Mittwoch, 23. Mai 2012

Feminismus 101 - Privilegientheorie



Ja, heute wirds theoretisch, deswegen schnell einen strengen Dutt gemacht und die Brille zurechtgerückt, und los gehts.

Dass ich die Privilegientheorie anschneide, werde ich vermutlich noch bereuen. Warum? Es ist ein sehr emotionales Thema, wenn man sich die Diskussionen anschaut. Wenn man gezwungen ist, über seine eigenen Privilegien nachzudenken, kann das schmerzhaft und erkenntnisreich sein.

Eigentlich ist die Erkenntnis ja keine Große: Wir hier in Deutschland sind priviligiert gegenüber Menschen in Afrika, Weiße sind in unserer Gesellschaft priviligiert gegenüber People of Colour (Selbstbezeichnung, hat sich bei mir so eingebürgert, und ich finde den Begriff gut.), und ja: So, wie es momentan aussieht, sind Männern zu großem Teil Frauen gegenüber priviligiert.

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass alle (weißen) Männer in Deutschland in einer fröhlichen pinken Zuckerwattewolke rumschweben und nie Probleme haben. Männer können genau so in furchtbare Situationen kommen wie Frauen und werden in bestimmten Gebieten auch benachteiligt, z.B. Unterhaltsrecht oder Familienzeit. Ebenso unterliegen auch Männer einem gewissen Zwang, was das Verhalten angeht, und werden sozial bestraft, wenn sie aus der männlichen Rolle fallen.



Worum es bei der Privilegientheorie geht, ist das Problem der Diskriminierung. Und nein, Gruppen, die mehr "Macht" oder mehr Privilegien in einer Gesellschaft haben, können nicht strukturell diskriminiert werden. Punkt. Sie können bestimmte Nachteile haben, aber en gros liegt eben keine Diskriminierung vor. Und da kommen Feminismus und Privilegientheorie zusammen.

Der Feminismus (oder, besser ausgedrückt, mein Feminismus) geht davon aus, dass Frauen in Deutschland strukturell benachteiligt sind. Wir unterliegen einer viel stärkeren Kontrolle unseres Aussehens. Das heißt nicht, dass das bei Männern nicht auch so ist. Männer unterliegen z.B. einer viel stärkeren Beschränkung, was Kleidung angeht. Allerdings wird bei Frauen viel stärker auf ihr Äußeres geachtet, und es wird viel schneller Rückschlüsse auf den Charakter geschlossen. Ebenso wird uns Frauen einfach global unterstellt, dass wir nur Shoppen, Schuhe und Diäten halbwegs spannend finden.

Und wer bestreitet, dass dem so ist, dem empfehle ich, als Frau Informatik zu studieren. Das sitzt du in einem Raum mit 80 Männern und wirst als Putzfrau angesehen. Weil Frauen "sich doch für so was schweres nicht interessieren". Ebenso wird bei einem Fehler nicht gleich aufs ganze Geschlecht geschlossen - "Frauen und Technik" eben.



Niemand sagt, dass die gemeine Feministin vorhat, Männer vom Gender-Siegertreppchen zu schubsen, und sich selber an die Spitze zu stellen. Wir wollen das Siegertreppchen anrempeln und anzünden, damit sich alle Menschen auf Augenhöhe begegnen können.

Und dazu ist es wichtig, dass man sich seiner Privilegien bewusst wird. Und auch, dass man sich seines eigenen, unbewussten Sexismus bewusst wird und sich selbst beobachtet. Und das hat nix mit "Tittenbonus" oder "Penenbonus" zu tun, sondern, dass man von der beliebten Auffassung abkommt, Frauen und Männer haben eben gewisse bestimmte Macken. Alle. Immer.

Yeah, xx


Samstag, 12. Mai 2012

Feminismus 101 - Von Haaren, Selbst- und Fremdbestimmung



Radikale Selbstliebe scheint für viele Frauen ein schwieriges Konzept zu sein. Ich meine, hey, auch ich hatte so ziemlich mein gesamtes Leben >12 ein echtes Problem mit mir selber. Und ich wage einfach mal zu behaupten, das geht sehr vielen Frauen so. Frauenzeitungen und Nachmittagsfernsehen befeuern diese Selbstzweifel noch.  Unsere Körper sind zu einer medialen Ware geworden, die normiert, abgemessen und abgepackt wurde.

Das betrifft nicht nur unser Äußeres, auch unser Verhalten. Frauen haben ein gewisses Verhalten an den Tag zu legen, sonst werden Rückschlüsse auf unser Sexualverhalten, unsere Vorlieben oder auf unseren Charakter gezogen. Gerne auch von Außenstehenden.
Und ja, dieses Problem betrifft auch Männer oder Trans*. Hell, das betrifft so gut wie alle menschlichen Untergruppen. Ich schreibe hier aber nur über Frauen, weil ich davon einfach am meisten Ahnung habe ;)

Eins der Merkmale, bei dem mir das stärksten auffällt, betrifft die Körperbehaarung. An und für sich hat das ja keinen zu interessieren, wie und ob man sich enthaart. Trotzdem ist es mehr oder weniger ein Zwang, dem frau untersteht. Ja, es ist tatsächlich ein Zwang. Ich habe es getestet, in einer Mischung aus Neugier, wie ich mich damit fühle, und Trotz. Okay, und keiner Lust auf Rasierer und Co. Also: Ich habe mir 4 Wochen nicht die Beine rasiert. Big Gasp!



Ich enthaare mich im Wesentlichen, seit ich 13 bin. Ich wurde beim Umziehen zum Sport immer gehänselt, weil ich Haare an den Beinen hatte. Meine Mama hatte mir aber verboten, mit dem Rasierer zu hantieren. Heute bin ich ihr dankbar dafür, aber damals - die Hölle. Also, 8 Jahre intensives Enthaaren. Im Sommer öfter, im Winter seltener. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: Warum eigentlich? Warum tue ich mir das jeden zweiten Abend an, nur um dann keine 8 Stunden später wieder rumzustoppeln? Von Wachs und Epilierer mal ganz abgesehen! Ich habe einfach mal drüber nachgedacht, was ich da tue. Und Warum.

Objektiv gesehen gibt es keinen Grund dafür. Biologisch schon gleich zweimal nicht. Also bleibt: Soziale Gründe. Und ich als Expertin für das Zusammenrotten von Menschen in Gruppen sagte vorher: Meine Beinstoppeln gehen keinen was an. Selbst meinen Freund geht das nur in Teilen was an. Nachher sage ich: Menschen sind doof.

Denn ich habe mich persönlich richtig heftig unwohl gefühlt. Selbst mit bedeckten Beinen. Das ist ähnlich wie mit Unterwäsche: Wenn man schöne Unterwäsche trägt, fühlt man sich selbstbewusster. In meinem Kopf ist der Enthaarungszwang inzwischen so verankert, dass ich mich richtig unwohl gefühlt habe. Der Gipfel des Unwohlseins trat dann auf, als ein kleines Mädchen ( 7? 8?) im Schwimmbad ihre Mutti gefragt hat, was ich da an meinen Beinen habe, warum ich da Haare habe.

Argh!

Was will ich jetzt nun damit bezwecken? Dass sich keiner mehr rasiert? Ich weiß selber, dass werde ich wohl nicht hinbekommen. Bekomme ich ja nicht mal bei mir selbst hin. Aber ich will, dass ihr darüber reflektiert: Warum rasiert ihr euch? Warum findet ihr Haare unterhalb der Augenbrauen ekelig? Was denkt ihr, würdet ihr einen Monat ohne Rasierer aushalten? Und wenn nicht warum? Ich will einfach, dass man nicht unbedacht dieser Norm entspricht.

Yeah, xx

Freitag, 11. Mai 2012

Tumblr-Time!

Für die Leute, die meine heißen Titten-Bilder toll finden: Ich bin auch auf Tumblr zu finden! Mit awesomtastischen Haaren, hübschen Frauen, viele Haie und Pony-Content! Schaut mal vorbei:



http://feminismandsharks.tumblr.com/

Yeah, xx

Donnerstag, 10. Mai 2012

Gesetze sind jetzt auch eher so Auslegungssache - "Rache ist süß"-Tipps



Rache ist so eine Sache. Es ist definitiv eine Emotion die ich nachempfinden kann. Trotzdem sollte man sich wohl überlegen, wenn man tatsächlich....Ach was, Fuck it. Die BravoGirl-Redaktion hat zwar erheblich mehr Verantwortung als ich, macht sich aber weniger Gedanken drum. In einer Ausgabe gibt es deswegen "Saulustige Rache bei Eltern, Zicken oder Exfreund-Alarm". Solche kleineren Dinge wie Gesetze oder Regeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens sind in der Welt der Redaktion eher so ein kleines Hindernis, wenn man mal richtig fies sein will. Kihihihi!

Also, welche Tipps werden da denn so gegeben?

Verfasse einen Aufsatz und spicke ihn mit lauter fiesen Hinweisen auf die blöde Zicke! Dann melde dich und lies deinen Aufsatz laut vor! Die Klasse wird sich kaputtmachen.
Ja. Über dich. In welcher Welt lebt der Autor eigentlich,  in der man in der Schule einfach so irgendeinen selbstgeschrieben Mist aufsagen darf?

Wenn du Zugang zu ihrem Handy hast, tausche doch einfach mal ein paar Nummern aus, zum Beispiel die von ihrem Freund gegen die von ihrer Oma! Die wird sich über die komischen SMSen wundern und du hast deinen Spaß. Sooooooo lustig!
Wie sollst du das denn bitte merken und deinen "Spaß" daran haben? Und um an das Handy einer anderen Person zu kommen, muss man es doch...klauen, oder? Rufen die hier zum Diebstahl auf? oO

Aber auch die eigenen Erzeuger dürfen nicht zu kurz kommen!

Verstecke MINDESTENS 3 Wecker im Schlafzimmer deiner Eltern und stelle sie auf unterschiedliche Weckzeiten ein! Am besten am Wochenende!
Und das führt...wozu? Lebe ich in einer Realität, wo solche Tipps tatsächlich in Zeitungen gedruckt werden?

Klebe eine Tür, die nach innen aufgeht. von außen mit Zeitungspapier zu! Wenn Mama oder Papa sie öffnen, stehe sie vor einer Zeitungswand. Durchkommen unmöglich!
Klar. Total unmöglich. Und immernoch, welchen Effekt soll das haben? Dass die Eltern den Paragraphen verfluchen, dass man Kinder nicht verhauen darf? Ernsthaft. Ich finde das nicht wirklich befriedigend.

Schicke deinen Eltern doch mal liebe Grüße übers Auto! Schreibe einfach mit einem knallroten Lippenstift auf Scheiben und Türen!
Dazu fällt mir echt nix mehr ein. Ernsthaft.

Aber auch der bösi-böse Exfreund darf nicht ungeschoren davonkommen:

Manipuliere seine Neue! Das wird ihn wahnsinnig machen. Erzähl seiner neuen, dass er in der Nase popelt. Ekel-Alarm!
Wow. Das ist echt großartiges soziales Verhalten, was den jungen Damen da beigebracht wird.



Aber naja, Gesetze oder soziale Regeln scheinen der Bravo-Redaktion eh verhältnismäßig wurscht zu sein. So zum Beispiel auch bei dieser Leser-Frage aus der aktuellen Ausgabe:

Wo können wir Sex haben?
Mein Freund und ich haben schon miteinander geschlafen. Doch wir sind so gut wie nie ungestört, das nervt total! (Marielle, 16)

Den Luxus einer sturmfreien Bude haben die wenigsten Paare in eurem Alter. Nutzt jede Gelegenheit! Wenn ihr abends ausgeht. Oder sucht nach Ausweichmöglichkeiten wie die Scheune beim Bauern (o.O), der Schrebergarten von der Oma (O.o) oder bietet an, die Blumen von Bekannten zu gießen und habt dann dort Sex! (O.O)

Alter...Ernsthaft? Ernsthaft.

Yeah, xx

Donnerstag, 3. Mai 2012

Feminismus 101 - Was mir unsagbar auf den Sack geht



Es ist faktisch nicht möglich, am feministischen Thema zu diskutieren. Zumindest nicht, wenn man tatsächlich irgendetwas erreichen will und keine Lust hat, dass sich an jedem Wort hochgezogen wird. Für mich sieht es immer so aus: "Wenn du nicht für uns bist, bist du gegen uns." Und zwar von allen Seiten.  Beispiel? Gerne.

Elitemedium hat sich den Text von Anarchie und Lihbe vorgenommen. Es geht, kurz zusammengefasst, darum, dass Männer sich gefälligst scheiße zu fühlen haben: 

“Wenn du ein Mann* bist, muss es sich scheiße anfühlen, wenn dir die nichtmännlichen Leute um dich rum erklären, welche Privilegien du besitzt. Wenn du breitbeinig dasitzt und mit deiner Stimme einen Raum beherrschst, muss es sich scheiße anfühlen, wenn andere dir schildern, wie ohnmächtig und verloren sie deine Dominanz machen kann.”

Das ist eine ziemlich extreme Meinung und meiner Ansicht nach auch nicht so wahnsinnig zielführend:










Aber dieser Kommentar hat eine kleine Entrüstungswelle durch die Kommentarspalte geschickt:










Elitemedium hat vollkommen Recht: Bestimmte Gruppen können bestimmte Art von Diskriminierung nicht nachvollziehen. Das ist ein Teil des vielzitierten "männlichen Privilegs", dass ja schon bei der bloßen Erwähnung körperliche Schmerzen bei manchen Leuten auszulösen scheint. 

  • Nein, Männer können nicht nachfühlen, wie es sich anfühlt, als Frau nachts Angst zu haben eine dunkle Straße langzugehen.
  • Nein, Männer können nicht nachfühlen, wenn man als Frau im Vorstellungsgespräch abgelehnt wird, weil man ja Kinder bekommen könnte.
  • Nein, viele schlanke Menschen (und viele Männer) können nicht nachfühlen, wie es ist, wenn man sich nicht traut, in der Öffentlichkeit zu essen, weil man sonst ausgelacht wird.
  • Nein, Heterosexuelle können nicht nachfühlen, wie es ist, wenn man als Homosexueller seinen Lebenspartner verstecken muss.
  • Nein, Cismenschen können nicht nachempfinden, wie es ist, wenn man in seinem Körper nicht zuhause ist.
(Cismenschen: Gegenteil von Transmenschen, also Menschen, bei denen biologisches und empfundenes Geschlecht zusammenpasst, aka. "Die Meisten")
  • Nein, weiße können nicht verstehen, wie Andersfarbige mit Vorurteilen überhäuft werden.

Was soll jetzt also diese pseudogrammatische Auslegung meines Textes? Einfach absichtliches Falschverstehen? "Mimimimimi, da fehlt ein Adjektiv!" Ein Einzelfall ist es zumindest nicht, das hat Methode. Es nervt. Und ganz ehrlich: Ihr nervt. Ernsthaft, ihr habt es geschafft. Eine Feministin, die halbwegs daran interessiert war, in Diskurs zu treten, die mit euch "Männerrechtlern" reden wollte, hat keinen Bock mehr.

Ich verstehe mittlerweile, warum viele feministische Blogs keine Böcke haben, in Diskurs zu treten und in ihrer eigenen Sphäre schweben.

Da ich das aber auch reichlich bescheuert finde, allerdings aber auch ziemlich abgepisst bin, muss ich mich wohl zusammenreissen. Muss ich das? Will ich das? Ich meine, hey, ich könnte auch bis zum Ende meiner Blogger-Tage Bravos lesen und harmlose Texte schreiben. Aber damit wird man nicht gehört. Man wird nur gehört, wenn man trollt. 

Kann mir da jemand Nachhilfe geben?

Yeah, xx

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