Donnerstag, 20. Oktober 2011

Hauptberufliche Lebensoptimiererinnen



So klassische Zweikind-Familie, das wärs. Klassisch, bekannt aus Funk und Fernsehen, idyllisch in Berlin-Hellersdorf oder Chemnitz-Mitte. Oder – war da nicht was? Deutschland gehen die Kinder aus, Bevölkerungsrückgang, wie werden die nur unsere Renten bezahlen? Und wer denkt denn eigentlich endlich mal an die Kinder?
Kurzum: Drama allerorten.
Aber was ist denn nun dran – gibt es weniger Kinder oder können „die Deutschen“ doch noch überleben?

Erstmal gilt: Es gibt nicht unbedingt weniger Kinder. Nur eben nicht „die Richtigen“. Was heißt hier denn „richtige“ Kinder? Naja, was man so in den Nachrichten und Kommentarspalten (ein guter Ort zum Aufregen, nach wie vor: Good ol‘ SpOn) liest: Der allgemeine nachmittägliche Hartz-Assi schmeißt alle 9 Monate ein Kind aus seiner Bauchhöhle, und die distinguierten Philosophie/MaschinenbauabsolventInnen betreiben Stellungskrieg um ihre Gebärmutter.
Kluge Kinder und, noch besser, kluge Eltern braucht das Land.

Aber woran liegt denn diese „Fehlverteilung“ der Geburtenzahlen?

Unsere Gesellschaft ist geprägt von sogenannten „neuen Familienformen“. Alleinerziehende, Patchwork, Stiefkinder, soziale Problemfälle. Je früher und je stärker Kinder davon geprägt wurden, desto mehr und eher flüchten sie sich in ihre eigene, kleine, heile Familienwelt. Die Undurchlässigkeit unseres Bildungssystems kommt noch dazu: Einmal in eine arme (auch sozial arme) Familie geboren, führt der Weg meist direkt auf eine Hauptschule und dann im besten Fall zu einer gering qualifizierten Ausbildung. Da ist die Flucht in die vermeintlich schöne, heimelig-kuschelige Familienwelt naheliegend. Wenns nicht klappt, kommt eben der nächste Partner/Vater. Probleme werden nicht gelöst, sondern einfach weggetrennt. Somit kommen wir in eine Spirale, aus der wiederum Kinder hervorgehen, die emotional instabil sind.

Haarfarbe geändert, Avatar angepasst!

Auf der anderen Seite stehen die jungen Akademikerinnen und die, die es werden wollen. Allein schon unsere Ausbildung dauert im besten Fall an, bis wir 25 sind. Dann noch ein paar Jahre arbeiten, damit man sich nicht irgendwann in die Mutterzeit verabschiedet, um nie wieder aufzutauchen („Mir wird das ja nieee passieren!“). Wir sind hauptberufliche Lebensoptimiererinnen. Erst muss der perfekte Zeitpunkt gefunden werden, es muss der perfekte Job dafür da sein, mit Wiedereinstiegsoption, der perfekte Samenspender muss gefunden sein, und man muss sich selbst klar sein, welches Frauenbild man verkörpert. Hausmuttchen? Business-Tigerin? Irgendwas dazwischen?

Dieser spezielle Zeitpunkt wird übrigens nie eintreten. Man bekommt nur mehr Falten.

Yeah, xx



5 Kommentare:

  1. Kennste den Film 'Idiocracy'? Genau so stell ich mir unsere Zukunft vor...

    (und was hast du denn dauernd mit den MaschinenbaustudentInnen? oO )

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  2. Wo ist eigentlich ein problem dabei, ein Kind aufzuziehen, während man studiert/arbeitet? Ich wurde geboren, als meine Mutter mitten im studium war und meine eltern waren danach net mehr so lang zusammen. Auch ausgegangen is die noch, daran kann ich mich vage erinnern. Trotzdem hat meine mutter ihr diplom gemacht und danach gearbeitet und ich hab abitur ...
    Und ich bin kein einzelfall, allein aus meinem sonstigen bekanntenkreis fallen mir spontan 3 weitere beispiele dieser art ein.

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  3. Lang lebe die edit-funktion -.-
    Man streiche bitte das "sonstigen" und denke sich im ersten satz korrekte grammatik hinzu, ich bin irgendwie grad net in der lage, den satz richtig zu formulieren .____.

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  4. Hier in Österreich gibt es genau das gleiche Problem ;) Ich studiere aber dafür Informatik und bin trotzdem von der "auf jeden Fall mal Kinder"-Franktion. Man muss ja nicht gleich jahrelang in Karenz bleiben. Wenn ich z.B. im ersten Jahr in Karenz bliebe und der Kindsvater im zweiten Jahr, glaub ich nicht, dass das der Karriere so sehr schaden würde. Danach kommt das Kind in den Kindergarten.

    Bis 25 studieren will ich außerdem sicher nicht, wenn ich mit 18 anfange... außer ich mache noch den Dr. dazu (was ich nicht glaube). Ich denke, das ist alles eine Sache des Managements.

    Ich kenne dafür aus dem Akademiker-Bekanntenkreis meiner Eltern einige Frauen, die Karriere gemacht haben, und mit 40 dann unbedingt ein Kind wollten, bevors zu spät ist. War dann auch leider schon zu spät.

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  5. Der Post ist zwar schön älter, aber ich kommentiere jetzt trotzdem, weil es eine Sache ist über die ich auch schon ein paar mal nachgedacht habe.
    Eine Kommilitonin von mir hat, da sie selbst ich Kind von 1-2 Jahren hat, im letzen Semester eine empirische Umfrage durchgeführt, die es sich denn so mit Kind studiert. Natürlich kam heraus, dass es nicht so rosig ist, wie die Uni das gern darstellt. Wir haben eine interne Kita, Rabatt für Essen in der Mensa für Kinder und all sowas, aber das hilft nur minimal. Das größere Problem ist, dass die jungen ELtern zu wenig Zeit für ihr Kind hätten, wenn sie so studierten, wie es im Modulkatalog steht. (6 Stunden lernen die Woche pro Modul und solche Späße... ich kann mich das schwerlich vorstellen.)
    Ich denke, dem Kind schadet das nicht wirklich, aber für die Eltern ist es schade.
    Und die andere Sache: Wieso wollen alle erstmal in den Beruf einsteigen, bevor sie ein Kind bekommen? Ich habe vor, nach meinem Master, vor dem ersten Job, mein ersten Kind zu bekommen. Man hat doch immer einen Partner, wenn man ein Kind plant oder? Sonst wirds sowieso viel zu teuer, mit Samenspenden und sowas (Adoption lasse ich einfach mal weg, da das Kind da schon bisschen älter ist und der Faktor des Alters der ELtern wegfällt). Mit dem Ersparten und einem Verdiener in der Familie, + der Unterstützung zumindest meiner Eltern auf die ich Baue, sollten sich doch 6 bis 12 Monate überstehen lassen, Luxus bin ich als Studentin eh nicht gewohnt.Und danach in den Job einsteigen, ganztags, meinetwegen auch in den späten Nachmittag hinein, da der Mann als Lehrer ja sowieso früher Schuss hat.
    Klingt doch ganz nett, oder? Bin ich da zu blauäugig, oder stehen die anderen (angehenden) Akademikerinnen nicht so sehr auf Kinder, wie ich es tue?

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