Dienstag, 5. März 2013

Tomb Raider 2013

Normalerweise mache ich sowas ja nicht. Also, Spielereviews, jetzt. Aber anderenseits habe ich mich über dieses Spiel so geärgert, vor Wut geweint, den Fernseher angeschrien und sitze jetzt, nach dem Ending auf dem Sofa und kann mich nicht entscheiden, ob ich das, was ich eben gesehen habe, gut finden soll. Ich bin, was Tomb Raider angeht, sehr zwiegespalten und möchte meine Eindrücke mit euch teilen.

Spoilerwarnung. Ich werde zwar nichts über die Story verraten, aber wenn ihr das Spiel selbst noch spielen wollt, dann solltet ihr den Artikel mit Vorsicht lesen.

Wer sich jetzt fragt, warum ich das schon schreiben kann - ja, ich habe das Spiel schon durchgespielt. Die Hauptstory dauert nur etwa 10 bis 12 Stunden, dann ist man durch (Und wir haben schon ziemlich gebummelt). Das ist natürlich für ein Vollpreisspiel ziemlich enttäuschend, aber scheint mittlerweile eher die Norm zu sein als eine Ausnahme.

Was man anerkennen muss: Tomb Raider sieht wunderschön aus. Die Umgebungen in der Natur sind lebendig, farbenprächtig und es macht einfach Spaß, sie zu erkunden. In Innenräumen ist dann aber teilweise so dunkel, dass man kaum erkennt, was man machen soll und im Sekundentakt den "Überlebensinstinkt" aktivieren muss, der das Bild schwarzweiß färbt und alle Interaktionsgegenstände aufblinken lässt. So kann man sich dann zumindest ein bisschen orientieren.

Lara selbst ist wahnsinnig gut animiert. Jede Bewegung sitzt und sieht fantastisch aus. Das Spiel ist Eye-Candy pur. Das muss man so stehen lassen und es während des Spiels geniessen.

Die deutsche Synchro ist von extrem guter Qualität. Vor allem Laras Sprecherin, Nora Tschirner (!) haucht ihr viel Leben ein und spricht genauso, wie man sich eine verängstigte 18-Jährige in so einer Situation vorstellt. Auch alle anderen SprecherInnen machen einen guten Job. Weiterer, dicker Pluspunkt.

Von der optischen Seite her also anscheinend ein echter Knüller? Warum denn dann jetzt diese Unsicherheit und diese verhaltene Freude nur meinerseits?

Im Vorfeld der Veröffentlichung hat sich Tomb Raider schon einiges an Kritik eingefangen. In den Trailern konnte man die extreme Gewalt schon erahnen, und nachdem das Spiel nur ab 18 Jahren erschient, ist keinesfalls übertrieben. Die Gewalt, die Lara angetan wird, die sie aber auch allen anderen Beteiligten im Laufe der Story antut, ist in meinen Augen extrem übertrieben. Und mit extrem übertrieben meine ich: Sie musste nicht sein und sie macht überhaupt keinen Sinn.

Ja, ja, es ist ein ACTION-Adventure, da muss man mit Kämpfen rechnen. Okay, geschenkt. Aber gegen Ende läuft Lara mit einem Granatwerfer und einer MG anderthalb Stunden lang durch ein altes Kloster und schiesst auf alles, was sich bewegt. Im gesamten Spielverlauf springen alle 20 Minuten hinter irgendeinen Stein Gegnerhorden hervor, die begleitet von aufgeregt fiedelnder Streichermusik, erstmal niedergemäht werden müssen. Für mich ist das ein besonders großer Kritikpunkt. Erstens HASSE ich Shooter. Und zweitens macht dieses Gegnerschlachten keinen Sinn.

Es sollte ja besonders großen Wert auf Laras ersten Mord gelegt werden, den man auch in einem Trailer zu sehen bekam. Sie wurde dabei von einem Söldner sexuell angegriffen und hat ihn dann im Verlauf dieser Ereignisse in Notwehr umgebracht. Dafür haben die Entwickler viel Kritik geerntet. Was mich stört ist vor allem Folgendes:

Game Designer Darrell Gallagher dementierte später die Andeutungen auf versuchte Vergewaltigung und sagte, dass die Momente im Spiel, die Laras Charakter definieren, fälschlicherweise so bezeichnet wurden. Lara werde in der Situation dazu gezwungen zum ersten Mal einen Menschen zu töten. In dieser Szene passiere nicht mehr, als bereits gezeigt wurde. Sexuelle Nötigung jeglicher Art sei definitiv nicht das Thema des Spiels.
 Das stimmt nicht. Die Szene zeigt ganz klar eine versuchte Vergewaltigung. Das ist aber nichtmal der Punkt: Ja, es mag für Lara sichtlich schockierend gewesen sein, diesen einen Mann zu töten. Aber bei den danach folgenden 400 Männern zeigt sie nie wieder auch nur einen Moment davon. Kein bisschen. Als hätten die Entwickler den Punkt, dass Lara eine Studentin ist und keine blutrünstige Amazone, danach komplett vergessen. Mit Pfeil und Bogen, Pistole, Schrotflinte, MG, Granatwerfer und Kletteraxt metzelt sie im Spielverlauf alles und jeden ab. Sowohl die ständigen Gegnerwellen, als auch Wachsoldaten, die sich bei einem Schachspiel in der Wildnis darüber unterhalten, wie gerne sie wieder nach Hause wollen.

Neben dieser Gewalt ist es auch absolut maßlos, was Lara angetan wird. Spätestens nach den ersten zwei Spielstunden hätte sie schon zweimal tot sein müssen. Und es wird mit jeder Cutscene schlimmer. Am Ende hat sie (nach unserer Zählung) ein schweres Nierentrauma, alle Gliedmaßen und einige Rippen gebrochen, eine offene Wunde am Bauch und am Arm (mit der sie durch so einige Tümpel und die Kanalisation watet), wurde mehrmals über Kopf aufgehangen, ist zwei Wasserfälle runtergespungen, hat sich einen brennenden Pfeil in ihre Fleischwunde gehalten und hat 4 Tage lang weder geschlafen, noch etwas gegessen. Und auf dem Klo war sie auch nicht.

Von den Game Over-Animationen mal noch ganz zu schweigen. Wenn man das cool und lustig und megageil findet, wie Lara aufgespießt oder erschossen wird, ist man ein schlechter Mensch. Und ja, das wird in aller Deutlichkeit äußerst graphisch gezeigt.

Eine der Fragen, die ich mir gestellt habe war, ob ein männlicher Held auch ALLE diese Traumata hätte durchmachen müssen, um zu rechtfertigen, warum er so ein großer Held geworden ist. Ziel des Spiels ist es ja, uns zu zeigen, wie Lara Croft zu der Bad Ass-Archäologin wurde, die wir kennen und lieben. Meiner Ansicht nach ist sie nach den Erlebnissen auf der Insel ein traumatisierter Sozialfall.

Achja, und die Story ergibt überhaupt gar keinen Sinn. Aber das zu analysieren wäre jetzt zu spoilerbehaftet.



Aber hey, es ist wenigstens ein ziemlich gutes Assasins Creed!

4 Kommentare:

  1. Schön zu hören. Im Grunde habe ich mir gedacht, dass das Spiel so läuft. Traumhafte Grafik, aber Trauma für Lara.
    Ersthaft, wieso müssen Frauen erst mehrmals dem Tod von der Schippe springen und vollkommen an den Rand der Menschlichkeit gebracht werden, um Heldinen zu werden? Und Männer springen meist aus der Wiege und ihr Brusthaar weht heroisch im Wind. Im übertragenen Sinne.
    Bad Ass-Archäologin gefällt mir, schöne Befursbezeichnung. =3
    Alles in allen scheinen sich die Entwickler nicht besonders viel Mühe gemahct zu haben. Zwei, drei Griffe in die Klischee-Kiste, dann ballern, Abspann. Zwischendurch ne Menge Blut, Veröffentlichung. Gut, dass ich nicht vor hatte, das zu spielen. Aber ich werde meine Umgebung warnen. Danke für den Artikel, meinetwegen kannst du gerne mehr Spielreviews machen. =)

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  2. Sehr gut. Endlich mal eine Meinung, die fern ab dieses "Sieht ja alles so geil aus"-Hypes hinter die Kulissen blickt. Dieses Tomb Raider hat nur eines mit dem Original-Spiel zu tun: Den Titel. Weiter nix. Es reicht einfach nicht, eine tolle Grafik und eine funktionierende Technik anzubieten. Da kann ich mich auch vor meine Waschmaschine setzen und mich stundenlang drüber freuen wie bunt alles ist und dass es rund läuft. Spiele, die eine gute Grafik haben UND gefälligst funktionieren, halte ich für selbstverständlich. Alles andere ist Müll.

    Dieses Spiel gehört allerdings wirklich in die Tonne. Trotz guter Grafik. Ich mochte Lara mal. Hier geht sie mir aber gehörig auf den Nerv. Ich lehne Gewalt in jeder Form ab. Auch in Games. Insofern stehe ich dem Ganzen extrem distanziert gegenüber. Es passiert nichts Spannendes, die Figuren sind mir schnuppe. Denn wenn ich das für echt halten würde, müsste ich die Hersteller dieses Schwachsinns anzeigen. Schade, dass Volksverdummung kein strafbares Delikt ist. Wer an dem Spiel Spaß hat, der ist leicht zu begeistern. Wirf ihm drei blutige Schnitzel auf ein "Mensch Ärgere Dich Nicht"-Brett und er flippt aus vor Freude. Kinderkram. Oder besser: Unreifer Jungenskram.

    Die Handlung ist so dämlich und vorhersebar, dass man wirklich kein einziges Buch gelesen haben dürfte, um das interessant zu finden. Das Rumrennen auf den Leveln ist sinnlos, weil man nicht wirklich etwas tun muss und das immer wieder stupide Abknallen von Gegnern ist so dermaßen LANGWEILIG, dass ich mich anstrengen musste, nicht einzuschlafen. (Ich habe dann etwas fetzige Musik über Kopfhörer gehört. Das hat mich wachgehalten. Ob ich im Spiel höre wie Lara zum hundertsten Mal irgendeinen Blödsinn faselt oder sonstwer vor sich hinlallt, ist unwichtig.)

    Es gibt absolut GAR NICHTS, was einem halbwegs Hirnaktivem da gefallen könnte. Wer was anderes behauptet, glaubt auch, dass Akkord-Arbeit inner Keksfabrik eine intellektuelle Höchstleistung ist.

    Meiner Meinung nach ist Lara Croft tot. Und zwar so lange, bis Spieleprogrammierer endlich intelligente Handlungsabläufe und Rätsel in einem T.R.-Game unterbringen, die der Fangemeinde würdig sind. Dieser Scheiß beleidigt meine Intelligenz und das hat mich geärgert.

    In einem Forum schrieb ein Typ, dass er es "geil findet, wie diese Über-Amazone endlich mal was auf die Fresse kriegt." Da merkt man schon, welche Klientel damit gesucht und bedient wird. Niemand hat bisher einem männlichen Helden gewünscht, möglichst lange wimmernd und schmerzgekrümmt am Boden rumzukriechen.

    Peinlich. Die meisten Spieler, die sich vor Begeisterung über dieses Game nassmachen, sind mit Monopoly schon überfordert. Es ist nicht mal ein Spiel. Es ist ein Film, den man durch Tastendrücken aktiviert. Es gibt keine Erfolgserlebnisse für den Spieler. Nur das übliche "Hochlevelen" von Eigenschaften bzw. Ausrüstung, was in Diablo aber konsequenter, ehrlicher und spaßiger ist.

    Ich kann nur hoffen, dass sie die Produktionskosten nicht damit einnehmen. Dass sie dabei draufzahlen und wenn sie daraus nichts lernen, sollten sie pleite gehen. Alles, was die Fangemeinde eigentlich gewollt hat und den Produzenten immer wieder erzählt hat, wurde ignoriert. Sie wollten so schnell wie möglich ganz viel Geld mit einem T.R.-Game machen. Nur dann, wenn sie darin versagen, könnte es einen Lerneffekt auslösen. Ansonsten ist Lara tot. Basta!

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  3. Ich fand das Spiel nett. Lara ist angenehm sympathisch, auch ohne aufgepumpte Tittchen.
    Dass sie sich stääändig verletzt und Gefahr läuft vergewaltigt zu werden, hab ich nicht gemerkt. Jedenfalls nicht mehr als in anderen Spielen..aber gut, mit ner Frau als Protagonistin ist man heutzutage wohl sensibilisiert auf sowas

    Das Geballer war mir allerdings auch etwas too much...wobei ich hier schon abgehärtet war, weil ich kurz zuvor die Uncharted Reihe gespielt hab harr

    Nora Tschirner als Synchronsprecherin fand ich dafür furchtbar, hatte die ganze Zeit irgendwelche Til Schweiger-Filmchen vor Augen D:

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  4. Ich spiele seit ich ca. 12, 13 bin gerne Konsolen- & Computerspiele, v.a. Ego-Shooter und Strategie- sowie Rennspiele.

    Mir gefallen die Gewaltdarstellungen, die ich nicht extrem oder übertrieben finde. Realistisch sind solche Spiele eh nicht, egal ob weiblicher oder männlicher Held. Ein normaler Mensch würde das real nicht überleben, das dürfte doch eh klar sein. (Ich muss bei sowas immer ein bisschen an meinen Bruder denken, der sich in Filmen über weibliche Helden wie Salt aufregt, weil die Frauen ja viel zu mächtig dargestellt werden und ihre Moves unrealistisch sind und das gar nicht sein kann, dass die Frau einen oder mehr trainierte Männer im Kampf mit oder ohne Waffen besiegt,egal wie geschickt sie sich dabei anstellt, sodass es weniger auf die kräftemäßigen Unterschiede ankommt, aber dass männliche Helden alleine mit der bloßen Faust diverse Horden von Angreifern besiegen, die mit Schusswaffen bewaffnet sind, stört ihn nicht. Das ist schließlich viel realistischer. ... in einer Männerwelt. /sarkasm off


    Die Mischung aus Kletter- und Schießsituationen gefällt mir persönlich sehr gut bei Tomb Raider, aber ich mag ja auch Ego-Shooter. ^^
    Was mir noch besser gefällt ist, dass ihre Brüste kleiner geworden sind.

    Was ich mir mal wünschen würde in Spielen ist, dass man den männlichen Hauptcharakter auch in knappen Outfits sieht, in denen der halbnackt und auf sexy getrimmt ist. In echt gibt es für Männer zum Glück mittlerweile zumindest in der Lack- und Lederwelt entsprechende Outfits.

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