man sich da nicht.

Das sagt Nick:

Es gibt so viele Gründe, gerne ein Junge zu sein! Wir haben mehr Muskeln, dürfen so viele Mädchen küssen wie wir wollen, ohne gleich als Schlampe abgestempelt zu werden und brauchen keine Handtasche - unser Werkzeug passt auch in die Hosentasche!
Was für Werkzeug denn? Euer prächtiger Teenager-Penis? (Das führt sicher wieder zu interessanten Google-Suchbegriffen...). Aber entschuldigt: Männliche Männer haben natürlich immer Hammer und Bohrmaschine dabei, um ihre Männlichkeit(tm) zu beweisen.
Wir müssen nicht bei jeder Dailysoap heulen, kriegen keinen hysterischen Anfall, wenn der pinke Nagellack leer ist und müssen keine Kalorien zählen. Wir können nämlich so viel essen wie wir wollen, ohne zuzunehmen!
Das halte ich aber für ein Gerücht! Aber schön, dass mal wieder total bescheuerte, unreale Stereotype aufgeschrieben werden, das hilft sicher dabei, solche Vorurteile irgendwann mal loszuwerden.

Von uns wird auch nicht erwartet, dass wir kochen oder irgendwann Kinder erziehen.
Und...das nehmen wir jetzt einfach so kritiklos hin? Vorschlag, Nick: Hört doch einfach auf, das zu erwarten, wie wär das?
Aber es gibt auch Nachteile, ein Junge zu sein!
Kann ich mir grade irgendwie nicht mehr vorstellen.

Weinen ist für uns in der Öffentlichkeit tabu. Unsere Freundinnen erwarten permanent Komplimente, Blumen oder sonstige Aufmerksamkeiten. Wenn wir das aber von euch Girls erwarten, gelten wir gleich als Machos - man(n) hat es schon nicht leicht.
Das ist ja furchtbar! Grausam! Ruft die Menschenrechtsorganisationen an! Warte...Seit wann erwarten das Frauen? Ich persönlich kenne keine 14-Jährige (oder allgemein andere Frau), die Blumen erwartet. Vielleicht kenne ich ja aber auch die falschen Frauen.

Aber genug von der männlichen Sichtweise. Die weibliche Autorin wird doch sicher nicht ganz so sehr in der Klischee-Schublade wühlen, oder? (Spoiler: Doch.)

Und das sagt Valerie

Ja, es hat bestimmt Vorteile, ein Junge zu sein. Aber auch einige Nachteile!
Ach, erzähl nicht!

Ihr könnt zum Beispiel nicht gleichzeitig shoppen, telefonieren und Hamburger essen - ihr seid nämlich nicht multitasking-fähig.
Das kann ich auch nicht. Bin ich jetzt ein Junge?

Jungs dürfen auch keine langen Haare tragen! 
...weil dann kommt die Girl-Haarpolizei mit ihrer Nagelschere und beseitigt diesen Zustand!

Uns Girls wird auch viel schneller verziehen: Ein trauriger Blick oder ein süßes Lächeln genügt und die schlechte Note ist vergessen. Wir haben 30 Paar Schuhe oder mehr im Schrank und müssen Abseits nicht erklären können.
Ich habe nur 3 Paar Schuhe. Nochmal die Frage: Bin ich jetzt keine Frau mehr, oder können wir mal bitte aufhören, Klischees als die Realität darzustellen?

Dafür haben Jungs ein größeres handwerkliches Geschick. Ihr dürft euch dreckig machen, Schimpfwörter benutzen und abends länger weggehen.
Und das lassen wir jetzt auch kritiklos so stehen? Weil das ein natürliches Naturgesetz ist und kein veränderungswürdiger Zustand? (mal davon abgesehen, die besten Handwerkerinnen, die ich kenne, sind Frauen...Und mit Schimpfwörtern kann ich auch ganz gut umgehen.)

Jungs müssen sich auch nicht schminken.
Das Mädchen das tun müssen, wäre mir jetzt persönlich auch neu. Man soll schon davon gehört haben, dass manche Frauen ungeschminkt das Haus verlassen. Verrückt, oder? Und was passiert, sollte sich ein Junge schminken? Fällt dann das Universum in sich zusammen?

Ja, zugegeben: Wir wären auch gerne mal ein Junge!
Irgendwann verbiete ich der Redaktion die Nutzung des Wortes "wir". Versprochen.
 

Mittwoch, 20. März 2013

Was fat positivity mit Pro-Ana zu tun hat...

Spoiler: gar nichts.

Ich schreibe das hier mit zitternden Fingern, weil ich gerade noch so geladen und wütend bin. Zwei Blogartikel von Bloggerinnen, die ich eigentlich sehr schätze, blasen ins gleiche Rohr: Übergewicht ist THE EVILZ und Menschen, deren Größe-Gewichts-Verteilung über dem Faktor 30 liegt, sollten sofort weniger Platz einnehmen und bloß aufhören, sich selbst schön und attraktiv zu fühlen. SOFORT!

Eigentlich sollte ich sofort den "Entfolgen"-Button klicken und mit mir Rubicon Guava in den Schlaf weinen, weil wieder zwei Blogs unlesbar werden. Aber weil das auch keine Lösung ist, versuche ich mal, meine Ansicht dazu hier aufzuschreiben.

Wie sich ja eventuell inzwischen rumgesprochen hat, bin ich fat positive, stehe also zu meinem Körper und liebe mich so, wie ich bin, statt meine Ressourcen darauf zu verschwenden, an mir und meinem Gewicht rumzudoktoren. Das allerdings, so Robin und Maren, ist auf eine Stufe zu stellen mit Pro Ana, also Magersüchtigen, die diesen Weg bewusst gehen und sich bewusst und mit größter Freude zu Tode hungern wollen:
"Fett ist nämlich nicht positiv. In der jetzigen Form erinnert mich fat positive einfach sehr unangenehm an die Pro-Ana-Bewegung, in der vorzugsweise junge Frauen Magersucht (Anorexie, verniedlichend “Ana”) und Bulimie (verniedlichend “Mia”) verherrlichen, nur dass bei fat positive nicht forciert wird, noch mehr zuzunehmen. Toll ist aber beides nicht!!"
Weswegen ist Fett sein denn nicht positiv? Ihr kommt beide mit dem "Fette Menschen sind unsportlich und bekommen vermutlich demnächst Krankheit XY (wahlweise Herzprobleme oder Diabetes)"-Argument, welches schonmal per se völliger Quatsch ist: Genetische Disposition hat mit diesen Erkrankungen sehr viel mehr zu tun als das Körpergewicht. Oder ihr kommt mit irgendwelchen Freunden und Bekannten, deren Leben 100%ig besser wäre, wenn sie doch nur abnehmen würden!

Ich wage mal einen Schuss ins Blaue: Diesen Freunden würde es, ähnlich wie mir, vermutlich besser gehen, wenn sie nicht ständig von alles und jedem Tipps und Ratschläge und Kommentare und besorgte Fragen bezüglich ihres Gewichts hören würden. Ich weiß, das meint niemand böse, und man ist ja nur besorgt, weil man hat ja gehört, was dieses böse Übergewicht so alles macht und BlaBlaBla. Aber es nervt, es verletzt, es klaut Ressourcen, wo man eigentlich Unterstützung bräuchte.

Ich will niemanden dazu zwingen, üppige Körperformen schön zu finden. Ich will nur, dass man einfach mal manchmal überlegt, was man sagt. Wäre hilfreich.

(TW:Essstörung)

2009, ~50 Kilo
Und, um meinen Ärger über den Pro-Ana-Vergleich zu erklären: Ich war magersüchtig und ich war Pro-Ana-Anhängerin. Ich habe mal knapp 50 Kilo gewogen und hatte den festen Entschluss, nie wieder Nahrung zu verdauen. Während meiner Geschichts-Abiklausur war ich k*tzen, weil wir einen kleinen Schokoriegel als Glücksbringer bekommen haben. Ich war den ganzen Nachmittag auf Pro-Ana-Seiten unterwegs und hatte selber eine. Ich war Pro-Ana.




2013, ~115 Kilo



Nachdem ich ins Krankenhaus gekommen bin hat es zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich nichtmehr k*tzen war. Während meiner Krankheit habe ich mir äusserst effektiv mein Verdauungssystem zerschossen, und das ist der Grund, warum ich heute 115 Kilo wiege. Also: Hinter meinem Übergewicht steckt eine Essstörung. Hattet ihr wohl doch recht.



(TW Ende)

(Kommentare, die auf "Übergewicht ist böse und zerstört das Sozialsystem!!!!einself!" hinaus wollen, sollen bitte woanders trollen und nerven, bitte, danke.)

Sonntag, 10. März 2013

Klassismus - Und ich dachte immer, ich wäre falsch



Es gibt einen Namen für das Gefühl, dass ich habe, seit ich aufs Gymnasium gekommen bin. Das Gefühl, immer weniger zu wissen als die anderen und immer irgendetwas falsch zu machen. Das Gefühl, immer am falschen Ort zu sein und das alles nicht schaffen zu können. Das Gefühl, dass ich seit 12 Jahren habe, nennt sich Klassismus.

Ähnlich wie Sexismus, Ableismus und Rassismus ist Klassismus ein gesellschaftliches Instrument um andere zu unterdrücken, klein und stumm zu machen. 

Ich hatte seit meinem allerersten Semester an der Uni das Gefühl, da nicht hinzugehören. Ich dachte immer, ich wäre falsch, der Fehler würde bei mir liegen. Ich habe meine Kommilitonen gehört, die in einer eigenen Wohnung leben und diesen Monat kein Geld mehr zum Shoppen hatten, und dachte, ich wäre nur neidisch. Ich saß in den Seminaren und war mit einer vollkommen anderen Lebensrealität konfrontiert, mit Fragen nach Markenklamotten und schockierte Reaktionen auf ihre Erlebnisse mit der „Unterschicht“. Mit jedem Kommentar mehr, der so nebenbei aus den Schnattermündern floss, entfernte ich mich ein bisschen mehr von den anderen Studierenden. Heute habe ich keinen Kontakt mit anderen Studierenden. Gruppenarbeiten sind meine persönliche Hölle. Und immer dachte ich, es liegt an mir. Weil ich mich zur Gruppenarbeit nicht mal eben in einem Cafe verabreden kann. Weil ich mir nicht mal eben dieses und jenes „Standardwerk“ kaufen kann. Weil ich bei manchen Diskussionen manchmal einfach nicht mitreden kann.

Was ich kann, habe ich mir selbst erarbeitet. Ich wusste nicht, wie man Hausarbeiten und Essays schreibt, und ich hätte auch niemanden fragen können. Ich bin die einzige aus meiner Familie und meinem alten Freundeskreis, die studiert. An der Uni falle ich durch meine „unwissenschaftliche Ausdrucksweise“ auf, traue mich deswegen bei manchen, bissigen Dozenten nicht mehr, mich in der Diskussion zu beteiligen. In Seminar- und Hausarbeiten bekomme ich teilweise für meinen Ausdruck Punktabzüge und schlechtere Noten. Damit muss ich leben.

Das hat nichts mir Schüchternheit zu tun und ist auch nicht mein eigener Fehler. Ich weiß, dass ich gut bin. Ich mache nächstes Jahr meinen Abschluss, arbeite nebenbei in zwei Jobs, manage das alles irgendwie, ohne wahnsinnig zu werden. Und ohne Unterstützung aus der akademischen oder studentischen Ecke.
Finanziell geht es durch meinen Job im „Rotlichtmilieu“ ganz gut, vermutlich besser als vielen anderen von Klassismus Betroffenen. Ich kenne aber auch noch die Phasen, in denen ich 2 Wochen lang nur Toast und Reis mit Senfsauce gegessen habe,  weil ich mal zum Arzt musste.  

Auch im Internet ist man nicht immer davor sicher, den Spiegel der "Dummheit" vor Augen gehalten zu bekommen. Texte von manchen Feministinnen und klugen Menschen kann ich nicht lesen, weil ich sie nicht verstehe, und auch längere und komplexere englische Texte sind für mich nicht wirklich lesbar. Das ist schade. Ich arbeite grade daran, mein Englisch so weit zu verbessern, und es wir. Aber theorielastige deutsche Texte an der Uni und auch in meiner kuscheligen Filterbubble bleiben für mich unlesbar.

Was also tun? Nicht still bleiben. Ich versuche, so gut ich kann, meine Defizite zu überdecken und zu vertuschen, zu schauspielern und bloß nie nachzufragen. Aber jetzt, wo so viele kluge Menschen aufschreien, traue ich mich das auch: Ich bin von Klassismus betroffen. Und wir können was ändern.

(Und ich finde es mehr als unpassend, belehrende Antworten zu so persönliche Texte zu schreiben, egal wie gut sie im wissenschaftlichen Diskurs gemeint sein sollten. Der verlinkte Text hält mich gerade fast davon ab, diesen Artikel zu veröffentlichen. Fast. Aber er macht meine ständige Angst, irgendein falsches Wort oder eine falsche Formulierung zu benutzen und dann "dumm" dazustehen, nicht besser. Überhaupt gar nicht.)

Dienstag, 5. März 2013

Tomb Raider 2013

Normalerweise mache ich sowas ja nicht. Also, Spielereviews, jetzt. Aber anderenseits habe ich mich über dieses Spiel so geärgert, vor Wut geweint, den Fernseher angeschrien und sitze jetzt, nach dem Ending auf dem Sofa und kann mich nicht entscheiden, ob ich das, was ich eben gesehen habe, gut finden soll. Ich bin, was Tomb Raider angeht, sehr zwiegespalten und möchte meine Eindrücke mit euch teilen.

Spoilerwarnung. Ich werde zwar nichts über die Story verraten, aber wenn ihr das Spiel selbst noch spielen wollt, dann solltet ihr den Artikel mit Vorsicht lesen.

Wer sich jetzt fragt, warum ich das schon schreiben kann - ja, ich habe das Spiel schon durchgespielt. Die Hauptstory dauert nur etwa 10 bis 12 Stunden, dann ist man durch (Und wir haben schon ziemlich gebummelt). Das ist natürlich für ein Vollpreisspiel ziemlich enttäuschend, aber scheint mittlerweile eher die Norm zu sein als eine Ausnahme.

Was man anerkennen muss: Tomb Raider sieht wunderschön aus. Die Umgebungen in der Natur sind lebendig, farbenprächtig und es macht einfach Spaß, sie zu erkunden. In Innenräumen ist dann aber teilweise so dunkel, dass man kaum erkennt, was man machen soll und im Sekundentakt den "Überlebensinstinkt" aktivieren muss, der das Bild schwarzweiß färbt und alle Interaktionsgegenstände aufblinken lässt. So kann man sich dann zumindest ein bisschen orientieren.

Lara selbst ist wahnsinnig gut animiert. Jede Bewegung sitzt und sieht fantastisch aus. Das Spiel ist Eye-Candy pur. Das muss man so stehen lassen und es während des Spiels geniessen.

Die deutsche Synchro ist von extrem guter Qualität. Vor allem Laras Sprecherin, Nora Tschirner (!) haucht ihr viel Leben ein und spricht genauso, wie man sich eine verängstigte 18-Jährige in so einer Situation vorstellt. Auch alle anderen SprecherInnen machen einen guten Job. Weiterer, dicker Pluspunkt.

Von der optischen Seite her also anscheinend ein echter Knüller? Warum denn dann jetzt diese Unsicherheit und diese verhaltene Freude nur meinerseits?

Im Vorfeld der Veröffentlichung hat sich Tomb Raider schon einiges an Kritik eingefangen. In den Trailern konnte man die extreme Gewalt schon erahnen, und nachdem das Spiel nur ab 18 Jahren erschient, ist keinesfalls übertrieben. Die Gewalt, die Lara angetan wird, die sie aber auch allen anderen Beteiligten im Laufe der Story antut, ist in meinen Augen extrem übertrieben. Und mit extrem übertrieben meine ich: Sie musste nicht sein und sie macht überhaupt keinen Sinn.

Ja, ja, es ist ein ACTION-Adventure, da muss man mit Kämpfen rechnen. Okay, geschenkt. Aber gegen Ende läuft Lara mit einem Granatwerfer und einer MG anderthalb Stunden lang durch ein altes Kloster und schiesst auf alles, was sich bewegt. Im gesamten Spielverlauf springen alle 20 Minuten hinter irgendeinen Stein Gegnerhorden hervor, die begleitet von aufgeregt fiedelnder Streichermusik, erstmal niedergemäht werden müssen. Für mich ist das ein besonders großer Kritikpunkt. Erstens HASSE ich Shooter. Und zweitens macht dieses Gegnerschlachten keinen Sinn.

Es sollte ja besonders großen Wert auf Laras ersten Mord gelegt werden, den man auch in einem Trailer zu sehen bekam. Sie wurde dabei von einem Söldner sexuell angegriffen und hat ihn dann im Verlauf dieser Ereignisse in Notwehr umgebracht. Dafür haben die Entwickler viel Kritik geerntet. Was mich stört ist vor allem Folgendes:

Game Designer Darrell Gallagher dementierte später die Andeutungen auf versuchte Vergewaltigung und sagte, dass die Momente im Spiel, die Laras Charakter definieren, fälschlicherweise so bezeichnet wurden. Lara werde in der Situation dazu gezwungen zum ersten Mal einen Menschen zu töten. In dieser Szene passiere nicht mehr, als bereits gezeigt wurde. Sexuelle Nötigung jeglicher Art sei definitiv nicht das Thema des Spiels.
 Das stimmt nicht. Die Szene zeigt ganz klar eine versuchte Vergewaltigung. Das ist aber nichtmal der Punkt: Ja, es mag für Lara sichtlich schockierend gewesen sein, diesen einen Mann zu töten. Aber bei den danach folgenden 400 Männern zeigt sie nie wieder auch nur einen Moment davon. Kein bisschen. Als hätten die Entwickler den Punkt, dass Lara eine Studentin ist und keine blutrünstige Amazone, danach komplett vergessen. Mit Pfeil und Bogen, Pistole, Schrotflinte, MG, Granatwerfer und Kletteraxt metzelt sie im Spielverlauf alles und jeden ab. Sowohl die ständigen Gegnerwellen, als auch Wachsoldaten, die sich bei einem Schachspiel in der Wildnis darüber unterhalten, wie gerne sie wieder nach Hause wollen.

Neben dieser Gewalt ist es auch absolut maßlos, was Lara angetan wird. Spätestens nach den ersten zwei Spielstunden hätte sie schon zweimal tot sein müssen. Und es wird mit jeder Cutscene schlimmer. Am Ende hat sie (nach unserer Zählung) ein schweres Nierentrauma, alle Gliedmaßen und einige Rippen gebrochen, eine offene Wunde am Bauch und am Arm (mit der sie durch so einige Tümpel und die Kanalisation watet), wurde mehrmals über Kopf aufgehangen, ist zwei Wasserfälle runtergespungen, hat sich einen brennenden Pfeil in ihre Fleischwunde gehalten und hat 4 Tage lang weder geschlafen, noch etwas gegessen. Und auf dem Klo war sie auch nicht.

Von den Game Over-Animationen mal noch ganz zu schweigen. Wenn man das cool und lustig und megageil findet, wie Lara aufgespießt oder erschossen wird, ist man ein schlechter Mensch. Und ja, das wird in aller Deutlichkeit äußerst graphisch gezeigt.

Eine der Fragen, die ich mir gestellt habe war, ob ein männlicher Held auch ALLE diese Traumata hätte durchmachen müssen, um zu rechtfertigen, warum er so ein großer Held geworden ist. Ziel des Spiels ist es ja, uns zu zeigen, wie Lara Croft zu der Bad Ass-Archäologin wurde, die wir kennen und lieben. Meiner Ansicht nach ist sie nach den Erlebnissen auf der Insel ein traumatisierter Sozialfall.

Achja, und die Story ergibt überhaupt gar keinen Sinn. Aber das zu analysieren wäre jetzt zu spoilerbehaftet.



Aber hey, es ist wenigstens ein ziemlich gutes Assasins Creed!

Samstag, 16. Februar 2013

Beziehungsratgeber 2013 - Coming soon




"Wann kommt endlich der beschissene Prinz auf seinem Gaul?!" Von Oliver Stöwing.
Demnächst auf diesem Blog.

Freitag, 18. Januar 2013

Könnt ihr schon "jungisch"?

 Gastbeitrag von JennyDreck

Männer sind vom Mars und sprechen eine andere Sprache. Jaja, tausendmal gehört, tausendmal den Kopf geschüttelt. Man hofft, kein Mensch glaubt diesen Quatsch, der immerwieder in Büchern, Filmen und Lifestyle-Zeitungen propagiert wird.
In der Öffentlichkeit ist ja schon lange der "Fakt" angekommen, dass Frauen definitiv eine andere Sprache sprechen und sie nur im "Subtext" reden können.
Männer machen dies laut der Girl aber auch. Seid ihr alle bereit für "Jungisch"?

Ich habe fast eine halbe Stunde lang am Stück geranted und gewütet. Ich war ziemlich angepisst darüber welches Bild hier verbreitet wird und wie inflationär hier von ALLEN gesprochen wird.

Was Jungs sagen - Was Jungs WIRKLICHn meinen
"Du bist echt cool" - "Du bist meine "Kumpeline", mehr aber nicht!"

Vorsicht Frauen und Mädchen, wehe ihr beschäftigt euch mit Dingen die als "cooooool" gelten.
Das sind in der Regel also so Dinge wie Snowboard fahren, Computerspiele spielen oder allgemein irgendwas, was nicht mit Shoppen, Schminke oder Pink zu tun hat.
Nachher seid ihr noch cool und könnt nie wieder bei Jungs landen, bei keinem mehr, nie.
Ob ihr wollt oder nicht, denn ihr seid als cool gebrandmarkt und nicht mehr als "süß".

"Ich melde mich bei dir!" - "War schön dich kennenzulernen!"

Kennt doch jeder. Jungs scheuen Kontakte und wenn sie dir versichern, sich bei dir zu melden, dann hörst du nie wieder etwas von ihnen. Weil, ist ja klar, Jungs lügen dich nur an. Immer. Alle.
Das ist eine Naturkonstante, schon damals haben die Männer lieber ein Mammut gejagt als in die Höhle Nr. 17 zu Grunzhilda zurückzukehren.
Haltet also eure Keulen bereit Mädels.

"Ja, ich habe zugehört" - "Was hast du eben gesagt?"

Hand aufs Herz, diese Lüge hat vermutlich jeder schonmal gebracht. Warum auch nicht? Ich glaube man kann schwer von jedem Menschen verlangen, sich für alles zu interessieren, was ihm/ihr erzählt wird.
Doch hier wird doch wundervoll und einfachheitshalber ein Klischee aufgegriffen, um Platz zu füllen.
Irgendwie arg assi allen Jungs und Männer zu unterstellen, dass dieser eine Satz nur bedeuten kann, dass er nicht zugehört hat.

"Ich hatte schon Tausende Freundinnen vor dir! Die Liste ist so lang, dass ich nicht mehr zählen kann!" - "In Wirklichkeit bist du mein erstes Girl. Ich prahle nur gern rum!"

Captain Obvious eilt zur Rettung!
Erstens: Es gibt Leute die glauben den "Mimimi, ich bin voll der Überstecher... mit 16!" Mist?
Zweitens: Ich würd mich freuen, wenn die Girl hier sowas wie einen Warnhinweis hinklatschen würde. Sowas wie "Vorsicht, Testosteronspaten incoming!"

 "Von mir aus können wir uns gerne eine Liebesschnulze im Kino ansehen!" - "Wenn es unbedingt sein muss, aber eigentlich hab ich keinen Bock!"

Oh ja... Männer und Romantik. Gefühle, sowas haben Männer nicht. Also naja, schon, aber nur ganz bestimmte. Sowas wie Hass, Wut, Aggressionen, Ärger aber... Liebe? Baaaah, sowas ist für Mädchen, ausschließlich.
Erneut wird tief in der Klischee-Kiste gewühlt und was wird herausgezogen? Natürlich... die nicht vorhandenen Gefühle von Jungs.
Denn wie die Girl in vielen ihrer Ausgaben festgestellt hat, besitzen Jungs keine Emotio... HALT.
In jeder zweiten Ausgabe wird darüber schwadroniert, dass Jungs sehr wohl Gefühle haben und diese auch ausleben, es aber nicht so zeigen.
Was denn also nun?

"Nein, ich finde Megan Fox nicht scharf!" - "Was für eine Frage! Auf die steht doch jeder Typ!"

Ich glaube hier hab ich den Tilt gehabt. Liegt vielleicht an meiner ausgeprägten Abneigung gegenüber Megan Fox. Vielleicht an der Verallgemeinerung. Vielleicht aber auch daran, dass ich mir gut vorstellen kann, dass hier wundervoll suggeriert wird, dass Megan Fox die schärfste Ische auf Gottes Erde ist und man ums verrecken mit ihr konkurrieren muss.
Das, liebe Girl, finde ich garnicht scharf.

"Natürlich können wir uns Zeit lassen!" - "Ich warte schon lange genug! Lass es uns endlich schneller angehen!"

Herp, Derp, Ficken?
Ich meine, schön, dass hier versucht wird zu sensibilisieren. Ich hoffe zumindest, dass das die Intention der Girl-Redaktion ist.
Doch... kann man dann überhaupt noch irgendwas sagen, ohne als sexgeil durchzugehen?
Aber die naja, vermutlich ist mir die Girl da vorraus und weiss einfach, dass jeder Kerl nur vögeln möchte. Immer, zu jeder Zeit, an jedem Ort.



Mittwoch, 16. Januar 2013

"Klappe halten, Klugscheisser!"

Irgendjemand in der BravoGIRL-Redaktion hatte einen richtig schlechten Tag. So richtig doof, und ist vermutlich auf dem Weg zum ungeheizten Redaktionsgebäude noch ordentlich in Hundescheisse getreten. Sonst kann ich mir den Artikel in der aktuellen Ausgabe nicht erklären.

Man sagt mir gerne mal, ich sei eine Klugscheisserin. Genaugenommen: Ja! Ich studiere Soziologie - das Klugscheisser-Studium schlechthin. Also, liebe Frau Kira Brück: Ich fühle mich angesprochen. Und ein bisschen beleidigt. Achja, Funfact: Vor ihrer Tätigkeit bei der BravoGIRL war Frau Brück Redakteurin beim Playboy. Priceless.

Also, was will uns dieser Text denn heute beibringen? Toleranz? Selbstliebe? Respekt? Nö: Veganer sind kacke. So grob.

Smartphone, Facebook, Klamotten voin H&M und Zara, manchmal zu Mäcces - für uns alle ganz normal. Gehört zum Leben dazu.

Ähm...Einspruch. Ich hatte als Teenie gar kein GELD für die ganzen Shoppingergüsse, hatte feste Internetzeiten und  mit meinem Handyknochen war ich schon luxusverwöhnt. Aber jaja, früher war alles besser und ich werd alt. Ist ja schon gut.

Und wir würden gar nicht auf die Idee kommen, dass es eben nicht voll okay wäre - wenn diese nervigen Gutmenschen nicht wären.

Wann genau wurde "Gutmensch" eigentlich zum Schimpfwort?

Diese Klugscheißer, die so mega-stolz darauf sind, ein besseres Leben zu führen - und die von sich sagen, sie sind besser als der Rest! Häh, welcher Rest eigentlich? Wir sind doch alle einzigartig!

Aber...wenn wir alle anders als der Rest sind, heisst das dann nicht, dass diese nervigen, doofen, bitterbösen Klugscheisser exakt dasselbe tun wie alle anderen auch? Achso, das war grade nur inhaltsleeres, pissiges Geblubber? Sorry, mein Fehler!

Außerdem: Ja, jeder ist ein ganz individuelles Schneeflöckchen. Total.

Kommen dir diese Sätze bekannt vor?
"Facebook ist scheisse, du musst dich im realen Leben zurechtfinden!"

Das habe ich die letzten 4 Jahre von niemandem unter 35 gehört.

"Was? Du gehst gerne zu McDonalds? Die ganzen Fette sind total schlecht für dich!"

...sprach die Zeitung, die alle 3 Ausgaben ein Abnehm-Artikel bringt....

"Also, ich brauche mein Handy gar nicht! Du bist ja schon total süchtig!"

DAS hab ich seit 10 Jahren von niemandem unter 35 gehört.

 "H&M? BÖSE! Ich kaufe nur Fairtrade!"

...was rein moralisch tatsächlich die bessere Bilanz liefert.

"Fleisch könnte ich nie essen, Ich lebe vegan!"

...genauso wie das hier. Das ist also kein Klugscheissen, sondern ein Best-of "Elternsprüche und moralische Überlegenheit". Wie seelisch grausam. Mal davon abgesehen, dass ich von dieser Armada von Sprüchen nur einen in letzter Zeit gelesen oder gehört habe: Das McDonalds böse ist. Und wo hab ich das gelesen? In einer Mädchenzeitschrift. Ähm...genau.

AAAARGHGHG! Wer will das wissen? Behaltet eure beschissenen Lebensweisheiten doch einfach für euch, ihr Gutmenschen! Keiner hat euch nach eurer Meinung gefragt!

Die Dame hat einen Studienabschluss als Germanistin und Journalistin. Nur so am Rande.

Ist man wirklich ein besserer Mensch, wenn man vegan lebt? Das soll erstmal jemand beweisen!

Ähm...muss ich das jetzt kommentieren? Ich meine, ich selber bin weder Veganerin, noch strenge Vegetarierin, aber JA: Wer kein Fleisch isst, ist tatsächlich moralisch und ökonomischer besser als Fleischesser. Ist so. Aus...rein logischen Gründen. Ressourcenverschwendung und so.

Echt jetzt, wir dürfen uns von Klugscheissern nicht das Geniessen vermiesen lassen! Stell deine Öhrchen einfach auf Durchzug, wenn dir das nächste mal einer erzählen will, wie toll das Leben ohne Handy ist!

...weil ernsthafte Diskussionen mit verschiedenen Ansichten sind ja auch Teufelswerk!

Die sollen mal schön die Klappe halten und sich locker machen. Denn WIR sind nämlich die wahren Gutmenschen. Denn WIR sind tolerant und lassen andere so sein, wie sie sind!

Außer natürlich WIR mögen diese Leute nicht oder diese Leute haben andere Ansichten als WIR!


Montag, 7. Januar 2013

Amok

Ich habe sehr lange überlegt, ob ich überhaupt etwas dazu schreiben soll. Deswegen kommt dieser Artikel vielleicht verspätet, vielleicht auch gerade richtig, ich weiß es nicht. Es geht um Amokläufe. Um die Täter, um ihre Gründe, und was ich damit zu tun habe.

Immer wieder gibt es sie. Amokläufe. Ich spreche nicht von den Tätern, die sie als Opfer gefühlt haben oder einfach aus Spaß Menschen umgebracht haben. Ich spreche von den Tätern, die gemobbt wurden, ausgegrenzt wurden, und selbst einmal Opfer waren.

Ich will die Taten nicht schönreden. Menschen töten ist nicht okay, zur großen Überraschung aller. Es ist scheisse, es ist ungerecht, und es leiden immer auch Unschuldige darunter. Das will ich auch gar nicht in Frage stellen. Was ich gerne ansprechen will, ist meine eigene Sympathie, die ich für manche Täter von Amokläufen hege. Ich erwarte von niemandem, dass er oder sie meine Ansicht teilt oder versteht. Das ist ein privater Post, damit ich selber meine gemischten Gefühle einordnen kann.

Ja, ich kann Amokläufer verstehen. Ich war selber kurz davor. In meinen Gedanken bin ich heute noch manchmal da. Ich kann mich genau daran erinnern, als ich in der 7. Klasse sterben wollte. Und ich wollte nicht nur sterben, ich wollte möglichst viele von meinen Mitschülern mitnehmen. Viele von denen, die mir mein Leben unerträglich gemacht haben. Die nicht mit mir geredet haben, sondern über mich. Die mich verprügelt haben, mich angespuckt haben, sich ein lustiges Spiel daraus gemacht haben, mich zu quälen. Die mich als "Es" bezeichnet haben, und die "infiziert" waren, wenn sie mich angefasst hatten. Die nie mit mir gesprochen haben. Wenn ich mehr Mut gehabt hätte, oder die Chance, irgendwoher eine Waffe zu bekommen, ich hätte es getan.


Ich kann die Amokläufer der letzten Jahre verstehen. Vielleicht nicht alle, aber zumindest die von den Personen, die wie ich gemobbt wurden. Diejenigen, die keinen anderen Ausweg sehen konnten. Was soll man schon tun? Die Mitschüler quälen dich, die Lehrer sind froh, dass es nicht sie selbst trifft, deine Eltern glauben dir nicht. Du hast keine Freunde, keine Gesprächspartner, niemanden, der dir glaubt. Nicht Videospiele machen einen zum Killer, sondern die reale Welt.

Und heute? Heilt die Zeit alle Wunden? Keine Ahnung. Einen Großteil meiner depressiven Phasen schiebe ich auf die Zeit, in der ich gemobbt wurde.

Mit großem Ekel musste ich verfolgen wie mein Klassenlehrer, der das Mobbing befeuert hat, um nicht selbst Opfer zu werden und jegliche Probleme geleugnet und auf mich selbst geschoben hat, die Auszeichnung meiner Heimatstadt für besondere Verdienste erhalten hat. Japp, derselbe Mensch, der mich mal eine Stunde lang an der Tafel hat stehen lassen, und reihum alle gefragt hat, was an mir denn so schlimm ist. Derselbe Lehrer, der weggeschaut hat, als ich mit blutiger Nase im Unterricht saß. Der mir einen Verweiß gegeben hat - weil ich den Klassenfrieden gestört habe.

Meine ehemaligen Mitschüler arbeiten bei McDonalds, studieren, haben Kinder, sind verheiratet. Keiner erinnert sich an mich, vermute ich einfach mal. Kein Schuldbewusstsein, warum auch? In der 10. Klasse war ich vom einen auf den anderen Tag weg, andere Schule.







Sonntag, 6. Januar 2013

Horrorskope: Waagen, Skorpione, Schützen

So, das Jahr ist vorbei, ich bin wieder da, also, was ergibt das? Richtig, die letzten 6 Horoskope müssen auch noch besprochen werden. Also, Aura aktiviert, Chi fokussiert und ab geht die Party:


Waage
Saturn, der große Bremser, wird schwächer, Uranus, verantwortlich für Veränderungen, sorgt dafür, dass sie sich kaum mehr wiedererkennen
Liebe: Sie scheuen kein Risiko und können bei einem Mann, den sie Ende Juni kennenlernen, alle BEdenken über Bord werfen - selbst wenn sie liiert sind. Der Freiheitsdrang überflügelt ihr Sicherheitsbedürfnis! Gleich zwei Männer sind im September hinter ihnen her, und sie können keinen davon abweisen. Unmoralisch? Nein, uranisch!
Glücksformel: Lass die anderen reden
Ausprobieren: Mit einem anderen flirten - Konkurrenz belebt das Geschäft
Do: Familienkontakte pflegen
Don't: Zu exzessiv feiern

Also...Ich verstehe das richtig? Man soll allespimpern, was sich bewegt und dann noch Familienkontakte pflegen...Ahja, genau. Mein schmutziges, schmutziges Hirn verbindet diese beiden Tätigkeiten. Aber naja, was solls. Also, liebe Waage-Damen: Ficken sie! Gerne auch, wenn sie schon eine Beziehung haben. Gibt ja keine Risiken, oder sowas.


Skorpion
Glücksplanet Jupiter parkt im Zwilling und plötzlich ist alles so luftig-einfach...
Liebe: Die Sterne haben beschlossen, dass sie eine Beziehung einfach mal ohne nervige Nebenwirkungen wie Eifersucht geniessen können. Gleich im Juli bekommensie den Beweis, dass ihr Schatz sie bedingungslos liebt - vielleicht sogar mit einem Antrag.
Glücksformel: Ihr siebter Sinn ist superscharf!
Ausprobieren: In ihrem Bett gibt es kein Nein!
Do: Spontan sein
Don't: Schmollen

"Im Bett gibt es kein Nein"? Ahja, klar, so ähnlich wie bei 50 Shades of Grey ("Liebespaare brauchen kein Safeword!") oder wie? Auch schön: Seien sie nicht eiersüchtig! Außer, ihr Partner ist eine Waage. Das könnte zu Problemen führen.


Schütze
Glücksbote Jupiter trifft sich mit Venus. Der Mann, den sie jetzt kennenlernen bleibt für immer!
Liebe: Eine Gefühlswelle überrollt sie wie ein Tsunami: Sie lernen einen Mann kennen, der ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. Leider ist er schon vergeben
Glücksformel: Ausprobieren kann man alles - und jeden!
Ausprobieren: Schnell, spontan, heftig: Sex im Lift
Do: Alte Tagebücher lesen
Don't: Geheimnisse weitererzählen

Naja, das jemand vergeben ist, hat in der Welt dieser Zeitschrift ja noch niemanden aufgehalten. Und für Sex im Lift wird ja wohl ein bisschen Platz bleiben, oder?



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