Donnerstag, 9. August 2012

Der Mensch als großes, haariges Tier



Es gibt ja ganz besondere Spezialisten. Leute, die immer wieder unter irgendeinem Stein hervorkommen und ihre (oftmals verblüffend ähnlichen!) Gedanken in den Cyberspace pusten. Unter meinem letzten Beitrag entstand eine Diskussion mit genau diesen Teilnehmern.

Der Punkt, den ich mit meinem Post über die Diskriminierung von Dicken treffen wollte war, dass es riesige, müffelnde Biberkacke ist, Menschen nach ihrem Aussehen zu beurteilen und ihnen dementsprechend Nachteile aufzuerlegen. Anscheinend ist die Diskussion über Diskriminierung immer eine Sache, bei der man den Finger in die Wunde legt - anders kann ich mir manchen aggressiven Kommentar nicht erklären.

Der Ausgangspunkt, von dem die meisten anonymen Kommentatoren ausgehen ist ein biologischer Determinismus. Das bedeutet, dass der Mensch als großes, haariges Tier mehr oder weniger allein seinen Instinkten folgt, jegliches gesellschaftliches Verhalten also nur aus biologischem Trieb heraus erfolgt. Als Soziologin steigen mir da die Tränchen in die Augen. Wenn man allerdings bedenkt, dass Schönheitsideale so ziemlich das unpassendste Thema sind, um mit schnödem Biologismus ums Eck zu kommen, ist das alles halb so wild.

Schönheitsideale sind eine Sache, die extrem kulturell bedingt ist. Die einzige Sache, die sich durch die Zeit hindurch als halbwegs konsistent erwiesen hat, ist eine Bevorzugung von Frauen mit breiten Hüften. Es überwiegten sogar die Zeiten, in denen eher üppige Formen  bevorzugt wurden. Jetzt gibt es natürlich Leute, die das mit einem Mangel, bzw. einem Überangebot an Nahrungsmitteln erklären wollen. Wenn es einen Mangel an Lebensmitteln gibt, bevorzuge mensch üppige Formen, und wenn es ein Überangebot gibt, sind eher schlankere Formen im Rennen. Das widerspricht zwar der "Logik" davon, dass wir alle komplett triebgesteuert sind, aber das wird schon keiner merken.

Tatsache ist aber, dass Schönheitsideale geformt werden. Kulturell und gesellschaftlich. Persönliche Attraktivität ist allerdings eine ganz andere Geschichte. Man könnte alles, was ist sagen wollte, eigentlich nicht besser zusammenfassen, als Kinch es schon mit diesem wunderbaren Kommentar getan hat:



Vielen Dank.

8 Kommentare:

  1. Menschen, welche diese Probleme haben, sind nicht frei. Und das ist wörtlich gemeint. Welches weibliche Tier auf der Welt würde z.B. sonst die gemeinsame Behausung verlassen und das große Geschäft bei den Eltern zu verrichten, damit der Freund nicht seine Plastikillusionen verliert?
    Genauso muß man ja krankhaftes Übergewicht nicht gut finden, aber wenn wenn eine Frau halt nicht mehr hat, hat sie halt nicht und wenn sie hat, dann ists auch gut. Man geht doch nicht an einen Menschen, den man mag, heran und beurteilt mit dem Maßband, ob das noch legitim für eine Beziehung ist. Immerhin haben Normen schon beim Gemüse nicht funktioniert.

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  2. Ging es hier ursprünglich echt um das Recht zu beleidigen? Oder nicht vielmehr um das Recht zu kritisieren? Bei dem ganzen Hin und Her scheint mir der Unterschied irgendwo unter die Räder gekommen zu sein.

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  3. Gerade mit seinem letzten Absatz hat Kinch voll und ganz recht. In dieser Diskussion habe ich mich dabei ertappt(selbst übergewichtig), das ganze ausschließlich analytisch nach so Faktoren wie gesellschaftliche Auswirkungen oder evolutionären Determinismen zu betrachten. Der Kern der Sache ist wirklich das miteinander. Egal wie man zu der Sache steht, egal wie man selbst konstituiert ist jeder Mensch hat einen würdevollen Umgang verdient. Das hatte ich(wahrscheinlich nicht nur ich) vergessen, vielen dank dafür!

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  4. Und ich dachte immer es entspricht exakt männlicher Trieblogik, das zu haben, dass als schwer zu erreichen gilt(z. B. schlanke Geschlechtspartnerin in Wohlstandsgesellschaft), Ich kann mich gerade an keine Gesellschaft erinnern, in der starkes Übergewicht als Attraktivitätskriterium galt, bin mir aber sicher, dass mich jemand darüber aufklären kann.

    Es wäre schön, wenn endlich auch die Träumer aufwachen würden, und den Menschen als das erkennen was er ist: im Kern unfair(und das vermutlich auch zurecht). Gleichheit für alle? Netter Gedanke, aber falsche Spezies.

    Desweiteren ist das mit Sozialwissenschaften immer so eine Sache, aber das lasse ich lieber unausgesprochen.

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  5. @Vorposter_In: Osterinseln. Da wurden Frauen in Höhlen gesperrt und gemästet. Nur mal als Extrembeispiel.

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  6. @Person_über_mir: Ist dem so?

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  7. Also ich habe mal gelesen, dass in Marokko junge Mädchen mit Ziegenmilch regelrecht gemästet werden bis sie richtig fett sind. Nur dann sind sie für die Männer attraktiv und heiratsfähig. Oder bin ich da einer Zeitungsente aufgesessen? *Grübel grübel*

    Mit meinen dicken Freundinnen geht es mir oft folgendermaßen. Wenn sie so richtig quirlig und lebhaft bei der Sache sind vergesse ich oft völlig, dass sie dick sind und gucke dann meist ein wenig verdattert, wenn sie auf einmal über ihr Gewicht jammern und abnehmen wollen. Wieso abnehmen? Achja sie sind ja dick, hatte ich vergessen :-)). Ich meine damit, bei sympathischen Menschen ist mir das überhaupt nicht wichtig. Vielleicht bin ich eine schlechte Freundin, weil ich sie nicht zum Abnehmen animiere?

    Sicherlich bin ich ungerecht gegenüber den unsympathischen Dicken, aber ich denke, viele können gar nicht objektiv über unsympathische Mitmenschen denken.

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  8. @ Anja: Ich hab auch von einem Ritual der Dinka gelesen. Da setzen sich dann ein paar Jugendliche ein paar Monate hin und ernähren sich nur noch mit einer Mischung aus Milch und Tierblut zu... und der Gewinner ist derjenige, der am dicksten wird. Ist definitiv kein "dick" nach Erste-Welt-Standards, aber immerhin.

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