Donnerstag, 26. Juli 2012

Sie sind unter uns!



Mein Sommerurlaubsversprechen hat ja lange gehalten :D Aber in der aktuellen MÄDCHEN ist ein SO abstruser Artikel, den kann ich euch nicht vorenthalten. Achja, für die Interessierten: Meine Prüfungen sind ziemlich gut gelaufen, jetzt steht nur noch eine Hausarbeit zum Thema "Geschlecht und Schulerfolg" an. Aber, zurück zum Thema:

Magie. Ich weiß nicht, ob ich von der Wissenschaftlichkeit korrumpiert wurde, aber ich finde Magie eine nette Fantasiespielerei. Ich glaube nicht an höhere Wesen, Engel, Magie, Zaubersprüche und Dämonen. Ich respektiere Religionen und deren Wertekanon, aber wenn ich AstroTV schaue oder spirituelle Seiten im Internet ansurfe, verliere ich schon so ein bisschen meinen Glauben in die Menschheit. Wenn jetzt noch schlechte Jugendzeitschriften in die Gleichung kommen, wirds dann langsam sehr merkwürdig.

Die aktuelle MÄDCHEN hat sich an journalistische Arbeit gewagt und ist dabei eher so...mittelerfolgreich. Worum geht es? Hexen und schwarze Magie, yay!

Ja, Hexen und schwarze Magie


Die Hexen sind unter uns



Wooooho, spooky! Als schlechte Reportage getarnt schreibt Caroline DeClair (Autorin dieses literarischen Meisterwerks) über ein Mädchen aus einer Familie von Hexen und ihrer Ausbildung zur weißen Meisterin. Dabei wird mit keinem Wort darauf eingegangen, dass "Magie" maximal etwas mit psychologischen Effekten zu tun hat. Keinerlei Kritik, mit keiner Silbe. Ich meine, hey, Esoterik und Spiritualität schön und gut, aber ist kritisches Denken nicht universell nützlicher als ein weiterer fraglos zahlender Kunde der Sternen-Industrie? Oh. Wait....



Im Folgenden zitiere ich wild aus dem zweiseitigen Artikel.


"Wir sind Hexen", verrät Leona der Astrologin und Journalistin Caroline DeClaire, die Leonie für die MÄDCHEN Zuhause besucht hat. In einem verschlafenem Örtchen in Norddeutschland, nicht weit vom Brocken im Harz entfernt...
Warte...der Brocken? Seit wann ist der denn in Norddeutschland? Und total magisch, wie Leona innerhalb von einem Satz den Namen wechselt. Großartig! (Nein, dass ist kein Tippfehler von mir. Da steht wirklich "Leona" und "Leonie"...)


Und die hübsche Junghexe warnt uns eindringlich, dass dies [Magie kann böse enden, Anmerkung von mir] auch für Schulnoten und alle anderen Vorteile gilt, die man durch Zaubersprüche und Rituale erzwingen kann.
Stimmt, weil Schulnoten oder andere messbare Sachen zeigen würden, dass der Schmu einfach mal gar nix bringt. Es wird übrigens insgesamt fünfmal im Artikel darauf hingewiesen, wie hübsch Leona/Leonie ist. Klasse. Sie besucht btw. keine Schule mehr und macht auch keine Ausbildung, sondern lernt von ihrer Mutter das "Hexenhandwerk". Ähm. Ja.


Wir verstehen nur Bahnhof und haken nach wie das gemeint ist. Daraufhin weiht uns Leonas Mutter mit einem Beispiel aus ihrem langjährigen Berufsleben als Hexe ein:
Ihr Berufsleben als Hexe? Warum studiere ich eigentlich nochmal genau?

"Um einer jungen Frau zu helfen, die massive familiäre Probleme hatte, schickte ich eine Freundin zu ihr nach Hause. Der Weg mit dem Auto führte durch einen dunklen Wald und weil sie sich ängstigte, begleitete ich sie mental von Zuhause aus, in dem ich Kerzenmagie anwendete. So wurde sie auf der ganzen Fahrt über von einem weißen Lichtstrahl begleitet, der ihr den Weg wies." Eine Story, die uns beeindruckt und uns nicht mehr stutzig macht.
Ähm? Was? Warum macht uns das nicht mehr stutzig? Weil eine Frau, die Geld damit verdient, Leute zu verarschen, euch eine Geschichte erzählt hat? Ich meine...ernsthaft? Mentale Unterstützung via Kerzenmagie und weiße Lichtstrahlen? Und ihr glaubt das? Klar. Klingt plausibel.

Ist schwarze Magie denn wirklich gefährlich? Eindeutig ja! In dem Moment, in dem eine Person - ob Hexe, Magier oder einfach Spinner - jemandem schaden möchte, entsteht durch die Macht der Gedanken eine negative Energie. Das äußert sich durch Depressionen, bis hin zu Psychosen mit Wahnvorstellungen.
Achso, ich dachte immer, Depressionen wären eine Krankheit. Muss mich wohl mal jemand verhext haben. War ich wohl irgendwann mal böse. Ich meine, was soll der Scheiss? Klar, negative Gedanken sind blöd und scheisse, aber die haben doch mit schwarzer Magie, wohooohoooo, nichts zu tun? 


Was kannst du gegen schwarze Magie unternehmen? Hole dir zunächst Rat und Unterstützung bei einer Vertrauensperson. Zum Beispiel bei Eltern, Lehrern, Geistlichen, oder weißen Hexen, zur Not auch bei einer qualifizierten Jugendpsychologin. (Ja, da steht wirklich und ernsthaft "zur Not")
Ich finde keine Worte dafür, das da steht. Ich meine, hey, ich bin froh, dass man sich an seine Eltern wenden soll, wenn man sich schlecht fühlt, aber der Rest? Ehrlich? Bullshit! Riesiger, gewaltiger, stinkender Bullshit.

Esoterik und Spiritualität, auch Glauben können wunderbare Sachen sein. Sie können einem im Leben helfen oder Trost spenden. Aber sie sind keine Handlungsanweisung und erst recht keine Methode.

Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Was haltet ihr davon? Sollten 14-jährige MÄDCHEN lernen, sich ihres Verstandes zu bedienen? Ist diese Art von redaktioneller Kompetenz nicht erstaunlich? Warum mach ich mir Gedanken, ob ich je einen Job finden werde? Sollte ich endlich in den Urlaub? Was sagt ihr?

(So und ich bin jetzt wirklich weg! :D)


4 Kommentare:

  1. Los, ab in den Urlaub mit dir! ;D

    Man sollte meinen, es sei nicht so schwer Menschen etwas sinnvolles und vernünftiges zu vermitteln, aber hey, stattdessen ein solches Thema, das auch noch nicht mal kritisch hinterfragt wird...
    Ich finde, du hast absolut Recht, dass Glaube etc. einem helfen können, aber das so für bare Münze zu nehmen wie in diesem Artikel? Und klar, wenn mir jemand erzählt, jemand anderes hätte aufgrund der eigenen Unterstützung von zu Hause aus ein weißes Licht gesehen, dann glaube ich das auch sofort... Sollte man da nicht eher stutzig werden? Immerhin hat ja nicht die Freundin selbst den "Journalisten" diesen Quatsch erzählt. (Nicht das es dadurch glaubwürdiger erscheinen würde...)

    Das Depressionen hier nicht als eine ernsthafte Krankheit gesehen wird, sondern als Ergebnis von "schwarzer Magie" finde ich im übrigen höchst bedenklich, das erinnert ja schon ein wenig an Scientology, die ja explizit von ihren Mitgliedern fordern, dass keine psychologische Behandlung in Anspruch genommen wird. Ich vermute in dem Fall, dass man sich tatsächlich an eine Hexe wendet, führt die dann irgendein Ritual durch und hey es wird alles wieder Friedefreudeeierkuchen. Oder auch nicht. Immerhin steckt ja auch etwas ganz anderes hinter einem solch ernsten Problem, was effektiv behandelt werden muss. Aber das spielt dann scheinbar keine Rolle mehr, solang man weiterhin solchen Unsinn durchziehen kann. Fehlt nur noch, dass sie behaupten, man müsse sich vor dem bösen Blick hüten....

    Mit Religion usw. kann ich selbst so gar nichts anfangen. Also ich verstehe (im Sinne von: ich kann ungefähr die Hintergründe etc. nachvollziehen) und respektiere die jeweiligen Religionsgemeinschaften, aber ich kann einfach nicht daran glauben, dass da irgendwo ein höheres Wesen sein soll. Zumal es für mich auch keine Rolle spielen würde, ich brauche das einfach für mich nicht (weswegen ich mich auch zwischen Atheistin und Agnostikerin einordnen würde...). Daher kann ich auch absolut nicht mit diesem Esoterikzeug anfangen...

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  2. Oh. Meine. Fresse. Danke fürs Auseinandernehmen!

    Spiritualität hat rein garnichts- GAR NICHTS- mit dem zu tun, was in diesem Artikel steht. Null komma nichts.
    Und dass es als Beruf bezeichnet wird... find ich ja schön widersprüchlich, denn das Glück soll(te) für jeden Menschen zugänglich sein und nicht per Geld.

    Ich würde mich nicht als spirituell oder religiös bezeichnen (in mir regt sich da immer Widerstand, da es für mich immer noch mit einem Abhängigkeitsverhältnis verbunden ist), andererseits glaube ich schon an Psychosomatik und dass manche Menschen eine so immense Kraft in sich haben, die anderen hilft. (Gratis, versteht sich.)

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  3. Frauen, die denken, sind gefährlich. Deswegen versuchen solche Zeitschriften aufopfernd, junge Mädchen von diesem gefährlichen Weg abzubringen ;)
    Spaß beiseite: Spiritualität/Esoterik ist schon seit langem eine patriarchale Zuschreibung an Frauen, gerne mit der Begrüdung, Frauen könnten nicht rational denken, sondern nur emotional. Das diese Kackscheiße immer noch reproduziert wird, finde ich ausgesprochen bedenklich.
    By the way: Deine Hausarbeit finde ich thematisch auch interessant. Einerseits, weil Geschlecht und Schulerfolg momentan gerne als männlicher Opferdiskurs durch die Medien geistert, andererseits weil ich selbst vor Jahren mal eine Arbeit über "Geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarkts" geschrieben habe.

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  4. Seien wir ehrlich, die einzige mysthische Kraft die tatsächlich funktioniert sind die Gaben des großen Mammon und das Wissen um die Dummheit seiner Mitmenschen.

    Rein vom Inhalt her ist der Artikel ausgesprochen unspektakulär. Auch wenn man sich zu dem Hinweis genötigt fühlt, dass das Aktivieren der Autoscheinwerfer vermutlich eine größere Hilfe wäre als irgendwelche Kerzenmagie. Ansonsten geb ich Dir allerdings Recht: dieser völlig blauäugige Ton, der sich mit einem "Isso!" sofort aller Zweifel berauben lässt, ist ein Problem. Nicht nur, dass die Autorin sich eine kritische Haltung verkneift - sie verzichtet sogar auf eine neutrale. Ich will nicht wissen, wie viele Mädels ihr diesen Stuss zumindest teilweise abkaufen.

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